Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
Vom Netzwerk:
hinter der Bar stehen, in Wahrheit hingegen war
er ein wichtiger Mann, der geheime Adjutant von Oberst Gregor Viktorow, dessen
Arbeitsname bei der Botschaft Poljakow lautet.<« Hier meldete Smiley sich
ein einziges Mal zu Wort; er ließ sich den Namen buchstabieren. Wie ein
Schauspieler, der mitten im schönsten Monolog unterbrochen wird, antwortete
Tarr ungnädig: »P-O-L-J-A-K-O-W. Haben Sie's jetzt verstanden?«
    »Ja,
vielen Dank«, sagte Smiley mit unerschütterlicher Höflichkeit und in einem
Ton, der eindeutig besagte, daß der Name für ihn keinerlei Bedeutung habe. Tarr
fuhr fort:
    »>Viktorow
ist selber ein alter Hase und mit allen Wassern gewaschen, sagte Iwlow. Seine
Tarnung ist Kulturattache, und in dieser Eigenschaft verständigt er sich mit
Karla. Als Professor Poljakow organisiert er an britischen Universitäten und
bei Gesellschaften Vorlesungen über kulturelle Probleme der Sowjetunion, aber
nachts arbeitet er als Oberst Gregor Viktorow. Nach Anweisung Karlas aus der
Zentrale instruiert er den Maulwurf Gerald und holt dessen Informationen ein.
Zu diesem Zweck setzt Oberst Viktorow Kuriere ein, und der arme Iwlow war eine
Zeitlang einer von ihnen. Aber nach wie vor wird der Maulwurf Gerald von Karla
in Moskau unmittelbar kontrolliert.< Jetzt ändert es sich völlig«, sagte
Tarr. »Sie schreibt nachts und ist entweder blau oder halbtot vor Angst - ein
einziges Gefasel die ganze Seite über. Über Schritte auf dem Korridor und
Seitenblicke, die die Gorillas ihr zuwerfen. Nicht übernommen, o. k., Mr.
Smiley?« Und auf ein sparsames Nicken hin fuhr er fort: »>Die
Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz des Maulwurfs waren bemerkenswert. Schriftliche
Berichte aus London an Karla wurden, auch wenn sie verschlüsselt waren,
auseinandergeschnitten und durch getrennte Kuriere geschickt, andere waren
unter der üblichen Botschaftskorrespondenz, nur mit Geheimtinte verfaßt. Iwlow
erzählte mir, der Maulwurf Gerald habe zeitweise mehr Material geliefert, als
Viktorow-Poljakow beim besten Willen bewältigen konnte. Vieles war auf unentwickelten
Filmen, oft dreißig Rollen in einer Woche. Wenn der Behälter nicht auf eine
bestimmte Art geöffnet wurde, war der Film verdorben. Anderes Material wurde
vom Maulwurf bei streng geheimen Zusammenkünften mündlich geliefert und auf
Spezialband aufgenommen, das nur über einen raffiniert konstruierten Apparat
abgespielt werden konnte. Auch dieses Band wurde gelöscht, wenn man es dem
Licht aussetzte oder auf einem falschen Gerät abzuspielen versuchte. Die
Zusammenkünfte wurden von Fall zu Fall verabredet, immer anders, immer
plötzlich, mehr weiß ich nicht, außer daß es sich um die Zeit handelte, als die
faschistische Aggression in Vietnam ihren Höhepunkt erreicht hatte; in England
hatten die reaktionären Kräfte wieder die Macht an sich gerissen. Auch daß,
laut Iwlow-Lapin, der Maulwurf Gerald einen hohen Rang im Circus bekleidete.
Thomas, ich sage dir dies alles, weil ich, seit ich dich liebe, alles Englische
bewundere, dich am meisten. Ich mag nicht glauben, daß ein englischer Gentleman
ein Verräter sein soll, obwohl ich es natürlich richtig finde, daß er sich für
die Sache der Arbeiterklasse einsetzt. Auch fürchte ich für die Sicherheit
eines jeden, der für den Circus arbeitet. Thomas, ich liebe dich, geh
vorsichtig um mit diesem Wissen, es könnte auch dir schaden. Iwlow war ein Mann
wie du, auch wenn sie ihn Lapin nannten . . .<« Tarr zögerte verschämt. »Am
Ende kommt eine Stelle, wo ...«
    »Lesen
Sie«, brummte Guillam.
    Tarr hob
den Papierpacken leicht schräg an und las in der gleichen schleppenden Tonart
weiter:
    »>Thomas,
ich sage dir alles auch deshalb, weil ich Angst habe. Als ich heute morgen
aufwachte, saß er auf dem Bett und starrte mich an wie ein Irrer. Als ich zum
Kaffee hinunterging, belauerten mich die Wächter Trepow und Nowikow wie Tiere,
ihr Frühstück rührten sie kaum an. Sie waren bestimmt schon seit Stunden da,
auch Awilow, ein Junge von der Außenstelle, saß bei ihnen. Hast du geplaudert,
Thomas? Hast du ihnen mehr erzählt, als ich ahnen konnte? Jetzt begreifst du
wohl, warum nur Alleline in Frage kommt. Mach dir keine Vorwürfe, ich kann erraten,
was du ihnen erzählt hast. Im Herzen bin ich frei. Du hast nur meine schlechten
Seiten zu sehen bekommen. Das Trinken, die Angst, die Lüge, in der wir leben.
Aber tief in meinem Innern brennt ein neues und seliges Licht. Ich glaubte
immer, die Geheimwelt sei ein hermetisch

Weitere Kostenlose Bücher