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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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weiteren dicken Sträuchern und von da aus bis an einen hohen Maschendrahtzaun. Ich folgte der Umzäunung rund um das Krankenhaus, einem düsteren Backsteinquader mit schwach erleuchteten Fenstern. Sechs Autos standen unter den Laternen eines abgesperrten Parkplatzes. Ich schlüpfte seitlich an dem Schlagbaum vorbei und gelangte auf einen asphaltierten Fußweg, der zur Vorderseite des Krankenhauses führte. Auf der Einfahrt zum Souterrain neben dem erleuchteten Haupteingang stand ein Krankenwagen. Bei den Glastüren sah ich niemanden.
    Ich hörte ein Auto, das nicht wie mein BMW klang, und eilte den Fußweg zurück. Ein Streifenwagen mit zwei uniformierten Beamten fuhr auf den Haupteingang zu. Sie hätten mich bis zu zweimal vierundzwanzig Stunden lang festhalten und wegen der Vorspiegelung jener falschen Tatsachen vernehmen können, mit denen ich Bertus Tons zur Gewaltanwendung und zur Flucht getrieben hatte, von meiner eigenen Flucht ganz zu schweigen. Ich rannte auf das Haupteinfahrttor zu. Der Weg kam mir unendlich lang vor; in Drenthe war ja Platz genug. Jeder Schritt dröhnte in meinem Kopf.
    Die Haupteinfahrt war mit Schlagbäumen und Pförtnerhäuschen gesichert. Die Schlagbäume standen offen und das Häuschen war unbesetzt, weil wahrscheinlich nur tagsüber verhindert werden musste, dass die Besucher das Gelände mit ihren Autos blockierten, anstatt den für sie bestimmten Parkplatz außerhalb der Umzäunung zu benutzen.
    Ich lief am Häuschen vorbei, überquerte einen asphaltierten, beleuchteten Vorplatz in Richtung Straße und blieb in der Mitte stehen. Über Assen hing ein schwach erleuchteter, nebliger Dunst. Mehr in meiner Nähe sah ich die Lichter von Häusern, Laternen und von Scheinwerfern, die auf mich zukamen.
    »Und, steht das Krankenhaus Kopf?«, fragte CyberNel, als ich mich aufseufzend auf den Beifahrersitz sinken ließ.
    »Ich habe verschlafen, das ist alles. Fahr einfach los. Ich bin froh, dass du auf mich gewartet hast.«
    »Ich wollte gerade die Eingangstür rammen, als ich den Streifenwagen sah. Jetzt haben wir die Polizei am Hals. Wie geht’s deinem Kopf?«
    »Prima.« Ich lehnte mich gegen die Sitzpolster und legte eine Hand auf ihren Oberschenkel und die andere auf meinen Kopf. Ich versuchte mir einzureden, dass er nur deshalb schmerzte, weil ich mein Gehirn beim Laufen durcheinander geschüttelt hatte. »Wohin fahren wir?«
    »Asveld wohnt in Zuidlaren. Ich bin heute Nachmittag bei ihm gewesen und hoffe, dass er genauso geduldig wartet wie ich.«
    Eine Umgehungsstraße, eine Hauptstraße, Bäume, Laternen, ein Dorf mit Leuchtbuchstaben über einer geschlossenen Frittenbude und ein blaues POLIZEI- Schild an einem schlafenden Gebäude, noch mehr Bäume und Felder und wieder ein Dorf, der Planet der Stille.
    Nel kannte den Weg. Die Nacht verbarg ihre Geheimnisse im Dunkel, das uns wie ein Zelt umgab. Ich wäre gerne weggedöst. Man hatte mir natürlich Tabletten gegeben, gegen die Schmerzen und zur Beruhigung, doch ich hatte schließlich schon den ganzen Tag geschlafen. »Konntest du meine Tasche retten?«
    Nel reichte ohne sich umzusehen nach hinten, zog meine Tasche hervor und legte sie auf meinen Schoß. »Der Bauer hat gesagt, sie habe im Wohnwagen auf dem Boden gelegen, und daneben ein Foto.«
    Ich zog den Reißverschluss auf und schaltete die Innenbeleuchtung ein, um den Inhalt zu kontrollieren. »Ich sehe hier nur das Foto von Valerie.«
    »Er hat auch nur ein Foto erwähnt.«
    Ich durchsuchte die Tasche noch einmal. »Das Bild von Caroline fehlt.«
    »Dann hat Bertus es mitgenommen.«
    »Warum sollte er?« Der Sturz mit dem Kopf auf den Findling hatte einen beängstigenden Gedächtnisverlust verursacht, aber jetzt rückte wieder alles an seinen Platz. »Walia«, sagte ich.
    »Wie bitte?« Nel fuhr in eine Ortschaft hinein und bog rechts ab.
    »Valerie. Bertus hat erzählt, dass Denise sie so nannte. Es war alles in Ordnung, solange es um sie ging. Er ist erst durchgedreht, als ich ihm das Foto von Caroline zeigte und behauptete, sie sei seine Tochter.«
    Der Wagen machte einen Schlenker, als Nel mir mit einem Ruck das Gesicht zuwandte. »Hast du das wirklich gesagt?«
    »Was hätte ich denn anderes tun sollen?«
    Sie drehte das Lenkrad wieder gerade und seufzte. »Meinst du, er hat sie erkannt?«
    »Ich hatte keine Zeit mehr, ihn das zu fragen. Aber was will er mit dem Foto einer Person, die ihm nichts sagt?«
    Bissig erwiderte sie: »Was soll das heißen, die ihm nichts sagt?

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