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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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gehört und gelesen über das, was mit Frauen geschah, die von
Indianern geraubt wurden, und war natürlich entsprechend verängstigt. »Was
würden sie denn als Anlaß betrachten, uns anzugreifen?«
    Guthrie
lachte. »Einen Schuß aus meinem 45er oder irgendeine brüske Bewegung.« Er
verstummte und stieß den vertrauten leisen Pfiff aus, der sein Pferd
herbeirief.
    »Müssen wir
fliehen?« flüsterte Caroline, während sie die Indianer anstarrte, die mit
steinernen Mienen ihren Blick erwiderten.
    »Nein,
Wildkatze«, antwortete Guthrie verhalten. »Ich will nur mein Gewehr in
Reichweite haben.«
    Der am
auffallendsten bemalte Krieger gab seinem Pferd ein Zeichen, und die anderen
Schoschonen schlossen sich ihm an.
    Guthrie
drückte Carolines Arm und drückte ihr dann seinen Colt in die Hand. »Was immer
du tust«, sagte er eindringlich, »gerate nur nicht in Panik und gib keinen
Schuß ab, bevor sie nicht angreifen.«
    Er trat
neben Caroline, als die Reiter näherkamen, lächelte und neigte grüßend den
Kopf. Aber Caroline spürte die mühsam beherrschte Kraft in ihm, und zum ersten
Mal wurde ihr bewußt, welch gefährlicher Gegner dieser Mann sein konnte.
    Der erste
Indianer sprach sie in einem Mischmasch aus Schoschonensprache und Englisch
an, und zu Carolines Erstaunen antwortete Guthrie im gleichen unverständlichen
Kauderwelsch.
    Caroline
setzte das erzwungene Lächeln auf, das sie im allgemeinen in ihrem Unterricht
anwandte. »Was sagt er?« fragte sie, nachdem Guthrie eine ganze Weile mit dem
Indianer verhandelt hatte.
    »Sie wollen
den Hund.«
    »Den Hund?«
Caroline drehe sich verblüfft zu Guthrie um, überzeugt, daß er nur Spaß machte.
Bisher hatte sie nur davon gehört, daß man entweder skalpiert wurde oder in ein
entferntes Lager verschleppt, um den Wilden dort als Sklaven zu dienen. »Was
wollen sie denn mit Tob?«
    Guthrie
versetzte ihr einen leichten Rippenstoß und nahm seine Unterhaltung mit dem
Schoschonenkrieger wieder auf. »Ich glaube, sie wollen ihn zum Abendessen
rösten«, antwortete er ihr sehr viel später.
    Caroline
war entsetzt. »Nein!« rief sie, ließ sich neben Tob in den Staub fallen
und schlang ihre Arme um seinen haarigen Nacken. Die 45er, die noch in ihrer
Hand lag, zeigte geradewegs auf Guthries großen Zeh.
    »Caroline«,
sagte Guthrie ernst, »wenn du mich in den Fuß schießt, wird das nicht von
Vorteil für uns sein.«
    Vorsichtig
bewegte Caroline die Mündung der Waffe in eine andere Richtung. »Ich werde
nicht zulassen, daß sie diesen wunderbaren Hund auffressen! Was für eine
barbarische Idee! Wenn ich bedenke, daß ...«
    Guthrie
unterbrach sie freundlich, aber bestimmt. »Das genügt, Caroline.«
    Der
Anführer der Indianer hielt ein erregtes Palaver mit seinen Kriegern ab,
richtete seinen Blick auf Caroline, dann auf Guthrie, und schließlich spuckte
er verächtlich auf den Boden. Im nächsten Augenblick jagte die kleine Gruppe
wieder den Hügel hinauf.
    Caroline
stand langsam auf. »Was ist passiert? Warum reiten sie weiter?«
    Guthrie
nahm Caroline seufzend den Colt ab. »Glaub mir, Wildkatze, du hättest sie
bestimmt nicht gern als Dinnergäste.«
    »Ich will wissen, warum sie weggeritten
sind!«
    »Wohl
hauptsächlich, weil sie der Ansicht waren, ich hätte schon genug Ärger mit dir
und beschlossen haben, mir nicht noch zusätzlichen zu verschaffen.«
    Caroline
öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Guthrie hob sie in den Sattel und
reichte ihr die Zügel. »Werden sie zurückkommen?« wagte sie erst zu fragen,
nachdem sie die Wiese weit hinter sich gelassen hatten.
    »Ich glaube
nicht – es sei denn, sie hätten kein Glück bei der Jagd. Dann
könnten sie doch noch Appetit auf Tob bekommen.«
    »Meinst du,
sie würden ihn wirklich essen?« Caroline wurde so übel, daß sie am liebsten
ausgespuckt hätte.
    »Gebraten,
geröstet oder gekocht«, antwortete Guthrie.
    »Du hast
lange mit ihnen geredet ... Ich hatte das Gefühl, daß es dabei um mich ging.«
    Guthrie
nickte schmunzelnd. »Ganz recht, Wildkatze. Ich habe ihnen gesagt, daß du,
obwohl du äußerlich ganz nett aussiehst, einen mit eitrigen Wunden übersäten
Körper hast. Sie haben schreckliche Angst vor den Krankheiten der Bleichgesichter,
und als du den Hund umarmtest, dachten sie vermutlich, er hätte die gleiche
Krankheit.«
    Wieder
schluckte Caroline. »Das war eine kluge, wenn auch recht widerliche Taktik.«
    Guthrie
tippte sich an den Hut. »Danke, Madam«, erwiderte er. »Ich konnte dabei

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