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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Dachvorsprung Schutz und wartete im Dunkeln hinter einer glitzernden Wassergardine auf ihre Rückkehr.
    Nel hatte sich verschiedene Methoden ausgedacht, um das Buch auf dem Laptop zu verstecken, die meisten aber wieder verworfen, weil sie zu kompliziert waren, mit der Folge, dass Hetty das Manuskript nicht oder zu spät entdecken würde. Schließlich entschied sie sich dafür, das Dokument im Ordner Projekte abzulegen. Dort wurden alle Back-up-Kopien von Word-Dateien gespeichert, und daher hätte man es selbst dann noch darin gefunden, wenn Caroline es gelöscht hätte.
    »Kommt mir immer noch ziemlich kompliziert vor«, hatte ich bemerkt.
    Nel lächelte, wie sie es immer tat, wenn ich etwas über Computer sagte. »Macht nichts. Sobald ich Hetty den Titel untergejubelt habe, lässt sie Sherlock danach suchen und das Dokument erscheint, wo immer es sich auch versteckt hält. Das ist nur für den Fall, dass sie Carolines Laptop bereits nach anderen Arbeiten durchsucht hat. So kann ich sie glauben machen, dass Caroline das Originaldokument gelöscht, aber die Back-up-Kopie übersehen hat, ohne dass sie eine Spur misstrauisch wird.«
    CyberNel wird schon wissen, was sie tut, dachte ich, wie so oft in letzter Zeit.
    Der Einbruch war ein Kinderspiel. Nel kletterte um halb zwei in der Nacht hinein und kam eine Viertelstunde später wieder zum Fenster heraus.
    Noch in derselben Nacht verschickte Nel die E-Mail, mit der die Falle zuschnappen sollte:
    Liebe Caroline, ich hoffe, dass du nun endlich auf meine E-Mails reagierst, denn ich habe eine Überraschung für dich. Du weißt, dass ich damals in jugendlicher Unbesonnenheit einige Romane veröffentlicht habe. Mit dem Verleger, heute ein respektabler alter Herr, bin ich stets in Kontakt geblieben. Vor kurzem habe ich ihn gefragt, ob er vielleicht an dem Werk eines jungen, bisher unveröffentlichten Talents interessiert sei, das nie den Mut aufbringen konnte, sich persönlich an einen Verleger zu wenden. Er sagte, wenn ich es für lohnenswert hielte, würde er sich das Manuskript gerne einmal anschauen. Ich habe aber deinen Namen nicht genannt und würde nichts unternehmen ohne deine Zustimmung.
    Vielleicht könntest du mir nun endlich etwas von dir zu lesen geben. Ich bin ja so neugierig! Ich weiß noch nicht einmal, ob deine Arbeiten autobiografischer Natur sind oder ganz deiner Fantasie entspringen. Ja, ich weiß noch nicht einmal, ob der Titel, weswegen du mich damals um Rat fragtest, der des älteren Buches war oder dessen, an dem du derzeit so hart arbeitest. Die Tochter, die sich eine glückliche Familie wünschte erscheint mir jedoch ziemlich umständlich und lang, meiner Meinung nach akzeptiert sogar dein Computer nur bis zu 31 Zeichen für einen Dokumentnamen. Aber vielleicht ist der Titel ja genau richtig, ich kann kaum etwas Sinnvolles dazu sagen, solange ich nichts gelesen habe.
    Ich glaube, du solltest den kleinen Schritt in die große Welt jetzt endlich wagen. Falls du befürchtest, aufdringlich zu wirken, brauchst du dem Verleger ja noch nicht einmal zu erzählen, dass du bereits zwei Manuskripte fertig hast. Gib ihm erst das eine, und falls das eine Katastrophe sein sollte (kleiner Scherz!), überraschst du ihn einfach mit deinem zweiten. Denk darüber nach. Wenn du Hemmungen hast, schick mir die Manuskripte einfach per E-Mail und ich verspreche dir, dir ehrlich zu sagen, was ich davon halte. Auf, Caroline! Raus aus deinem Schneckenhaus!
    Deine dir gewogene Deborah

 

     
13
     
    Das Telefon auf meinem Schreibtisch klingelte, als ich nach anderthalb Tagen bei der Staatsanwaltschaft und der Polizei in Assen wieder nach Hause kam. CyberNel war nirgendwo zu sehen, aber ihr Auto stand im Carport neben dem Heuschober.
    Ich verstand den Namen der Anruferin nicht richtig, doch ihre Stimme klang brüchig und bescheiden. »Bin ich da richtig bei Mevrouw van Doorn? Sie hat mir diese Nummer hinterlassen.«
    »Mevrouw van Doorn ist gerade dabei, sich ihr neues Büro im Haus nebenan einzurichten«, sagte ich. »Ich kann Sie leider noch nicht verbinden. Soll ich sie holen oder sie bitten, Sie zurückzurufen?«
    »Sie hat mich besucht, um mit mir über eine meiner Kursteilnehmerinnen zu reden, Caroline Romein.«
    Deborah Vrins. »Ach so, Mevrouw. Ich weiß darüber Bescheid, wir untersuchen für Carolines Mutter die Umstände ihres Todes.«
    »Richtig.« Die Dozentin zögerte kurz, als hielte sie ihre Frage für womöglich unpassend. »Ist über die Umstände denn schon

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