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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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sehr viele Menschen kennen.«
    »Mir geht es genauso«, sagte ich. »Nicht dass ich so viele Leute kennen lerne. Das Problem haben nur berühmte Niederländer. Aber ich kann mich leider auch nicht mehr daran erinnern, wo wir uns schon mal begegnet sind.«
    Verwirrt zog sie die Nase kraus. »Für welche Zeitung arbeitest du?«
    »Für gar keine.«
    »Ach.« Ihr Interesse erlosch. »Soll ich dir eine Widmung reinschreiben?«
    »Ja, gern.«
    Sie drehte es zu sich hin und griff nach einem wertvollen Füllfederhalter, der speziell für das Signieren von Büchern bestimmt war. »Was soll ich schreiben?«
    »Alles Liebe, Hetty?«, schlug ich vor. »Oder heißt du jetzt nur noch Hedwige?«
    Sie hatte sich noch genügend Menschliches bewahrt, um sich ihre Gereiztheit jetzt deutlich anmerken zu lassen. »Ich meine, für wen ist es?«
    »Ach so. Mein Name. Max.« Sie schrieb und ich fragte: »Komme ich auch in dem neuen Buch vor?«
    Sie machte mit dem Füller einen Kratzer und hob den Blick, das Gesicht verzerrt.
    »Ich meine, genau wie in dem ersten? Der Ermittler?«
    Ihre Augen wurden kalt. »Wie bitte?«
    »Ich war früher bei der Kriminalpolizei, deshalb hast du mich wohl zum Vorbild für eine Figur in Ein kleines Geschenk genommen. Du hast meinen Namen in Schneemann verändert, aber das klingt ja recht ähnlich.«
    Hetty warf einen flüchtigen Blick zu ihrem Agenten hinüber und auf die beiden jungen Frauen, die mit Büchern in der Hand hinter mir warteten. Der Agent sprach mit dem Möchtegernbackfisch, die Mädchen hörten zu und übten sich in Geduld. »Das muss ein Irrtum sein«, sagte die Larue schließlich. »Das müsste ich ja wohl wissen.«
    »Stimmt«, gab ich zu und schenkte ihr mein entwaffnendstes Lächeln. »Eine Autorin sollte schon wissen, was sie schreibt. Meiner Freundin ist eben aufgefallen, dass die Beschreibung wirklich frappierend auf mich passt.
    Der Ermittler ist um die fünfzig, das ist schon mal richtig, und dazu heißt er auch noch Max, was ja kein sehr häufiger Name ist, und obendrein noch Schneemann. Eine ehemalige Freundin von mir glaubte an gesetzmäßige Zusammenhänge hinter scheinbar zufälligen Übereinstimmungen. Doch bei der Polizei betrachtet man Zufälle natürlich in einem ganz anderen Licht.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte Hetty förmlich, doch in ihre Stimme hatte sich eine gewisse Nervosität geschlichen, ein Hauch von Argwohn. Sie zwang sich anscheinend, mich unter der Rubrik harmloser Groupie‹ abzuhaken, doch ihre Augen und ihre Stimme verrieten, dass sie nicht hundertprozentig beruhigt war. »Wenn Charakterisierungen auf tatsächlich existierende Menschen zutreffen, heißt das lediglich, dass sie lebensecht sind, doch natürlich sind die Romanfiguren frei erfunden.«
    »Das hast du schön gesagt«, erwiderte ich. »Man hört gleich, dass du Schriftstellerin bist. Vielleicht hast du Recht und obendrein bin ich schon lange nicht mehr bei der Polizei, das spricht also tatsächlich dagegen. Vielleicht stammt die Idee auch aus einem anderen Leben. Oder von einer anderen Frau, die ebenfalls an einem Buch schrieb, nur dass ihre Hauptperson Tilly und nicht Germaine hieß.«
    Ich sah, wie sie auf den Vornamen reagierte. Sie klappte das Buch zu und schob es mir hin. »Bitte sehr.«
    »Inzwischen arbeite ich als Privatdetektiv«, sagte ich. »Ich könnte dir die verrücktesten Sachen erzählen. Falls du also Anregungen suchst für ein weiteres Buch, ruf ruhig an.«
    »Ich hoffe, dass Sie solchen Unsinn nicht auch in der Öffentlichkeit verbreiten«, sagte sie tonlos.
    Ein Lichtblitz. Ich blickte mich um. Nel ließ die Kamera sinken und zwinkerte mir zu.
    »Zusammen mit dir auf einem Foto!«, sagte ich erfreut zu Hetty. »Ich werde um einen Abzug bitten. Und ich werde gleich anfangen, das neue Buch zu lesen. Ich bewundere dich sehr. Ich frage mich immer, wie Autoren nur auf ihre Ideen kommen. Oder hat der Roman einen autobiografischen Hintergrund?«
    »Auf diese Frage kann ich jetzt nicht eingehen, es warten noch mehr Leute.« Die Larue lächelte die Mädchen gezwungen an und wollte ihre Bücher entgegennehmen, doch ich blieb noch einen Augenblick lang im Weg stehen.
    »Ich meine vor allem das erste Buch, in dem das Mädchen seinen Vater sucht«, fuhr ich hartnäckig fort. »Das interessiert mich wirklich sehr, denn ich habe selbst kürzlich einen ähnlichen Fall gehabt. Ich würde gerne einmal mit dir darüber reden, denn du weißt ja so gut, was in einer solchen

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