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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Eltern waren vermögend und er hat alles geerbt, auch sein Elternhaus in Drenthe. Das hat er verkauft, als er die Stelle in Amersfoort annahm. Er wollte wieder ein großes Haus haben, ich glaube, um Valerie zu beeindrucken.« Letzteres stieß sie hastig hervor, als wolle sie es loswerden, ohne lange darüber nachzudenken. »Was ist denn mit Caroline?«, fragte sie dann.
    »Sie ist verschwunden, seit gut einer Woche«, antwortete ich. »Wir haben gehofft, dass Sie oder ihr Vater etwas wüssten.«
    »Ihr Vater?« Sie zögerte; dann setzte sie sich plötzlich in Bewegung. »Ich hole den Kaffee. Ich bin eine schlechte Gastgeberin.«
    Sie verschwand in Richtung Küche. Nel und ich saßen nebeneinander und betrachteten den Garten. Zwischen den Bäumen erblickte man Weiden und in der Ferne einen Bauernhof.
    »Vielleicht sollten wir lieber warten, bis Dolf nach Hause kommt«, schlug Nel vor.
    »Sie macht mir aber keinen überempfindlichen Eindruck.«
    »Sie ist die Nachfolgerin«, entgegnete Nel. »Eine zweite Ehefrau muss immer mit der Vergangenheit ihres Ehemannes konkurrieren, und das ist nicht leicht, glaub mir. Vor allem wenn die Vergangenheit so schön ist wie die berühmte Valerie .«
    »Vielleicht hat sie ihn gerettet.«
    Nel gab einen verächtlichen Laut von sich. »Vor fünfzehn Jahren, kann sein. Aber alles nutzt sich ab, auch der Glanz von Rettungsaktionen.«
    »Du bist ein Zyniker. Oder heißt das Zynikerin?«
    Nel schaute mich an und ich dachte daran, wie sie gesagt hatte, dass sie dem Glück misstraue, weil es für sie nie von Dauer gewesen war. Ich legte meine Hand auf ihre und murmelte: »Hab keine Angst.«
    Sie nickte. »Vielleicht irre ich mich ja.«
    Ich dachte zunächst, sie meine uns, doch sie fuhr mit gedämpfter Stimme fort: »Irgendetwas stimmt hier nicht, ich meine nicht nur wegen ihrer Angst vor Fremden. Es hat auch etwas mit Caroline zu tun.«
    Martine brachte ein Tablett mit Kaffeegeschirr und einem Teller Plätzchen nach draußen. Kaum hatten wir uns mit Zucker und Milch bedient, als wir ein Auto hörten. »Dolf.«
    »Das klingt ja richtig erleichtert«, bemerkte ich.
    »Natürlich. Jetzt brauche ich es Ihnen nicht zu erklären.« Sie eilte davon und wir hörten ihre Stimmen in der Küche.
    Kurz darauf kam er nach draußen, ein Mann in den Fünfzigern mit glattem, dunklem Haar, dunklen Augen und einem verwegenen Grinsen, das genau die richtigen Fältchen warf, um die Teenager in seiner Klasse ins Schwärmen zu bringen. Wir standen auf, stellten uns vor, und das Erste, was er fragte, war: »Ist Karel durchgebrannt?«
    Auch hier hieß sie also Karel. Martine brachte eine zusätzliche Kaffeetasse hinaus und fragte: »Soll ich was zu essen machen?«
    »Gleich, wenn wir fertig sind«, antwortete der Lehrer und fügte mit einem künstlichen Lächeln hinzu: »Es sei denn, Sie sind ausgehungert.«
    Wir lehnten dankend ab. Ich versuchte ihn wie bei einem Verhör gegen das Licht zu manövrieren, doch Romein durchschaute meine Absicht. Er stellte seinen Stuhl in den Schatten des Sonnenschirms, sodass Nel und ich herumrücken mussten, um sein Gesicht erkennen zu können. Martine blieb unschlüssig neben ihrem Mann stehen. »Möchtest du, dass ich dabeibleibe?«
    »Nein, nicht nötig.«
    Die Abweisung klang barsch. Als seine Frau weg war, wandte er sich ein wenig entschuldigend an uns. »Martine hält sich lieber raus, wenn es um Karel geht.«
    »Warum denn?«, fragte Nel unbefangen.
    »Karel hat Martine in ziemlich beleidigender Art und Weise beschimpft. Ich will Ihnen gerne behilflich sein, hoffe aber, dass es nicht zu lange dauert. Sie wird schon wieder auftauchen.«
    Nel und ich warfen uns einen Blick zu. »Worum ging es bei dem Streit?«, fragte Nel.
    Mit einem Gesicht, als wolle er eine unverschämte Klasse zur Räson bringen, antwortete er: »Das geht Sie wirklich nicht das Geringste an.«
    Ich seufzte geduldig. »Ihre frühere Gattin hat uns damit beauftragt, Ihre Tochter ausfindig zu machen. Caroline ist bereits seit einer Woche oder länger spurlos verschwunden. Zwar wurde die Polizei eingeschaltet, aber …«
    »Was soll das heißen, seit einer Woche oder länger?«, fragte er.
    »Valerie kann es nicht mit Sicherheit sagen.«
    »Valerie konnte über ihre Tochter noch nie etwas mit Sicherheit sagen.«
    Nel zügelte ihre Wut. »Caroline ist auch Ihre Tochter. Ich habe sie vor kurzem kennen gelernt. Zwar führen sie und ihre Mutter beide ihr eigenes Leben, aber sie würde nie einfach so verschwinden,

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