Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
ein. »Etwas, was sie veranlasst, sofort nach oben zu rennen, wäre besser.«
    »Wasser die Treppe runterlaufen lassen? Ich wollte hier eigentlich keine Schweinerei veranstalten.«
    Nel schüttelte den Kopf. Ich folgte ihr ins Arbeitszimmer. Ihre Tasche stand auf dem Schreibtisch. »Ein Sägezahn«, murmelte sie und holte aus den Tiefen ihrer Tasche zwei kleine Apparate hervor. Sie gab mir Handschuhe, wickelte einen der Apparate in einen Baumwolllappen und wischte ihn sauber. Wir hatten uns nicht besonders bemüht, keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, weil es Monate dauern würde, bevor man hier nach Spuren suchte, falls es überhaupt jemals so weit käme. Doch dieses Gerät wäre verdächtig, weil es hier nicht hingehörte.
    »Was ist ein Sägezahn?«, fragte ich.
    »Ich habe keinen Generator für einen echten Sägezahn, aber dieser hier funktioniert so ähnlich und macht Krach von einem Kilohertz Lautstärke.« Sie drückte mir den kleinen Empfänger in die behandschuhte Hand. »Versteck den in einem der Kinderzimmer und lass die Tür offen stehen. Ich mache den Sender bereit.«
    Ich eilte nach oben, öffnete Türen. Das Zimmer des Jungen lag hinten, gegenüber dem Badezimmer. Das Bett sah aus, als habe Bas selbst es in aller Eile gemacht. Er besaß einen kleinen Schreibtisch für seine Hausaufgaben, Poster an den Wänden, kleine Flugzeuge an der Decke, ein Holzregal mit Bücher- und Zeitschriftenstapeln, mit Spielen, Autos und Legoschachteln. Daneben einen Karton voll mit Taschenspielen und Pokémons sowie eine Playstation, die auf seinem Schreibtisch stand. Ich schaltete zur Tarnung die Playstation ein, legte Nels Empfänger hinter den Karton, warf ein paar Spiele darüber und schob den Karton dagegen.
    Ich ging hinunter in die Diele, wickelte unsere Regenschirme in Nels Regenmantel und nahm das Bündel mit ins Arbeitszimmer. Auf der Innenseite steckte ein Schlüssel an der Tür zur Diele und ich drehte ihn um. Die Falttür zum Wohnzimmer ließ sich nicht abschließen, doch ich zog sie zu. Nel saß am Schreibtisch und suchte in Papieren und Taschenkalendern herum. Ihr Sender lag mit einer kurzen herausgezogenen Antenne auf einer Ecke des Tisches. Ein Stück dünner Kupferdraht schaute aus dem Batteriefach heraus. Das Eichhörnchen surfte über den Bildschirm und fragte, ob wir spielen wollten. Nels Taschenlaufwerk mit seiner 40-Gigabite-Festplatte war daran angeschlossen, bereit, ein komplettes Buch innerhalb von drei bis vier Sekunden zu kopieren.
    Ich setzte mich gedankenverloren auf den Stuhl des Übersetzers. Wie war noch das Passwort? Ich habe es mir hier aufgeschrieben. An einem Ort, auf den die Kinder nicht kommen, aber in Griffweite. Auf einem Regalbrett rechts vom Schreibtisch standen Nachschlagewerke, man musste an ihnen vorbei, um sich an den Tisch setzen zu können. Auf dem Schreibtisch lag vermutlich alles, was er zum Arbeiten brauchte. Den Rest hatte er wieder zurückgestellt, nachdem er mit der letzten Übersetzung fertig geworden war und noch keinen neuen Auftrag hatte.
    Nel fand eine Liste mit untereinander geschriebenen Mädchennamen auf der Rückseite eines Bankumschlags und tippte den obersten und anschließend die untersten beiden ein. Das Eichhörnchen lachte sie aus. »Mist, sie erwarten ein drittes Kind und suchen einen Namen«, flüsterte sie.
    Wörterbücher.
    Sie standen alle durcheinander, häufig benutzt und abgegriffen. Ein Van Dale, ein kleiner Larousse. Ein technisches Wörterbuch, Vornamenbücher. Taschenbücher mit Sprichwörtern und Zitaten, Contemporary Slang, Spanisch, Deutsch, Wolters N/E und Wolters E/N.
    Sara Baswin, Hidden Strings, aus dem Englischen übersetzt.
    Ich nahm das Wörterbuch Englisch/Niederländisch heraus. Freie Seiten ganz vorne, keine geheimnisvolle, hineingekritzelte Liste. Ganz hinten: ebenfalls leere Seiten. Ich ließ den Wolters auf den Schreibtisch sinken, schlug die letzten beiden Seiten auf, die allerletzte leer, die vorletzte halb gefüllt mit dem Ende der Liste unregelmäßiger Verben, die Wolters als eine Art Extraservice beifügt. Einige Seiten wölbten sich aneinander hängend auf, als würden sie häufig zusammen umgeschlagen und glatt gestrichen, um das Buch an dieser Stelle offen zu halten. Ich steckte meinen kleinen Finger an die Stelle und schlug das Bündel Seiten um. Ich landete am Ende des Buchstabens Z. Zymosis. Infektionskrankheit.
    Ich entdeckte kleine Häkchen neben den einzelnen Eintragungen, wie ein Grundschullehrer sie neben

Weitere Kostenlose Bücher