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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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das
gewesen, was Kathleen, ihre schöne, unglückliche Mutter empfunden hatte, wenn
Männer sie berührten? Waren das die gefährlichen Gefühle, die eine Frau
veranlassen konnten, ihre eigenen Kinder in einen Waisenkinderzug zu setzen,
um sie für immer zu verlieren?
    Der Gedanke
ließ Caroline leise aufschreien, und zu ihrem Erstaunen begann Guthrie tröstend
auf sie einzureden und zog sie neben sich auf den Boden. Er hielt sie schützend
in seinen starken Armen, sie spürte seine Lippen an ihrer Schläfe, aber es lag
nichts Forderndes in dieser Geste.
    Anscheinend
wollte er ihr nur ein Gefühl der Sicherheit vermitteln, und das überwältigte
und rührte Caroline.
    »Es wird
alles gut«, sagte er leise, und sie spürte seine Bartstoppeln an ihrer Wange.
»Alles wird in Ordnung kommen, kleine
Lehrerin.«
    Carolines
Augen wurden feucht. Selbst wenn es ihnen gelang, Seaton Flynn vor dem Galgen
zu bewahren und wenn sich ihr Traum erfüllte, eine Familie mit ihm zu gründen,
gab es noch ein schwer zu lösendes Problem. Denn es waren Gefühle für diesen
Mann in ihr erwacht, für Guthrie Hayes, und das auf eine Weise, wie sie es nie
für möglich gehalten hätte. Und sie befürchtete, daß diese Gefühle sich nicht
so einfach verdrängen lassen würden. Nein, es war die Art von Zuneigung, die
sich tief im Herzen festsetzte und allen anderen Emotionen
den Zugang verwehrte. Guthrie streichelte ihr staubiges, verschwitztes Haar so
bewundernd, als sei es frischgewaschen und als duftete es nach Seife und
Sonnenschein.
    »Ich habe
Angst«, gab sie leise zu. Auch diese Worte kamen ganz ohne ihr eigenes Zutun
von ihren Lippen.
    Guthrie
bewegte sich so gelassen, als läge er auf einem Federbett statt auf der harten
Erde. »Das liegt sicher daran, daß du zu weit vorausdenkst, Caroline. Eines der
Geheimnisse eines glücklichen Lebens ist, seine Gedanken auf die Gegenwart zu
beschränken.«
    »Man muß
vorplanen«, protestierte Caroline, aber nicht sehr nachdrücklich. Es wäre
besser gewesen, sich aus Guthries Armen zu lösen, aber dazu konnte sie sich
nicht überwinden. Es war schön, von ihm gehalten zu werden, es vermittelte ihr
ein Gefühl, nach dem sie sich gesehnt hatte, seit sie damals auf jenem Bahnhof
in Lincoln, Nebraska, von Lily und Emmy getrennt worden war.
    »Die
Zukunft vorauszuplanen ist nicht das gleiche, wie sich ein Haus zu bauen«,
erwiderte Guthrie seufzend. »Zu viele Menschen sind so beschäftigt mit dem
nächsten oder übernächsten Jahr, daß sie die Gegenwart überhaupt nicht leben.
Auf diese Weise kann ein Mensch sein ganzes Leben vergeuden.«
    Was er
sagte, fand Caroline vernünftig, doch andererseits vermutete sie, daß es ihr
wahrscheinlich bei jedem Wort von Guthrie so ergangen wäre. Sie legte ihren
Kopf auf seine Brust und lauschte auf sein Herz, das ruhig und beständig
klopfte.
    Es war der
Gedanke, mit Guthrie in einem richtigen Bett zu liegen, seine nackte Haut unter
ihrer Wange statt seines groben Hemds, der Caroline mit einem Schlag in die
Wirklichkeit zurückversetzte. Sie richtete sich abrupt auf und schlug beide
Hände vors Gesicht.
    Guthrie
lächelte wissend. »Was hast du, kleine Lehrerin?«
    Da Caroline
ihm nicht gut antworten konnte, daß sie sich viel zu wohl in seinen Armen
fühlte und gefährliche Vorstellungen hegte, wußte sie nicht, was sie erwidern
sollte. So betrachtete sie nur Guthries markante Züge im Feuerschein und
schwieg.
    Er war ein
Vagabund, dessen Vergangenheit sicher schreckliche Geheimnisse barg – und
trotz allem übte er eine Anziehungskraft auf sie aus, der sie sich einfach
nicht entziehen konnte.
    »Ich dachte
an Mr. Flynn«, log sie schließlich. »Er würde es bestimmt nicht billigen, daß
wir ... daß wir uns so nahe sind.«
    Guthrie
räkelte sich gähnend und schloß die Augen. »Ich glaube nicht, daß er in der
Lage ist, Anstoß zu nehmen«, erwiderte er. »Aber wenn du lieber allein im
Dunkeln schlafen möchtest, wo die Schoschonen dich erwischen können, bitte,
dann geh nur.«
    Caroline
fürchtete die Indianer sehr, aber noch mehr Angst hatte sie vor ihren eigenen
Gefühlen. Außerdem war sie schmutzig, und ihre Muskeln waren steif vor
Überanstrengung.
    So stand
sie wortlos auf und ging durch die Bäume zum mondbeschienenen Fluß hinunter.
    Während Tob
winselnd zusah, zog sie sich aus und watete auf nackten Füßen in das Wasser.
Obwohl es eiskalt war, empfand Caroline es als angenehm, weil es die
verwirrenden Gefühle beruhigte, die in Guthries Armen

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