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Caroline

Caroline

Titel: Caroline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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zu fahren. Da ist es überall noch ziemlich matschig und sie will den Mercedes nicht schmutzig machen. Der Gärtner putzt ihn jede Woche.«
    »Sie hat also auch ein Boot?«
    »Ich könnte es mir nicht mit zwanzig Putzstellen leisten, aber für sie ist es nur ein Bötchen und sie interessiert sich kaum dafür.« Wieder runzelte sie die Stirn. »Worum geht es denn eigentlich?«
    »Möchten Sie sich nicht setzen?«
    Sie zog einen Stuhl zurück und hielt mitten in der Bewegung inne. »Werde ich wegen irgendwas verdächtigt?«
    »Nein, Mevrouw.«
    »Na dann.« Sie nickte. »Na, das wäre ja auch noch schöner. Ich behaupte zwar nicht, dass ich kein Geld aus einem gefundenen Portmonee nehmen würde, bevor ich es brav bei der Polizei in den Briefkasten werfe, aber gestohlen wird bei uns nicht, schon gar nicht bei meiner Arbeitgeberin, und wenn sie noch so stinkreich ist und es nicht mal merken würde.«
    »Ich wollte Sie nur etwas fragen, Mevrouw, das ist wirklich alles.«
    »Fragen kostet nichts. Kann ich Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten?«
    Allmählich fand ich, dass Connie Henkel eine ganz nette Putzfrau war. »Nein, vielen Dank. Setzen Sie sich doch einen Moment.«
    Sie tat es. »Was wollten Sie mich denn fragen?«
    »Hat Mevrouw Larue oft Besuch?«
    »Meinen Sie Herrenbesuch?«, erwiderte sie. »Ich tratsche nicht gern über meine Arbeitgeberin.« Es klang sogar ernst gemeint.
    »Die Herren interessieren mich nicht«, beruhigte ich sie. »Aber vielleicht können Sie sich daran erinnern, ob vor kurzem eine junge Frau bei ihr gewohnt hat.«
    »Wann soll das gewesen sein?«
    »Anfang Juli.«
    »Vor drei Monaten?« Sie setzte zu einer Antwort an, überlegte es sich aber zunächst anders. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Ein junges Mädchen ist von zu Hause weggelaufen und ihre Mutter hat uns gebeten, sie zu suchen. Sie ist neunzehn, ein paar Jahre älter als Cora.«
    »Cora würde nicht weglaufen, der geht’s viel zu gut hier, Kost und Logis, ein bisschen Geld vom Staat. Sie hat ihren Mittelschulabschluss gemacht und hätte sofort eine Anstellung kriegen können, bei einer Versicherungsgesellschaft, aber im letzten Moment hat sie dankend abgewunken.«
    Ich nickte verständnisvoll. »Wir glauben, dass Carla Ihre Arbeitgeberin kennen gelernt und vorübergehend bei ihr gewohnt hat. Danach hat ihre Mutter noch eine Karte von ihr aus Utrecht bekommen, aber wir verfolgen ihre Spur von Anfang an.«
    »Warum fragen Sie sie nicht selbst danach?«
    »Hedwige Larue?« Ich sprach den Namen übertrieben französisch aus und sie musste lachen. »Wie Sie schon sagten: Sie ist inzwischen berühmt und ich erwische sie einfach nicht. Wir haben gehört, dass Sie bei ihr als Haushaltshilfe arbeiten, und da dachte ich, weißt du was, Max, verschwende keine Zeit und frage doch direkt Mevrouw Henkel.«
    Sie war nicht dumm und sagte ironisch: »Putzfrauen wissen alles?«
    »Sie schon, glaube ich.«
    »Meine Tochter ist ungefähr genauso hübsch wie ich«, sagte sie sarkastisch. »Aber dieses Mädchen war wirklich sehr hässlich. Könnte sie das sein?«
    Sie hatte sie gesehen. Wir hatten eine Zeugin. Ich zog Carolines Foto heraus. Ein Blick genügte ihr.
    »Ich arbeite montags, mittwochs und freitags bei Mevrouw Larue«, begann sie. »Es war an einem Montag, Anfang Juli. Ich weiß nicht mehr genau an welchem Tag, aber wenn es sein muss, kann ich auf dem Kalender nachschauen.«
    »Sie haben ein gutes Gedächtnis«, sagte ich.
    »Das liegt daran, dass mir die Sache ein bisschen komisch vorkam. Für ihre Liebhaber brauche ich kein Gästezimmer zurechtzumachen und meistens bekomme ich sie überhaupt nicht zu Gesicht, nur gelegentlich mal morgens. In letzter Zeit ist es meistens dieser Edelgermane aus Den Haag, der ist jetzt ihr Agent, aber die Hälfte der Zeit ist sie ja sowieso mit ihrem Buch auf Tour. Letztens war sie wieder im Fernsehen.«
    »Und Sie haben das Mädchen gesehen?«
    »Ja, aber ich glaube, das war ihr nicht recht. Morgens wurde mir gesagt, ich solle das Gästezimmer ganz hinten in Ordnung bringen und könne anschließend sofort nach Hause gehen, und dass ich mittwochs freihätte und erst am Freitag wiederzukommen bräuchte.«
    »Das war also an einem Montagmorgen?«
    Die Putzfrau nickte. »Ich habe sie, als sie in ihren Mercedes stieg, ganz nebenbei gefragt, ob das ein bezahlter ’oder ein unbezahlter freier Tag sei, aber ich bekam mein Geld. Sie zahlt gut, das muss man ihr lassen. Na ja, sie braucht ja auch nicht zu knausern.

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