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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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nahe,
berührte sie zärtlich die Gesichter ihrer Schwestern und stellte das Bild
zurück. Lily mußte jetzt neunzehn sein, Emma zwanzig. Caroline versuchte, sich
vorzustellen, wie sie als erwachsene Frauen aussehen mochten, und hoffte
inständig, daß sie starke, anständige Männer gefunden hatten, die sie lieben
konnten. Aber vielleicht
leben sie ja gar nicht mehr, dachte Caroline dann düster. So viele Kinder
starben schon in jungen Jahren, vor allem, wenn sie keine vernünftige Pflege
hatten oder nicht richtig ernährt wurden ...
    Doch die
Sonne schien, und heute abend besuchte sie einen Ball – selbst wenn es nur Mr.
Hayes war, mit dem sie tanzen würde, und nicht Seaton. Caroline war viel zu
froh heute, viel zu glücklich, um glauben zu können, daß Lily und Emma nicht
mehr lebten.
    Nachdem sie
ihr Haar zu einem dicken Zopf geflochten hatte, nahm sie Papier und Feder auf
die Veranda mit und begann, eine Brief an Seaton zu schreiben. Sie wollte ihn
beruhigen, ohne jemandem, der vielleicht den Brief zensierte, einen
Anhaltspunkt auf die bevorstehende Flucht zu geben, aber außer Lieber Mr.
Flynn fiel ihr nichts ein.
    Obwohl
sein Kapital
allmählich zur Neige ging, leistete Guthrie sich im Saloon ein heißes Bad und
ging dann zum Barbier, um sein Haar schneiden und rasieren zu lassen. Er kaufte
sogar einen dunklen Anzug und ein Hemd, obwohl er sich nicht vorstellen
konnte, die Sachen noch einmal anzuziehen, bevor er und Adabelle vor einen
Priester traten.
    Adabelle.
    Erst auf
dem Heimweg, Tob neben sich auf dem Wagen, der mit Vorräten hoch beladen war,
fiel Guthrie wieder ihr Brief ein.
    Schuldbewußt
zog er ihn aus seiner Hemdtasche und öffnete den Umschlag mit den Zähnen. Ein
einzelnes dünnes blaues Blatt rutschte heraus, und er faltete es, ärgerlich auf
sich selbst, auseinander. Schließlich war es ja nicht so, als würde er Adabelle
betrügen, indem er mit Caroline zu einem Ball ging!
    Stirnrunzelnd
las er die in zierlicher Handschrift geschriebenen Worte. Adabelle liebte ihn.
Sie vermißte ihn. Sie konnte es kaum erwarten, bis sie zusammen waren und eine
Familie gründen würden ...
    Normalerweise
hätte ein solch direkter Hinweis auf die natürlichen Folgen einer Ehe
körperliche Erregung in Guthrie ausgelöst. Jetzt erhöhten Adabelles
Anspielungen nur sein Schuldbewußtsein.
    Denn leider
war es so, daß Caroline Chalmers – trotz ihrer streitsüchtigen Natur und obwohl
sie viel zu mager war – Gefühle in ihm erweckte. Starke, tiefgehende Gefühle.
    Guthrie
steckte den Brief in den Umschlag und dann in die Hemdtasche zurück. Er hätte
gleich ahnen müssen, daß diese kleine Lehrerin ihm nur Ärger bringen würde, als
sie ihn am hellichten Tag aus dem Hellfire-und-Spit-Saloon auf die Straße rief.
    Tob
winselte mitleidig neben ihm, als hätte er Guthries Gedanken erraten, und er
streckte die Hand aus und streichelte den Hund. Na schön, da er sich die Mühe
gemacht hatte, zu baden, sich rasieren zu lassen und sich sogar einen neuen
Anzug zu kaufen, würde er Caroline zu diesem Ball begleiten. Und er würde auch
nach Laramie reiten und mit diesem Flynn sprechen. Das hatte er ihr praktisch
schon versprochen. Aber danach gab es nur noch eins für ihn: auf schnellstem
Wege nach Cheyenne zu reiten, Adabelle abzuholen und sie nach Bolton
zurückzubringen.
    Ein
zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht. Wenn Adabelle erst bei ihm war
und seinen Ring am Finger trug, würden ihn keine
Gedanken mehr an diese magere kleine Lehrerin quälen.
    Nach einer
ausgiebigen Siesta erschien Guthrie abends pünktlich bei Caroline, um sie
abzuholen – nachdem er sich auf dem ganzen Weg dafür verflucht hatte, daß er
mit einer Frau tanzen ging, während er eine andere heiraten wollte. Wenn
Adabelle nach Bolton kam, würde sie bestimmt Gerüchte über ihn und die Lehrerin
hören ...
    Caroline
erschien in einem rosa Spitzenkleid, dessen enges, tief dekolletiertes Mieder
ihre Brüste betonte, und sie ihm anzubieten schien wie eine süße Köstlichkeit.
Ihr Haar, umrahmte ihr Gesicht wie glänzendes
Kupfer, ihre Haut schimmerte wie Mondschein auf transparentem Glas. Guthrie
wußte, daß er eigentlich eine andere Frau liebte, aber er war nicht einmal
imstande, sich an ihren Namen zu erinnern, als Caroline in ihrem Ballkleid vor
ihm stand.

5

    Unfaßbar,
dachte Caroline, daß
Guthrie jedesmal, wenn ich ihn sehe, noch attraktiver wirkt! Bei ihrer ersten
Begegnung im Saloon hatte sie ihn für einen verkommenen

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