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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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ich möchte Meneer Nijman sprechen, wie ich bereits sagte.«
    »In welcher Angelegenheit?«, fragte sie ohne eine Spur von Verlegenheit.
    Ich lehnte mich zu ihr hinüber. Wie gerne hätte ich sie mit einem kurzen Blick auf mein Schulterholster unter dem offenen Jackett aus der Fassung gebracht, doch ich trug meine Beretta selten bei mir. »Jetzt hören Sie mal, Mevrouw«, flüsterte ich geheimnisvoll, »ich verstehe ja, dass Sie lieber Besucher examinieren als Babysocken für Ihre Enkel zu stricken, aber damit erreichen Sie nur, dass ein Undercover-Informant es sich demnächst überlegt, bevor er nochmal hierher kommt …«
    Sie war wohl nur schwer zu erschüttern. »Sind Sie denn so einer?«
    »… und womöglich in aller Öffentlichkeit als solcher enttarnt wird«, fügte ich mit einem viel sagenden Blick auf das Ehepaar auf der Bank hinter mir hinzu. »Falls Meneer Nijman nicht zugegen ist, brauche ich meine Zeit nicht weiter zu verschwenden.«
    Die Beamtin vertrödelte nochmals fünf Sekunden mit der Suche nach einem Grund, mich in Handschellen legen zu lassen, bevor sie widerwillig zum Hörer griff. Ich lehnte mich mit dem Rücken zu ihr an den Schalter und lächelte dem Ehepaar zu. Kurz darauf trat ein blonder Mann aus einer Seitentür, aber noch bevor ich mich rühren konnte, klopfte die Polizistin herrisch mit dem Fingerknöchel auf die Schalteroberfläche und steckte mir einen eingeschweißten Ausweis zu. »Den müssen Sie sichtbar bei sich tragen und vor dem Verlassen des Gebäudes wieder bei mir abgeben«, sagte sie in einem Ton, als habe sie einen kleinen Sieg errungen.
    »Meneer Winter?« Der blonde Mann streckte mir die Hand entgegen. »Kees Nijman.«
    Ich steckte den Besucherausweis in meine Brusttasche und sagte: »Heutzutage ist ein Polizeipräsidium ja gesichert wie ein Kernkraftwerk.«
    Er brauchte zwei Sekunden, um zu verstehen, was ich meinte. »Ach so, Sie meinen die neuen Regeln. Bitte kommen Sie mit mir, wir setzen uns in ein Dienstzimmer.«
    Ich folgte ihm durch einen Flur zu einer Tür mit der Nummer drei und Nijman führte mich in einen der kahlen Räume mit vergitterten Fenstern, abgewetzten Tischen und unbequemen Stühlen, wie man sie in jedem Polizeipräsidium findet. »Und die Verkehrspolizisten, heißen die inzwischen vielleicht Zirkulationsregisseure?«
    Er lächelte verständnislos.
    »Ich meine, nach den neuen Regeln«, erklärte ich. »Wo doch ein Vernehmungsraum jetzt Dienstzimmer genannt wird?«
    »Wenn Ihnen der Unterschied bekannt ist, hat Ihnen die Polizei ja vermutlich schon mal auf den Zahn gefühlt.« Er bot mir den Stuhl an, auf dem für gewöhnlich der Verdächtige saß, gegenüber der Deckenkamera, die bei Verhören manchmal eingeschaltet wurde.
    »Eher andersherum.« Ich stellte meine abgewetzte Tasche auf meine Knie und reichte ihm meinen Ausweis vom Ermittlungsbüro Meulendijk. »Ich arbeite nicht mehr so häufig für Meulendijk, stehe aber noch auf seiner Mitarbeiterliste. Früher war ich bei der Kripo in Amsterdam.«
    Ich sah, wie er auf Distanz ging. »Sieh mal einer an.«
    Früher hielt ich es für ein Klischee, dass Fahnder ehemalige Kollegen nicht leiden mögen, die ihren Beruf an den Nagel gehängt haben, um auf eigene Faust mehr Geld zu verdienen, doch inzwischen hatte ich gelernt, vor allem am Anfang etwas Abstand zu wahren. »Ich komme, um mich der Höflichkeit halber bei Ihnen zu melden, bevor ich anfange, in Ihrem Revier zu wildern.«
    »In meinem Revier?« Nijman gab mir meinen Ausweis zurück, mit dem er auf die Tischplatte geklopft hatte. Er machte einen gesunden Eindruck; ein hoch gewachsener Mann in den Vierzigern mit den blauen Augen, der hellen Haut und dem wettergegerbten Gesicht eines Nordlichts.
    »Valerie Romein hat mich damit beauftragt, ihre verschwundene Tochter Caroline ausfindig zu machen«, sagte ich.
    »Auch Privatdetektive müssen von etwas leben.«
    Ich ließ es ihm durchgehen. »Mevrouw Romein hat doch eine Vermisstenanzeige bei Ihnen erstattet?«
    Das musste er zugeben. »Sie hat uns angerufen und ich bin bei ihr gewesen.«
    »Aber Sie haben keinen Grund zur Besorgnis gesehen?«
    »Wir nehmen jede Anzeige ernst«, erwiderte er förmlich. »Als ehemaliger Polizeibeamter müssten Sie doch noch wissen, dass wir in diesem Stadium wenig mehr tun können, als die Augen nach ihr offen zu halten.«
    Ich nickte. »Haben Sie ihre Personenbeschreibung ins Internet gestellt?«
    Er winkte ab, was wohl hieß, dass ich mich gefälligst um meine

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