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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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überzeugt hatte, daß Guthrie
schlief, richtete sie sich halb auf und betrachtete sein Gesicht. Er war
wirklich unglaublich attraktiv auf seine draufgängerische Art, und sogar im
Schlaf spielte ein schelmisches Lächeln um seine Lippen, als kenne er ein
lustiges Geheimnis, das er nicht verraten wollte.
    Weil ihre
Zukunft so ungewiß war und ihre Vergangenheit so schwer gewesen, ließ Caroline
ihre Gedanken in eine Zeit schweifen, die vermutlich nie kommen würde.
    Sie stellte
sich vor, mit Guthrie verheiratet zu sein und in einem großen Haus am Stadtrand
von Bolton zu leben. Natürlich trug sie auch sein Kind unter dem Herzen, aber
es war nicht das erste, sondern das zweite – nein, das dritte.
    Es war
Winter, und Schnee glitzerte auf den Rosensträuchern, die Caroline im Frühjahr
gepflanzt hatte. Als sie aus ihrem warmen, weihnachtlich geschmückten Salon, in
dem ein anheimelndes
Kaminfeuer brannte, in den Garten hinausschaute, sah sie eine elegante Kutsche
vorfahren.
    Der
Kutscher, in Frack und Zylinder, stieg vom Bock und öffnete die Tür. Eine
wunderschöne Frau mit kupferfarbenem Haar und dunkelblauen Augen stieg mit
seiner Hilfe aus, gefolgt von einer anmutigen, braunäugigen Blondine.
    Ihre
Schwestern! Caroline lief zur Eingangstür und riß sie weit auf. »Lily!« schrie
sie, unfähig, ihre Freude zu verbergen. »Emma!«
    Doch bevor
die drei Schwestern sich umarmen konnten, verblaßte der schöne Traum, und
Caroline spürte, wie Guthrie sie fester an sich zog.
    »Du wirst
sie finden«, versprach er leise, und da wußte Caroline, daß sie die Namen laut
gerufen hatte.
    »Bitte,
lieber Gott«, murmelte sie und schloß wieder die Augen.
    Am
nächsten Morgen
stand Guthrie vor dem Spiegel, als sie erwachte, und rasierte sich.
    »Zeit, daß
du aufwachst, Wildkatze«, sagte er gutgelaunt.
    Caroline
stand auf und holte ihren Hosenrock und eine einfache Bluse aus der
Reisetasche. Beide Kleidungsstücke waren arg zerknittert, aber immer noch
besser als diese schreckliche Männerkleidung. »Ich wußte gar nicht, daß du zu
den Menschen gehörst, die morgens gute Laune haben«, sagte sie mürrisch. »Dreh
dich jetzt bitte nicht um.«
    Guthrie
lachte nur und rasierte sich weiter, während Caroline eine Zimmerecke suchte,
in der sie nicht vom Spiegel aus gesehen werden konnte. Es gab keine.
    Schließlich
drehte sie Guthrie den Rücken zu und tauschte ihr Nachthemd gegen Hosenrock und
Bluse aus. Dabei kam es ihr ungeheuer wichtig vor, die Unterhaltung von den
Dingen abzulenken, die sich nachts zwischen ihnen ereignet hatten.
    »Warum
glaubst du, Flynn könnte auf dem Weg nach Cheyenne sein?«
    »Warum ist
er nach dem Postkutschenraub nach Laramie geritten?« konterte Guthrie. »Flynn
scheint Risiken nicht zu fürchten. Außerdem ist es auch möglich, daß er hofft,
wir folgten ihm, um sich dann an uns zu rächen.«
    Caroline
erschauerte, als sie an Seatons Drohungen dachte. »Wie konnte er wissen, was
zwischen uns vorgefallen ist?« erkundigte sie sich leise.
    Guthrie
hatte seine Rasur beendet und trocknete sein Gesicht ab, bevor er erwiderte:
»Es muß ziemlich offensichtlich für ihn sein, daß wir auf einer so langen Reise
intim miteinander waren. Flynn mag ein Schuft sein und ein Mörder, aber er ist
kein Narr.«
    Seufzend
nahm Caroline ihre Bürste heraus und glättete ihr Haar. Als sie es zu einem
dicken Zopf geflochten hatte, verließ Guthrie das Zimmer, und sie benutzte das
letzte Wasser im Krug, um ihr Gesicht zu waschen und ihre Zähne zu putzen.
    Callie
servierte ein reichhaltiges Frühstück aus Würstchen, Eiern und Bratkartoffeln.
Obwohl Caroline hätte Hunger haben müssen, wurde ihr an diesem Morgen von den
Essensgerüchen übel. Sie nahm sich nur eine Tasse Kaffee und ging hinaus,
während Guthrie aß.
    Tob, der in
der Scheune geschlafen hatte, da Callie keine Hunde mochte, kam fröhlich
bellend auf Caroline zugelaufen. Sie streichelte ihn liebevoll, aber ihr Blick
ruhte besorgt auf der fernen Bergkette, die sich bis in den Himmel zu
erstrecken schien und die sie, wie sie wußte, überwinden mußten.
    Die
Scheunentür krächzte und Homer, Callies Mann, erschien. Er war ein kleiner,
hagerer Mann mit freundlichen Gesichtszügen. »Morgen, Mrs. Hayes«, sagte er.
»Fühlen Sie sich nicht wohl? Nur wenige Leute lassen sich Callis Mahlzeiten
entgehen.«
    Caroline
schüttelte den Kopf, obwohl sie tatsächlich ein merkwürdiges Gefühl im Magen
hatte. Aber wozu sollte sie Homer mit ihren Wehwehchen belasten?

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