Caroline
Konzept gebracht. »Weil ich Max heiße?«
Nel sagte wie nebenbei: »Nein, wegen deiner Mütze.«
Der Smalltalk und das Drenther Tempo gingen mir allmählich auf die Nerven. »Hast du die Ermittlungen geleitet?«
»Ja. Ich war der Spa, wie das heutzutage heißt, der Seniorprojectagent. Ach, apropos Namen.« Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Wusstet ihr, dass diese Mongoloide eine Schwester von Valerie Romein, dem Mannequin, war? Die stammt auch aus Drenthe. Ich habe sie vernommen. Damals war sie natürlich noch nicht so berühmt wie heute.« Er lachte bedauernd.
Ich war froh, dass Bart ihm nicht erzählt hatte, für wen wir arbeiteten. »Hattest du einen besonderen Grund, Valerie Romein zu verhören?«, fragte ich.
Asveld lächelte verschmitzt. »Die Ermittlungen ließen darauf schließen, dass der Gärtner sich noch an weitere Bewohnerinnen herangemacht hatte, und wir hatten einen Tipp bekommen, dass er auch Valerie Romein einmal belästigt habe, zu der Zeit, als sie ihre Schwester häufig besuchen kam. Wir hätten sie gern als Zeugin benannt, denn aus diesen debilen Kindern wurde niemand so recht schlau. Ich habe sie aufgesucht, aber es ist leider nichts dabei herausgekommen.«
Ich fragte mich, was er mit ›leider‹ meinte. Sie war leider nicht belästigt worden? »Was hat sie denn gesagt?«
»Sie reagierte ziemlich hysterisch. Was mir einfalle, sie habe diesen Mann zwar hin und wieder bei den Ställen gesehen, wenn sie mit ihrer Schwester auf dem Gelände spazieren ging, aber sie habe nie mit ihm gesprochen oder ihm auch nur die Hand gegeben. Damals war sie übrigens verheiratet und wohnte in Leusden.«
»Von wem hattet ihr den Tipp?«, fragte Nel.
Asveld zuckte mit den Schultern und klopfte auf die Mappe. »Den Namen habe ich nirgendwo mehr gefunden. Vielleicht vom Pfarrer, aber vermutlich hat man die Geschichte rausgelassen, um die Romein zu schützen. Es wurde ja so viel geredet.«
»Gab es konkrete Beweise gegen Bertus Tons?«, fragte ich.
Er warf mir einen ironischen Blick zu. »Außer dass er neben der Leiche saß und jammerte, er habe eine furchtbare Sünde begangen? Mit dem Strick in der Hand?«
Ich dachte an die Kinderbibel. In dem Erker drückte die Nacht klamm an die Glasscheiben über den Häkelgardinen. »Was hat die Spurenuntersuchung ergeben?«
Asveld seufzte. »Jede Menge Fingerabdrücke, aber der Mann arbeitete ja auch in Ställen. Kleidungsfetzen des Opfers. Das Seil gehörte in den Stall, da hingen überall Stricke, mit denen Ziegen festgebunden wurden oder was weiß ich. Man hat Sperma gefunden, aber Gentests wurden damals noch nicht durchgeführt. Außerdem war die Sache sonnenklar.«
»Hatte sie Verletzungen?«
»Vaginale Quetschungen, nichts Ernsthaftes. Blutergüsse auf den Brüsten, blaue Flecken an den Hüften. Sie hatte sich gewehrt, war seitlich auf den Kopf gefallen, und er hatte ihr den Mund zugehalten, ihre Lippe blutete. Und natürlich Würgemale am Hals.«
»War sie noch Jungfrau gewesen?«, fragte Nel.
»Nein. Der Autopsiebericht liegt hier nicht dabei, aber daran erinnere ich mich noch, weil es mir auffiel. Vielleicht hatte sie schon mal einen Freund gehabt, fragt mich nicht wie, aber vom Psychiater erfuhr ich, dass diese Mongolen und Schwachsinnigen unheimlich schmusig sind und ganz leicht zu verführen. Vielleicht hätte Tons bei Casanova in die Lehre gehen sollen.«
Ich sah, wie Nel die Zähne zusammenbiss und ihr Gesicht abwandte, um ihren Widerwillen zu verbergen. »Man sollte Downsyndrom und geistige Entwicklungsstörungen nicht einfach in einen Topf werfen«, fügte sie noch hinzu.
Asveld schaute sie an und seufzte theatralisch.
»Und Bertus?«, fragte ich, um ihn wieder auf unser Thema zurückzubringen. »Hautabschürfungen, weil sie sich wehrte, Zahnabdrücke in der Hand, etwas in der Richtung?«
»Er war Gärtner, die haben immer überall Schrammen, und er war voller Stallschmutz. Wir rekonstruierten, dass sich Denise auf dem Weg zum Pfarrer die neugeborenen Ziegen im Stall anschauen wollte und dass Tons dort arbeitete und die Gelegenheit beim Schopfe packte. Das Gericht vertrat dieselbe Meinung.«
Nel machte ein erstauntes Gesicht. »Ist es am helllichten Tag passiert?«
»Ja. Denise erschien nicht zum Unterricht, der um vier Uhr begann. Irgendjemand dachte, sie wäre zum Pfarrer gegangen, aber der hatte sie nicht gesehen. Sie suchten nach ihr und fanden sie bei Tons im Stall. Dem Gerichtsmediziner zufolge war sie zu diesem Zeitpunkt
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