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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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sie unverzüglich
auf die Gruppe der Tänzer zu. Heute abend, dachte sie verwundert, könnte ich
mir fast vorstellen, einen Ex-Konföderierten zu lieben statt Seaton Flynn. Sie
fragte sich, ob Guthrie auf der Plantage tanzen gelernt haben mochte, wie ihm
dort das Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht
worden war. Oder hatte eine Frau ihn das Tanzen gelehrt – vielleicht die
geheimnisvolle Annie?
    Sie
tanzten, bis Caroline völlig außer Atem war, und selbst dann tanzten sie noch
weiter. Guthrie schien die anderen Frauen, die ihn mit ihren Blicken
verschlangen, überhaupt nicht zu bemerken und verließ Caroline nur, um ihr ein
Glas Punsch zu holen, als die Musiker eine Pause machten.
    »Ist das der Vagabund, der oben in den Bergen auf Kupfer gestoßen ist?« wollte
Hypathia wissen, die sofort zu Caroline herüberkam, als Guthrie fort war. Sie
machte vor Verblüffung große Augen und strich sich unablässig mit einer Hand
über ihr mausgraues Haar.
    »Sein Name
ist Guthrie Hayes«, erwiderte Caroline heiter und zum ersten Mal seit Seatons
Verhaftung glücklich. »Und er ist kein Vagabund.« Sie redete sich ein, Guthrie
nur deshalb zu verteidigen, weil sie den Eindruck erwecken wollte, an ihm
interessiert zu sein, damit niemand erriet, wer hinter Flynns bevorstehendem
Ausbruch steckte.
    Hypathia
fächelte sich mit ihrem Taschentuch Luft zu. »Wir wissen alle, was eine solche
Empfehlung zu bedeuten hat – vor allem, wenn sie von dir kommt!«
entgegnete sie spitz.
    Hypathia
bezog sich auf Carolines unerschütterlichen Glauben an Mr. Flynns Unschuld,
den sie wie alle anderen in der Stadt für völlig fehlgeleitet hielt. Caroline
bedachte sie mit einem ärgerlichen Blick, aber bevor sie die Zeit hatte, sich
eine scharfe Antwort zurechtzulegen, kam Guthrie mit dem Punsch zurück.
    Seine
grünen Augen schienen Caroline zu verschlingen, während sie gleichzeitig
schelmisch funkelten und seine Lippen sich zu jenem draufgängerischen Lächeln
verzogen, das sie immer wieder von neuem aus der Fassung brachte.
    »Danke«,
sagte sie, gleichermaßen froh über die Unterbrechung wie über das Getränk.
    Hypathia
schien darauf zu warten, Guthrie vorgestellt zu werden, aber Caroline trank
zuerst einen großen Schluck von dem kühlen Punsch, bevor sie sagte: »Hypathia,
darf ich dir einen guten Freund vorstellen – Mr. Guthrie Hayes? Guthrie, das
ist Miss Hypathia Furvis.«
    Obwohl
Guthrie Hypathia zunickte, schien er ihre Anwesenheit kaum wahrzunehmen, und
endlich gab sie es auf und ging.
    »Sie wollte
sicher, daß du mit ihr tanzt«, meinte Caroline.
    Guthrie
nahm ihren Arm und geleitete sie zur Tür. Draußen auf den Stufen drängten sich
trinkende und lachende Männer, aber sie machten ihnen sofort Platz und
verstummten, als das Paar vorbeiging.
    Guthrie
führte Caroline auf den Spielplatz, wo sie sich auf eine Schaukel setzte und an
ihrem Punsch nippte. Guthrie zündete sich eine Zigarre an, lehnte sich an den
Pfosten der Schaukel und betrachtete Caroline sinnend.
    »Veranstalten
sie das oft?« fragte Guthrie. Seine Stimme klang ein wenig rauh, aber das schob
Caroline auf seine unangenehme Angewohnheit, Zigarren zu rauchen.
    Drinnen
begann die Musik von neuem, und die meisten Leute gingen in den Saal zurück.
»Einmal im Monat oder so«, erwiderte Caroline achselzuckend. Sie dachte an den
Kuß, den sie mit Guthrie im Schatten des Ahornbaums ausgetauscht hatte, und an
seinen harten muskulösen Körper, der sie während des Tanzes gestreift hatte.
    Guthrie zog
an seiner Zigarre und machte ein entschlossenes Gesicht. »Morgen breche ich
nach Laramie auf«, begann er. »Und vorher möchte ich, daß du mir alles sagst,
was du über den Überfall auf die Kutsche weißt.«
    Seufzend
erhob sich Caroline von der Schaukel. Der Zauber des Abends war verflogen; die
harte Realität hatte eingesetzt.
    »Seaton war
geschäftlich unterwegs, als der Überfall und der Mord stattfanden«, antwortete
sie, während sie langsam auf die Straße zuging. Guthrie folgte ihr und legte in
einer beruhigenden Geste seine Hand auf ihren Rücken.
    »Gab es
denn niemanden, der das bezeugen konnte?« fragte er nachdenklich.
    Caroline
schüttelte den Kopf. »Er fuhr nach Laramie, und das Verbrechen geschah auf
halbem Wege zwischen Laramie und Bolton. Die Kutsche wurde von sechs maskierten
Männern angehalten,
deren Anführer groß und dunkelhaarig war wie Seaton. Ein Zeuge sagte aus,
Seaton habe den Kutscher erschossen, obwohl der Mann ihm bereits

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