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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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schüttelte den Kopf. »Nicht freiwillig jedenfalls.«
    Wir ließen den BMW in Baarn stehen und fuhren in Nels klapprigem Polo über den Wakkerendijk nach Eemnes. Die Nacht war kühl, mondlos und sehr still. Die Polder schliefen.
    Wir parkten das Auto hinter dem Bürgerhaus und warteten eine Weile, bis sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Zu unserem Glück grenzten die Villengrundstücke auf der Rückseite an einen Wassergraben. An der anderen Uferseite lagen Grünflächen, Tennisanlagen und Sportplätze. Das Sternenlicht und die Häuser- und Sportplatzbeleuchtung erhellten die Nacht so weit, dass Umrisse und Reflexionen gerade noch zu erkennen waren.
    Zwischen Wassergraben und Umzäunung der Sportanlagen führte ein schmaler Streifen mit verwildertem Gras entlang. Nachdem wir uns zehn Meter weit vorgekämpft hatten, erkannten wir, dass der Graben mindestens drei Meter breit war und nirgendwo schmaler zu werden schien.
    »Das geht nicht«, flüsterte Nel. »Ich kann da nicht rüberspringen.«
    »Dann müssen wir durch die Gärten schleichen und über fünfzehn Holz- und Drahtzäune klettern.«
    »Bleiben aber trocken.«
    Wir gingen zurück, um den Anfang des Wassergrabens herum, kletterten über eine Mauer und arbeiteten uns durch eine Buchenhecke. Eine Rasenfläche erstreckte sich vom ersten Haus bis hinunter ans Wasser. Im ersten Stock brannte Licht. Unser Blick fiel auf einen Teepavillon, Gartenmöbel und auf einen von Clematis überwucherten Unterstellschuppen, der fast am Ende der nächsten Begrenzungsmauer stand. Ich sah das Glitzern spitzer Glasscherben auf der Mauer und ging auf der Suche nach einer Leiter in den dunklen Schuppen hinein. Ich stieß gegen ein Hindernis und fühlte den Rand eines Bootes.
    Ich zischte Nel zu, schirmte meine Taschenlampe ab und beleuchtete das Boot. Es war ein kleines, flaches Exemplar für Kinder. Ein Paddel lag darin. Wir brauchten nicht lange zu überlegen. Nel stellte ihre Tasche hinein und wir trugen das Boot so leise wie möglich aus dem Schuppen hinaus und hinunter zum Graben. Es war schwerer, als wir dachten, und als wir den schmalen Steg am Ufer erreichten, stolperte Nel über die Raseneinfassung aus hochkant stehenden Backsteinen und ihr glitt das Boot aus den Händen. Es knallte auf den Steg, das Paddel verrutschte und fiel klappernd zu Boden. Ich ließ mein Ende auf den Steg sinken und hielt das Boot fest, während wir mucksmäuschenstill auf das Hundegebell warteten.
    Hunde sind eine Landplage. Wenn einer bellt, fangen alle an, von hier bis Moskau, das gehört bei ihnen irgendwie zum guten Ton, man kann es nicht ändern. Auf das Gebell hin kommen die Herrchen aus dem Haus, im Gooiland vielleicht nicht gleich mit Jagdgewehren bewaffnet, aber garantiert mit Taschenlampen und Hockeyschlägern, und wenn die Hunde nur lange genug anschlagen, werden ein, zwei Herrchen gewiss misstrauisch genug, um die Polizei anzurufen. Zu den Häusern hier schienen teure Rassehunde besser zu passen als Kinder, aber in diesem wohnten offenbar Kinder, und sie hatten ein Boot anstelle eines Hundes.
    Wir ließen das Boot zu Wasser und kletterten hinein. Es schaukelte bedenklich und wir klammerten uns am Steg fest, bis wir einigermaßen das Gleichgewicht gefunden hatten. Zwei Erwachsene passten gerade so hinein. Nel hockte in dem engen Raum vor der Bank und zog uns an Weidenzweigen voran, während ich auf den Knien im hinteren Teil saß und versuchte möglichst geräuschlos zu paddeln. Wir kamen nur langsam vorwärts, doch das kleine Boot war stabil gebaut und blieb trocken. Häuser und Gärten, efeubewachsene Mauern und Hecken glitten vorüber.
    Wir erkannten die weißen Mauern und das Reetdach wieder. Nirgendwo brannte Licht. Das Haus war von einem weitläufigen Grundstück umgeben, und auch hier erstreckte sich eine breite Rasenfläche bis hinunter ans Ufer. Auf beiden Seiten boten Sträucher, Bäume und dichte Hecken Schutz vor unerwünschten Blicken von außen. Es gab keinen Steg, wohl aber eine niedrige Befestigung aus kleinen Holzpfählen. Wir vertäuten das Boot, indem wir die Leine zwischen die Pfähle klemmten, und kletterten ans Ufer. Auf der freien Fläche fühlten wir uns etwas schutzlos, und wir rannten gebückt über den Rasen und an der Hecke entlang auf das Haus zu.
    Im nächtlichen Restlicht erkannten wir gemauerte Blumenkästen rund um eine pergolaüberdachte Terrasse, von der aus ein Verbindungsgang zwischen dem Haus und der Garage entlanglief. Drei Stufen

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