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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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viel Soda und Eis – ein typisches Bordell-Getränk, wenn man nicht betrunken werden will, aber dennoch einen Drink vor sich auf der Theke stehen haben muss.
    Autos überquerten den Bahnübergang, Scheinwerfer und Straßenlaternen leuchteten auf. Die Villen auf der gegenüberliegenden Seite der Allee verschmolzen allmählich mit der Dunkelheit. Ich dachte an Hedwige Larue. Mir fiel eine sonderbare Übereinstimmung auf zwischen dem, was mir Gert Monnik über die ehrgeizige Schriftstellerin erzählt hatte, und allem, was wir über Valerie Romein wussten. Beide waren egozentrische Frauen, in deren Leben kein Platz für langfristige Beziehungen war und die alles ihrer Karriere unterordneten. Sie kamen mir identisch vor mit ihrer platten, inszenierten Selbstdarstellung, die ausschließlich die Gegenwart widerspiegelte und Vergangenheit, Hintergründe und Ursachen unberücksichtigt ließ.
    Doch Valerie hatte zumindest einen Grund, ihre Tochter zu ignorieren und in eine Karriere zu flüchten. Sie war auf der Flucht vor den Schrecknissen der Vergangenheit und ihren Schuldgefühlen wegen des Todes ihrer Schwester. Caroline erinnerte sie Tag für Tag an ihre Vergewaltigung und daran, dass sie Denise hätte retten können, wenn sie ihre Eltern ins Vertrauen gezogen oder sich einfach an die Polizei gewandt hätte. Wenn diese schreckliche Sache mit Denise nicht geschehen wäre, hätten ihre natürlichen Mutterinstinkte vielleicht im Laufe der Zeit eine Chance gehabt. Doch so konnte sie sich nur retten, indem sie den Kopf in den Sand steckte und ihre Vergangenheit verleugnete.
    Was war mit der Larue los? Womöglich gar nichts. Vielleicht war sie einfach nur eine hohle Nuss, ein Parasit. Manche Leute streben danach, koste es, was es wolle, berühmt zu werden, im Mittelpunkt zu stehen. Wenn sie weder Talent noch Verstand besitzen, dafür aber genügend Ehrgeiz, lassen sie sich einfach eine Zeit lang Tag und Nacht im Schlafzimmer, in der Küche und auf der Toilette von Fernsehkameras filmen. Das reicht schon aus, um ein Promi zu werden, einen Job als Diskjockey zu ergattern, zu Talkshows und Diskussionsrunden eingeladen zu werden und auf den Titelseiten der Boulevardblätter zu erscheinen. Von der Larue konnte man wenigstens behaupten, dass sie wesentlich mehr Energie investierte. Sie bahnte sich als Kurtisane den Weg zu ihrem Ziel.
    Aber Mord, nur um sich mit den Federn einer anderen zu schmücken? Und dann, danach?
    Vielleicht dachte Hedwige Larue nicht an das Danach.
    Ich sah, wie ein Auto blinkte, rechts abbog und hinter De Generaal verschwand. Kurz darauf kam Nel herein. Sie trug einen ihrer schwarzen Jeansanzüge und graue Sneaker. Abendkühle wehte mir entgegen, als sie mich küsste. »Tut mir Leid, dass ich so spät komme«, sagte sie. »Nachdem ich bei Eddy war, musste ich noch nach Voorburg.«
    Wir bestellten Steaks, Salat und Mineralwasser, um nüchtern zu bleiben.
    »Wohnt die Dozentin in Voorburg?«, fragte ich.
    Nel nickte. »Deborah Vrins ist eine liebenswürdige alte Dame. Sie hat vor Jahren ein paar Romane verfasst und leitet jetzt die Schreibfernkurse. Sie war sehr traurig, als sie von Carolines Tod erfuhr.«
    »Was hast du ihr erzählt?«
    »Nur, dass sie ertrunken ist. Sie dachte sofort an Selbstmord. Sie wusste, dass Caroline sehr einsam und unglücklich war.«
    »Wir hätten auch an Selbstmord gedacht, wenn es kein atypischer Ertrinkungstod gewesen wäre.«
    Nel warf mir einen kurzen Blick zu. »Das machte es jedenfalls einfacher, ihr zu erklären, dass wir für die Mutter die Hintergründe ihres Todes untersuchen und dabei auf ihren Namen gestoßen sind. Sie hat Caroline nie persönlich kennen gelernt, zeigte mir aber einige Briefe, die sie sich geschrieben haben. Sie bedauerte es, dass Caroline den Kurs abbrach. Sie hätte ihr gerne weitergeholfen, denn für ihr Empfinden besaß Caroline außergewöhnlich viel Talent, so hat sie sich ausgedrückt. Ihr kamen die Tränen. Sie hätte sie nie einfach so gehen lassen dürfen, sie hätte zu ihr fahren und sie dazu ermutigen sollen, ernsthaft mit dem Schreiben zu beginnen. Sie hätte ihr sogar angeboten, sich um einen Verleger zu bemühen.«
    »Hast du mit ihr über Ein kleines Geschenk gesprochen?«
    »Nein.«
    Ich nickte zustimmend.
    Nel sagte: »Vielleicht wollte Caroline auch sie überraschen, genau wie ihren Vater.«
    Ich runzelte die Stirn. »In diesem Fall hätte sie es nie zugelassen, dass eine andere Person sich als die Autorin ausgibt.«
    »Stimmt.« Nel

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