Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
führten zu einer Seitentür, hinter der vermutlich ein Vorratsraum lag. Unter den Küchenfenstern befanden sich die kleineren Mattglasfenster von Souterrainräumen.
    Wir schauten uns das Haus eine Weile lang an. Alles blieb ruhig. Hedwige Larue übernachtete in einem Fünf-Sterne-Hotel in Dortmund, es sei denn, die Damen vom Verlag hatten sich das nur ausgedacht und sie schlief doch zu Hause, womöglich mit einem muskelbepackten Literaturkritiker.
    Ich wies mit einem Nicken auf den Verbindungsgang. »Durch eins von den kleinen Fenstern?«
    Nel nickte und öffnete ihre Tasche. Ich holte einen Stuhl von der Terrasse und stellte ihn unter das mittlere der drei Fenster. Vier Butzenscheiben in einem Holzrahmen.
    Ich hielt den Stuhl fest, während Nel darauf kletterte und eine kleine Akkubohrmaschine auf eine der Scheiben setzte. Das Gerät summte und die Spitze des Bohrers glühte kurz auf, als er ein Loch in das Glas schmolz. Die Glut erlosch. Nel bewegte den Bohrer vor und zurück und zog ihn wieder heraus. Sie stieg von dem Stuhl, packte den Bohrer ein und holte im Dunkeln einen rechteckigen Apparat und eine dünne, nadelförmige elektronische Sonde aus ihrer Tasche. Sie verband die Sonde über ein Kabel mit dem Apparat und drückte ihn mir in die Hand. »Halt mal kurz hoch«, sagte sie. »Und gib mir deine Lampe.«
    Sie kletterte wieder auf den Stuhl. Ich hielt den Apparat hoch und sie steckte die Sonde durch das kleine Loch im Glas. Das äußere Ende der Sonde glitzerte wie Weihnachtsbaumschmuck, als sich nadeldünne Fühler aufspannten wie die Speichen eines umgedrehten Regenschirms. Ich hörte ein Summen. Ein Lichtpunkt begann auf dem Apparat in meiner Hand zu flackern. »Augen zu«, flüsterte Nel, bevor sie meine Taschenlampe aufblitzen ließ, um die Anzeige ablesen zu können.
    »Okay.«
    Sie stieg von dem Stuhl, legte den Apparat zurück in die Tasche und nahm erneut den Bohrer heraus. »Auf dieser Seite gibt es keine Alarmanlage«, sagte sie leise. »Das Fenster hat einen ganz einfachen Verriegelungsgriff, ich weiß genau, wo er sitzt, und kann ihn mit dem Bohrer anheben. Das hinterlässt nur einen schrägen dünnen Strich im Holz darunter, den sieht kein Mensch.«
    »Bist du dir ganz sicher, dass hier keine Alarmanlage angebracht ist?«
    Sie schnaufte. »Wenn eine da ist, sollten Eddy und ich unser Geld besser beim Spargelstechen in Limburg verdienen.«
    »Ich kann bestimmt die Seitentür aufkriegen«, meinte ich.
    Nel schüttelte den Kopf und zog dünne Polizeihandschuhe über. »Wir fassen keine Tür an, bis ich nicht den Hauptalarm im Flur ausgeschaltet habe. Es ist ein Böhring, ein stiller Alarm, der mit der Polizei oder einem privaten Sicherheitsdienst verbunden ist. Garantiert sind die Türen damit gesichert.«
    Wieder stieg sie auf den Stuhl und fing an, in das Holz hineinzubohren. Es dauerte eine Weile, weil sie auf der Innenseite einen drei Zentimeter hohen Schlitz fräsen musste. Ich hörte den Bohrer kreischen, als er mit der Spitze das Metall des Fenstergriffs berührte.
    Nel fuhrwerkte so lange mit dem Bohrer herum, bis der Verschluss des Fenstergriffs aus dem Schlitz schnappte und sie das Fenster nach innen öffnen konnte. Sie reichte mir ihre Sachen, hievte sich durch die Fensteröffnung und ließ sich auf der anderen Seite mit den Händen zuerst in den Flur rutschen. Kurz darauf erschien ihr Gesicht am Fenster.
    »Meine Tasche«, sagte sie. »Und die Taschenlampe. Ich komme dich gleich holen.«
    Ich gab ihr die Tasche und sie verschwand im Flur. Ich zog Handschuhe an, setzte mich auf den Stuhl und wartete. In der Ferne hörte ich Verkehr rauschen. Wer absolute Stille suchte, musste woanders hingehen als gerade in die Niederlande. Irgendwo rief eine Schleiereule.
    Die Seitentür zum Vorratsraum wurde geöffnet und ich ging auf das schwach erleuchtete Rechteck zu. Nel hatte eine Kühlschranktür aufgemacht. »Ich glaube, das mit dem Licht können wir ruhig riskieren«, sagte sie. »Die Alarmanlage ist ausgeschaltet.«
    »Bist du sicher, dass niemand im Haus ist?«
    »Ich war noch nicht oben.«
    Wir schauten uns rasch im Erdgeschoss und in den Schlafzimmern im oberen Stockwerk um. Niemand da. Das Haus war sehr groß für eine Person und luxuriös eingerichtet. Es strahlte Einsamkeit aus. Oben gab es zwei Badezimmer und drei Schlafräume. Einer davon war offenbar der der Bewohnerin, bei den beiden anderen handelte es sich um Gästezimmer, die den Anschein erweckten, als würden sie selten oder

Weitere Kostenlose Bücher