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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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raus.«
    »Er hat etwas gegen die Kirche«, meinte Nel.
    »Das sieht nur zufällig so aus.«
    Nel schaute mich an. »Das ist kein Zufall, sondern ein Omen.«
    »Die Mystik des alten Drenthe«, murmelte der Mann. »Ich bin hier fremd, ich kann Ihnen leider nicht helfen.«
    Das Haus von Carolines Großeltern lag außerhalb des Dorfes. Es hatte ein Reetdach und stand versteckt hinter einer Hecke aus roten und grünen Hainbuchen, inmitten eines mit Sträuchern, Heidekraut und Gras bewachsenen Gartens. Das schmiedeeiserne Gartentor quietschte. An die Bäume und auf Pfähle waren hier und da Nistkästen und Futterbrettchen genagelt. Am Fuße eines Bretterzaunes summten Bienen um Bienenstöcke herum. Ein kleiner Mann saß auf einem Hocker in einem Gewürzgarten zwischen niedrigen Buchsbaumhecken und Kräuterbeeten. Ein milchkaffeebrauner, stichelhaariger Hund unbestimmter Rasse kam schwanzwedelnd angelaufen, doch der Mann schaute erst auf, als wir uns ihm genähert hatten. Er sah aus wie ein grauhaariger Gartenzwerg, trug ein gestreiftes Flanellhemd und hatte Autoreifenstücke um die Knie seiner Manchesterhose gebunden. Eine Heckenschere lag neben ihm auf dem Gartenweg. Eine Szenerie wie aus einem Bilderbuch.
    »Meneer Fuck?«
    Steif erhob er sich. Er musste um die sechzig sein, bewegte sich jedoch wie ein viel älterer Mann. Die Hosenbeine beulten sich über die mit einer Kordel festgebundenen Autoreifenstücke. Er hatte wässrige, milchig blaue Augen, die er zusammenkniff, als habe er zu lange in die Sonne geschaut. »Arnold Fuck«, sagte er.
    Wir stellten uns vor und erklärten, dass seine Tochter uns beauftragt habe, seine Enkelin ausfindig zu machen.
    »Valerie hat uns angerufen«, sagte er. »Eva, meine Frau, konnte danach gar nicht mehr schlafen. Ich habe versucht, Valerie zu erklären …« Mit einer stark geäderten Hand winkte er ab. »Valerie hat so gut wie nie Zeit. Sie kommt nur selten zu Besuch. Ich hoffe, dass Sie Caroline bald finden. Sie ist ein gutes Kind und sie hat es nicht leicht.«
    Nel nickte. »Ich weiß.«
    Ihr Ton bewirkte, dass Fuck ihr einen kurzen Blick zuwarf. Er lächelte und nickte ihr zu. »Kann ich Ihnen vielleicht eine Tasse Tee anbieten oder ein Bier?«, fragte er. »Warten Sie, ich ziehe mal eben diese Dinger aus. Es gibt zwar die tollsten Knieschützer zu kaufen, aber die hier sind einfach besser und kosten nichts.«
    Er stellte erst den einen, dann den anderen Fuß auf den Schemel und knotete die Kordel um die Knieschützer los. Er nahm sie mit, als er uns steifbeinig durch den Garten und um das Haus herum vorausging, und legte sie unterwegs auf einen leeren Kaninchenstall an der Hauswand.
    Als er uns einlud, auf einer Holzbank an einem langen Holztisch unter einer rosenberankten Pergola Platz zu nehmen, erschien seine Frau. Sie war einen Kopf größer als ihr Mann und eine ältere Ausgabe von Valerie, mit derselben schlanken Figur, dem dunklen Haar und den fotogenen Augen.
    »Hallo«, grüßte sie. »Möchten Sie Bücher kaufen?«
    »Nein, nein«, sagte Fuck. Er erklärte ihr, weshalb wir hier waren, und ihr Gesicht nahm einen sorgenvollen Ausdruck an. Sie schüttelte uns die Hand, hielt die von Nel einen Augenblick lang fest und sagte: »Ich bin Eva Fuck. Möchten Sie vielleicht ein Glas kalten Pfefferminztee? Mit Honig gesüßt, er wird Ihnen gut tun.«
    Sie lächelte Nel viel sagend zu, die ihr versicherte, dass wir Pfefferminztee mit Honig liebten.
    »Verkaufen Sie Bücher?«, fragte ich, als Eva hineingegangen war.
    Fuck schüttelte den Kopf. »Ich habe selbst ein paar verfasst, doch es gibt so viel auf diesem Gebiet, dass ich es nie gewagt habe, sie einem Verlag anzubieten. Aber ich lasse auf eigene Kosten ein paar hundert Stück von jedem Exemplar drucken. Sie liegen in den Gartenzentren der näheren Umgebung aus und ich stelle mich als lokale Kuriosität mit einem Stand auf Märkte, Straßenfeste, den Drenther Schafstag und so weiter.« Sein verlegenes Schmunzeln erinnerte ein wenig an Caroline.
    »Dann hat Caroline ihr Schreibtalent ja vielleicht von Ihnen geerbt«, sagte Nel prompt.
    Fuck machte eine abwehrende Geste. »Ach was. Caroline hat wirklich Talent, da kann ich nicht mithalten. Sie gibt mir manchmal etwas von sich zu lesen und es ist wirklich sehr gut, so lebendig. Ich schwafle doch nur über dies und das.«
    »Wovon handeln Ihre Bücher?«
    »Von der Natur. Vögel, Kräuter.«
    »Davon, wie einen die Natur gesund erhält.« Seine Frau stellte ein Tablett mit

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