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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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ganze Weile gespielt, und Smiley hörte sie erst
jetzt. Sie drang in Fetzen aus verschiedenen Teilen des Hauses zu ihm: eine
Tonleiter auf der Flöte, ein Kinderlied von einem Bandgerät, ein beherztes
intoniertes Geigensolo. Die zahlreichen Lacon-Töchter erwachten.
     
    Ein
russisches Tagebuch, das allen spanisch vorkommt
     
    »Vielleicht
war sie wirklich krank«, sagte Smiley sachlich,
mehr zu Guillam als zu einem der anderen. »Vielleicht war sie wirklich im Koma.
Vielleicht wurde sie von echten Pflegern weggebracht. Nach dem, wie sie sich
anhört, war sie ziemlich durchgedreht, gelinde gesagt.«
    Mit einem
Seitenblick zu Tarr fügte er hinzu: »Schließlich waren zwischen Ihrem ersten
Telegramm und Irinas Abflug erst vierundzwanzig Stunden vergangen. Bei diesem
knappen Timing können Sie die Schuld kaum London in die Schuhe schieben.«
    »Eben
doch«, sagte Guillam und blickte zu Boden. »Es ist äußerst knapp, aber es
funktioniert gerade, wenn jemand in London . . .« - sie
warteten alle - »wenn jemand in London Dampf dahinter macht. Und in Moskau
ebenfalls, natürlich.«
    »Genau das
habe ich mir auch gesagt, Sir«, sagte Tarr voll Stolz in Beantwortung von
Smileys Argument, während er Guillams Einwurf ignorierte. »Meine Rede, Mr.
Smiley. Immer mit der Ruhe, Ricki, sage ich mir, wenn du nicht verdammt
aufpaßt, schießt du noch auf Gespenster.«
    »Oder aber
die Russen haben sie geschnappt«, fuhr Smiley unerbittlich fort. »Die
Beschatter haben von Ihrer Affäre Wind gekriegt und sie aus dem Verkehr
gezogen. Es wäre ein Wunder, wenn sie es nicht rausgekriegt hätten, so wie ihr
beide euch benommen habt.«
    »Oder sie
hat es ihrem Mann gebeichtet«, gab Tarr zu bedenken. »Ein bißchen verstehe ich
auch von Psychologie, Sir. Ich weiß, was zwischen Mann und Frau passieren kann,
wenn sie sich überworfen haben. Sie will ihm weh tun. Um ihn zu reizen, eine
Reaktion zu provozieren, dachte ich mir. >Soll ich dir sagen, was ich getan
habe, während du auf deinen Sauftouren warst? < - so in dieser Art. Boris
geht auf der Stelle hin und erzählt's den Gorillas, sie ziehen ihr eins über
und schaffen sie nach Haus. Ich bin alle diese Möglichkeiten durchgegangen, Mr.
Smiley, glauben Sie mir. Ich habe sie durchgearbeitet. Ehrenwort. So wie's
jeder Mann macht, dem die Frau abhaut.«
    »Wir
wollen uns auf den Bericht beschränken, ja?« zischte Guillam wütend.
    Na also,
sagte Tarr, er gebe zu, daß er vierundzwanzig Stunden lang den wilden Mann
gespielt habe: »Und das passiert mir nicht oft, stimmt's, Mr. Guillam?«
    »Oft
genug.«
    »Ich war
ziemlich angeschlagen. Frustriert, könnte man sagen.« Die Überzeugung, daß man
ihm mit brutaler Gewalt einen stolzen Preis vor der Nase weggeschnappt hatte,
versetzte ihn in ziellosen Zorn, der sich in einer Sauftour durch alte
Stammlokale austobte. Er ging ins Cat's Cradle, dann ins Angelika, und bis
zum Morgengrauen hatte er ein halbes Dutzend weiterer Kneipen absolviert, ganz
zu schweigen von ein paar Mädchen, die ihm dabei unterkamen. Einmal fuhr er
ans andere Ende der Stadt und wirbelte in der Nachbarschaft des Alexandra ein
bißchen Staub auf. Er hoffte, mit diesen Sicherheits-Gorillas ins Gespräch zu
kommen. Als er wieder nüchtern wurde, fiel ihm Irina ein und ihr gemeinsames
Abenteuer, und er beschloß, vor seinem Abflug nach London ihre toten
Briefkästen aufzusuchen und nachzusehen, ob sie ihm zufällig noch hatte
schreiben können, ehe man sie wegbrachte. Zum Teil einfach, damit er irgend
etwas zu tun hatte. »Zum Teil habe ich wahrscheinlich den Gedanken nicht ertragen
können, daß ein Brief von ihr irgendwo in einem Mauerloch herumliegt, während
sie im Schwitzkasten sitzt«, gestand er, der verlorene Sohn, der immer wieder
heimfand. Sie hatten zwei Verstecke, wo sie Briefe füreinander hinterlegten.
Das erste war nicht weit vom Hotel auf einer Baustelle. »Haben Sie schon mal
die Bambusgerüste gesehen, mit denen sie arbeiten? Phantastisch. Ich habe
welche gesehen, die zwanzig Stockwerke hoch waren, und die Kulis krabbelten
darüber mit Bauteilen aus Fertigbeton.« Ein unbenutztes Rohrstück, in
Schulterhöhe. Wenn Irina in Eile gewesen war, so hatte sie höchstwahrscheinlich
diesen Rohrpostkasten benutzt, aber als Tarr hinkam, war er leer. Der zweite
war in der Kirche, »unten drin, wo sie die Traktate verwahren«, wie er sagte.
»Der Stand war Teil einer ehemaligen Kleiderablage, wissen Sie. Wenn man im
hintersten Kirchenstuhl kniet und herumtastet,

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