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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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auch noch einen Termin mit dir und dem Chef vereinbaren, wie heißt er gleich wieder …«
    »Klausman.«
    »Richtig. Ich soll auch nur kurz nachhören, wie weit das Buch ist und wann es erscheint, wegen der Planung.«
    Katrien schwieg einen Augenblick, als frage sie sich, wie sie reagieren solle. Ich hörte sie nicht den Hörer abdecken und jemand anderen fragen, Gerard Vreemoed zum Beispiel. Vielleicht war er nicht da. »Eigentlich ist eine spezielle Präsentation geplant und die Presse soll erst kurz vorher informiert werden. Es soll eine Überraschung werden.«
    »Wir wollen das auch gar nicht veröffentlichen, selbstverständlich respektieren wir eure Entscheidung«, sagte ich in meinem integersten Tonfall. »Aber es wird ein großer Artikel und Lia muss die Seiten in der Elegance reservieren.«
    Offenbar hatte bisher niemand aus dem Mirabel Verlag bei der Elegance angerufen und überprüft, ob wir tatsächlich die waren, für die wir uns ausgaben. Warum sollten sie auch? Die Larue wurde andauernd interviewt und in der normalen, nicht kriminellen Welt gehen die Leute durchweg davon aus, dass man ist, wer man zu sein behauptet.
    »Na gut«, sagte Katrien. »Aber nur unter der Bedingung, dass absolut nichts durchsickert, nur für den internen Gebrauch. Ich weiß nicht, ob wir es bis Nikolaus schaffen, aber der Roman soll auf jeden Fall vor Weihnachten in den Buchläden liegen.«
    »Das geht aber schnell. Dann habt ihr das Manuskript also schon?«
    »Es ist schon im Satz. Der Umschlag muss noch entworfen werden.«
    »Der Titel steht also schon fest?«
    Wieder ein kurzes Zögern. »Traum eines Mädchens, aber auch das muss unter uns bleiben.«
    »Natürlich. Hast du es lektoriert?«
    »Ja.«
    »Wie fandest du es?«
    Sie lachte leise. »Tja, weißt du …«
    Ermutigend erwiderte ich ihr Lachen. »Ich frage nur aus persönlicher Neugier. Hattest du viel Arbeit damit?«
    »Nein«, sagte Katrien. »Es ist ein schönes Buch.«
    »Genauso gut wie das erste?«
    »Es ist anders. Und für mich war es eine ziemliche … .« Sie schien sich über ihre eigene Indiskretion zu wundern und sagte dann: »Ich habe mich einfach total in ihr getäuscht, und das ärgert mich.«
    »Es kam also überraschend für dich?«
    »Ja, genau wie das erste …« Sie unterbrach sich plötzlich und ich spürte, wie es mit der Vertraulichkeit vorbei war, vielleicht weil jemand hereinkam. »So, jetzt muss ich aber weiterarbeiten«, sagte sie schließlich in einem Ton, als habe sie einen lästigen Cousin an der Strippe.
    »Du kannst sie also immer noch nicht leiden?«, bemerkte ich.
    Sie lachte kurz, sagte: »Bis bald«, und legte auf.
    Traum eines Mädchens. CyberNel hatte es geschafft.
    Die Gegend sah heruntergekommen aus, wie so viele Viertel des sozialen Wohnungsbaus, die kurz nach dem Krieg schnell und billig hochgezogen worden waren, um die drückende Wohnungsnot zu lindern. Fünfzig Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen. Die Mietshäuser, maximal drei Stockwerke hoch, damit man ohne teure Aufzüge auskam, standen inmitten von verwahrlosten Sträuchern, kahlen Rasenflächen und ramponierten Asphaltwegen. Hier und dort trauerte ein Baum in einem kleinen Kreis toter Erde vor sich hin. Die Bäume waren krank, weil die Bewohner ihre Autos und Mopeds selbst warteten und das Altöl irgendwo loswerden mussten. Die Wände waren mit Graffiti beschmiert, um die Häuser herum lag Müll und die Abstellräume im Untergeschoss hatten etwas Beklemmendes.
    Ich stieg die Betontreppe hinauf zur zweiten Galerie. Die Fenster waren geschlossen. Ich stand vor einer Riffelglastür und drückte auf die Klingel. Eine große Frau mit mürrischem Gesicht riss die Tür auf. Sie war um die fünfzig, hatte blaue Augen, und ihr kantiges Gesicht glänzte fettig, als bekämpfe sie täglich ein ernsthaftes Hautproblem mit einer Schicht Vaseline.
    »Mevrouw Henkel?«
    Sie musterte meinen Regenmantel und den Schlapphut, den ich manchmal trug, um einem Ermittler aus einem Film mit Robert Mitchum zu ähneln. »Mein Name ist Max Winter, darf ich kurz hereinkommen?«
    Sie kniff die Augen zusammen, während sie sich meinen Meulendijk-Ausweis anschaute. »Sind Sie von der Polizei?«
    »Vom Ermittlungsbüro des … Staatsanwaltes.« Noch immer fügte ich anstelle der Silbe Ex eine Art Räuspern ein.
    »Auch das noch. Habe ich was verbrochen?« Sie hatte eine kräftige Stimme, ein wenig heiser, als müsse sie ihre Familie mit viel Geschrei zusammenhalten.
    »Wenn Sie einen Moment Zeit

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