Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
Leiche in einen Teppich wickeln, zum Boot bringen und irgendwo außerhalb des Hafens über Bord werfen musste.
    Wir verließen das Boot und gingen am Erdwall entlang zurück. Ich hielt Nel fest, als wir die Ecke des Parkplatzes erreichten. Dort befand sich ein breiter Durchbruch in dem Erdwall, durch den die Bootsbesitzer mit den Autoanhängern rückwärts setzen und offene Sportboote und Wanderboote zu Wasser lassen konnten. Neben dem abschüssigen Stück verlief ein kurzer Steg.
    »Die Ophelia hat nur wenig Tiefgang«, bemerkte ich. »Sie hätte den Wagen dort parken können …«
    »Den Mehari? Das ist doch ein kleiner offener Jeep.«
    »Egal. Du weißt schon, was ich meine.« Ich schaute Nel in die Augen, die in der Kälte zitternd vor mir stand. »Die Leichenstarre war noch nicht eingetreten«, fuhr ich fort. »Vielleicht war sie noch nicht einmal tot. Hetty hätte sie leicht in einen Teppich oder in ein Segeltuch einwickeln, hinten in den Wagen legen und mit irgendetwas zudecken können.«
    »Okay.« Nel presste die Lippen zusammen. »Vielleicht hat sie auf der Ladefläche auch etwas zum Beschweren der Leiche transportiert, es sei denn, sie hatte etwas auf der Ophelia. Der Anker ist noch da, aber der wäre auch gar nicht schwer genug gewesen.« Stirnrunzelnd betrachtete sie die losen Bodenplatten, die hier und da herumlagen. »Vielleicht hat sie ein paar von denen genommen. Und die haben sich wahrscheinlich als Erste gelöst, als das Segeltuch zu verrotten begann.«

Ich nickte. »Sie hat den Mehari da abgestellt und die Ophelia geholt. Der Motor läuft relativ leise. Sie setzt das Boot dicht neben dem Steg zurück. Sie vertäut es und stellt den Motor ab. Sie wartet eine Weile, um sicherzugehen, dass niemand auf einer der Jachten neugierig geworden ist und an Deck kommt, um nachzusehen. Es muss nach Mitternacht gewesen sein, meine ich.«
    »Okay«, sagte Nel noch einmal. »Sie hat Glück und es ist niemand da.«
    »Als sie glaubt, die Luft sei rein, geht sie zum Mehari und schleppt das Bündel zur Ophelia. Fünfzig Kilo, das schafft sie, es sind höchstens zehn Meter. Sie wirft das Bündel in das Cockpit, legt die Platten mit hinein, lässt den Motor an und fährt vorsichtig los. Ich nehme an, sie hat sich alles vorher sorgfältig überlegt.«
    Ich holte die Karte aus dem BMW und Nel folgte mir über den schmalen Deich zwischen Hafen und Eemmeer. Wir gingen bis ans Ende und blieben im Wind stehen, der vom offenen Wasser her kam und sich nach dem relativ geschützten Hafen um einiges kälter anfühlte. Der See kräuselte sich in einem dunklen Schmutziggrau und Stahlblau. Rundum war alles grau in grau und neblig. Im See gab es eine kleine Insel namens De Dode Hond, aus der Ferne betrachtet nichts weiter als eine begrünte, schilfbewachsene Ausbuchtung, die sich kaum vor dem Ufer von Flevoland abhob. Weiter links zog die Brücke der A27 einen Strich durch die Winterlandschaft.
    »Auf mich macht sie nicht den Eindruck einer Wassersportbegeisterten«, sagte Nel. »Ich glaube eher, dass sie das Boot aus einer Laune heraus gekauft hat, weil sie hörte, dass man in der Nähe einen Hafen anlegte und die Bewohner von Eemnes bei der Vergabe der Liegeplätze bevorzugt behandelt würden. Womöglich ist sie noch nie zuvor nachts damit gefahren.«
    Ich versuchte mir die Situation vorzustellen. Kleine Hafenlichter brannten, vielleicht schien der Mond. Sie konnte sich an den Lichtern der Brücke orientieren, es bestand kaum Gefahr, sich zu verirren. Trotzdem war sie sicher nicht weiter hinausgefahren als unbedingt nötig. »Die Leiche wurde ein Stück vor Almere gefunden, das liegt kaum fünf Kilometer von hier entfernt. Hetty hatte bestimmt keine Lust, in der Dunkelheit unter der Brücke hindurchzufahren. Sie hat das Boot irgendwo in Höhe von De Dode Hond gestoppt und das Bündel über Bord gekippt. Sie brauchte den Anker nicht auszuwerfen und noch nicht einmal den Motor auszuschalten. Danach fuhr sie schnurstracks zurück.«
    Nel nickte. Sie zog sich die pelzgefütterte Kapuze über den Kopf, drehte sich um und ging vor mir her zurück zum Auto.

 

     
14
     
    »Gewiss gibt es hierzulande noch andere talentierte junge Autorinnen«, sagte Hedwige Larue. Gehüllt in einen warmen Lichtkokon, ein soeben in Empfang genommenes erstes Exemplar von Traum eines Mädchens in der Hand, stand sie im langen, eleganten, tief dekolletierten Schwarzen in der Lounge eines schicken Amsterdamer Hotels. Blitzlichtgewitter; ein Fernsehteam

Weitere Kostenlose Bücher