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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Schütze wartete auf dem
Korridor. »Das Badezimmer«, sagte sie freundlich und deutete auf eine entfernte
Tür. »Wir können Ihnen entweder frisches Wasser für die Wanne bringen, oder Sie
nehmen das, was vom letzten Bad noch übrig ist.«
    Caroline unterdrückte
ein Schaudern. »Ich möchte frisches Wasser«, sagte sie, »und reinigen Sie die
Wanne bitte gut, bevor Sie sie füllen.«
    Die junge
Frau schüttelte gereizt den Kopf. »Das wird zusätzlich berechnet«, warnte sie.
»Und heißes, noch nicht benutztes Wasser kostet schon fünf Cent.«
    Caroline
zog eine Münze aus ihrer Rocktasche und reichte sie der Frau ohne weiteren
Kommentar.
    »Ich
klopfe, wenn Ihr Bad bereit ist«, sagte diese schulterzuckend. »Aber halten
Sie sich nicht zu lange dort auf. Heute abend werden wir eine Menge Gäste
haben, die sich waschen wollen.«
    Zwanzig
Minuten später betrat Caroline den kleinen Raum, der für das Baden vorgesehen
war. Da sich kein Riegel an der Tür befand, zog sie einen Stuhl heran und
stellte ihn unter den Türknopf.
    Ein runder
Waschzuber stand mitten im Raum, gefüllt mit dampfend heißem Wasser. Bequem war
diese Wanne sicher nicht, aber wenigstens sah sie sauber aus. Caroline hängte
ihre Kleider zum Wechseln an einen Haken und begann sich auszuziehen.
    Mit ihrer
eigenen Seife – Caroline wagte die vom Hotel bereitgestellte nicht einmal anzusehen – wusch sie ihr Haar und jeden
Zentimeter ihrer Haut. Dann kletterte sie aus der Wanne, blieb auf dem kalten
Boden stehen und trocknete sich mit dem harten grauen Handtuch ab, das sie in
ihrem Zimmer gefunden hatte.
    Etwas
später, in ihrem hübschen Kattunkleid und ihr Haar zu einem dicken Zopf
geflochten, ging sie in die Halle hinunter.
    Guthrie
wartete dort schon, frisch rasiert und sauber. Bei seinem Anblick
machte ihr Herz einen kleinen Sprung, und gleich machte sie sich deshalb
bittere Vorwürfe. Sie war praktisch verlobt mit Seaton, auch wenn er ihr noch
keinen Ring gegeben hatte, und es wurde langsam Zeit, daß sie sich das wieder
ins Gedächtnis rief.
    Oder war es
schon zu spät dazu?
    »Du hast
gebadet«, stellte sie fest.
    Guthrie
lachte. »Über dem Saloon gab es ein Bad. Während Tob seinen Durst gestillt hat,
habe ich mich ein bißchen präsentabler gemacht.« Galant wie in der Nacht des
Balls reichte er ihr den Arm, den Caroline lächelnd akzeptierte.
    Da das
Hotel kein eigenes Restaurant hatte, führte er sie über die Straße
zu einem kleinen Lokal mit Fenstern voller Fliegendreck und sägemehlbestreutem
Fußboden.
    »Ich
fürchte, das ist das beste Restaurant im Ort«, flüsterte Guthrie Caroline ins
Ohr. Sein Atem war warm und brachte ihre Haut zum Prickeln.
    Caroline
schaute sich in dem Raum mit den grob zusammengehauenen Tischen und Bänken um.
Das Sägemehl auf dem Boden vermischte sich mit Tabaksaft und Essenresten, und
die Wände hätten einen neuen Anstrich brauchen können. Wenn das das Beste ist,
was Clinton zu bieten hat, dachte Caroline, dann möge Gott mich vor dem
Schlimmsten bewahren! »Sehr nett«, sagte sie jedoch.
    Guthrie
grinste und führte sie zu einem unbesetzten Tisch, wo er auf der Bank ihr
gegenüber Platz nahm. »Eins muß ich dir lassen, kleine Lehrerin – du verstehst
dich den Umständen anzupassen.«
    Caroline
schaute ihn schulterzuckend an. »Ich bin imstande, einiges auszuhalten«,
erwiderte sie. In einer Ecke lachte jemand grell. »Es ist hier fast wie in
einem Saloon.«
    Eine hagere
Kellnerin erschien am Tisch, mit streng zurückgekämmtem Haar, das ölig
glänzte. »Wir haben Huhn und Rind«, erklärte sie knapp. »Was soll es sein?«
    »Meinen Sie
...« begann Caroline und richtete sich noch gerader auf, »ich könnte mir vorher
die Küche ansehen?«
    Guthrie
warf ihr einen überraschten Blick zu, während die Kellnerin eine abweisende
Miene aufsetzte.
    »Eine
verwöhnte Dame sind Sie, was? Nun ja, dann essen Sie wohl besser in Miss
Braysons Pension. Da können Sie jedenfalls sicher sein, daß niemand in die
Suppe spuckt.«
    Carolines
Wangen brannten vor Empörung, als sie aufstand. »Ja, ich glaube, das würde ich
vorziehen«, entgegnete sie kühl. »Könnten Sie mir vielleicht erklären, wo ich
die Pension finde?«
    »Caroline«,
wandte Guthrie leise ein.
    Doch sie
achtete nicht auf ihn. »Wo liegt diese Pension?« wandte sie sich von neuem an
die Kellnerin.
    Guthrie
verdrehte die Augen und stand auf. Gespanntes Schweigen erfüllte den Raum,
während die anderen Gäste abwarteten, wie sich die Sache

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