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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Schnauze.
    Caroline
holte tief Atem, sammelte ihren ganzen Mut und ging auf Guthrie zu.
    »Ich muß
dich um einen Gefallen bitten«, sagte sie ganz offen. »Aber ich bin bereit,
dafür zu zahlen, falls es nötig ist.«
    Guthrie
seufzte und stützte die Hände in die Hüften. »Was ist es jetzt schon wieder?«
erkundigte er sich mißtrauisch.
    »Heute
abend findet ein Ball in der Schule statt«, sagte Caroline tapfer. »Es wäre
schön, wenn du mich begleiten würdest, Gutbrie.«
    Seine
grünen Augen zwinkerten vergnügt. »Du würdest dafür bezahlen, mit mir auf einen
Ball zu gehen? Dann muß ich dir doch sympathischer sein, als du bereit bist,
zuzugeben.«
    »Du bist
mir gar nicht sympathisch«, entgegnete Caroline schnippisch. »Es ist nur,
weil ... nun ja, ich habe meine Gründe, dich darum zu bitten.«
    »Das kann
ich mir vorstellen«, erwiderte er trocken. »Etwas Spontanes hast du bestimmt in
deinem ganzen Leben noch nicht getan.«
    Caroline
nahm sich zusammen, um ihren Ärger nicht zu zeigen, aber die Tatsache, daß
Guthrie ihr Dilemma zu genießen schien, erschwerte es ihr sehr. »Was ist nun –
begleitest du mich oder nicht?«
    Guthrie
seufzte und zog seinen Hut. »Ich würde mich geehrt fühlen, Miss Caroline«,
antwortete er höflich, aber um seine Mundwinkel zuckte es, und seine Augen
funkelten vergnügt. »Allerdings habe ich mich noch nie von einer Dame für meine
... Aufmerksamkeiten bezahlen lassen. Und ich werde jetzt nicht bei dir damit
anfangen.«
    Caroline
errötete vor Verlegenheit. »Danke«, erwiderte sie unsicher.
    Guthrie,
der ihr Unbehagen sehr zu genießen schien, setzte seinen Hut wieder auf und
sagte schmunzelnd: »Ich hole dich um sieben ab. Sei bitte bereit.«
    Caroline
wagte es nicht, ihn anzusehen. So nickte sie nur zustimmend, wandte sich ab und
entfernte sich rasch von ihm. Aber auf dem ganzen Nachhauseweg brannten ihre
Wangen vor Scham.
    Miss Ethel
war in ihrem Garten beschäftigt, aber sie richtete sich auf, als sie ihre
Adoptivtochter durch das Tor kommen sah. Ihr Blick glitt über den großen Karton
unter Carolines Arm und richtete sich dann prüfend auf ihr Gesicht. »Du gehst
also doch zu dem Ball«, stellte sie erfreut fest. »Phoebe und ich hatten schon
die Hoffnung aufgegeben, als du nicht davon sprachst ...«
    »Ich wollte
eigentlich auch nicht hingehen«, erwiderte Caroline seufzend. »Aber Hypathia
Furvis hat dafür gesorgt, daß ich es mir anders überlegt habe.«
    Miss Ethel
strahlte. »Wunderbar«, sagte sie, ohne auf die Erwähnung von Carolines
erklärter Feindin einzugehen. »Wer wird dich begleiten? Ich hoffe, daß es
dieser sympathische junge Mann ist, der gestern zum Dinner bei uns war.«
    Miss Ethel
wirkte so begeistert, daß Caroline sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte.
»Ja«, sagte sie, umarmte die zierliche alte Dame und küßte sie auf die Stirn.
»Ich gehe mit Guthrie zu dem Ball.«
    Miss Ethel
lachte entzückt. »Er hat einen so angenehmen Südstaatenakzent!« Dann wurde sie
ernst. »Man kann über Politik sagen, was man will, aber diese Südstaatler
wissen, wie man einen jungen Mann zum Gentleman erzieht!«
    Caroline
biß sich auf die Lippen, um nicht laut über Miss Ethels irrige Vorstellung zu
lachen, Guthrie sei ein Gentleman, und nickte. Dann entschuldigte sie sich und
ging hinein.
    In ihrem
Schlafzimmer nahm sie das Kleid aus dem Karton und schüttelte es aus. Die Taft-
und Seidenunterröcke raschelten verführerisch, als Caroline es gegen ihren
Körper hielt.
    Sie bewunderte
die herrliche Kreation eine Zeitlang, dann hängte sie sie in ihren
Kleiderschrank und setzte sich an ihre Frisierkommode. Das Gesicht, das ihr
aus dem Spiegel entgegenblickte, glühte vor Eifer.
    Caroline
löste den schweren Chignon in ihrem Nacken und schüttelte den Kopf, bis ihr
Haar ihr wie ein seidiger Schleier auf Brüste und Schulten fiel. Sie zog einen
Schmollmund und übte den verführerischen Blick, den sie andere Frauen Männern
gegenüber hatte anwenden sehen.
    Doch leider
– so fand sie zumindest – sah sie damit aus wie jemand, der unter
Magenschmerzen litt. Über ihre eigene Dummheit lächelnd, begann sie, ihr langes
Haar zu bürsten. Doch dann fiel ihr Blick auf die gerahmte Zeichnung von Lily und Emma,
und sie ging zum Sekretär und nahm sie in die Hand. In Gedanken glaubte sie
wieder drei Kinderstimmen singen zu hören:
    Three flowers bloomed in the meadow,
    Heads bent in sweet repose,
    The daisy, the lily, and the rose ...
    Den
Tränen

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