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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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an denen er gearbeitet hatte. Sie waren Legion: für Guillams
bewundernde Augen gab es kein Einsatzfeld, das nicht irgendwo Haydons Siegel
getragen hätte. Er war in seiner eigenen Karriere immer wieder den Spuren von
Bills ungewöhnlicher Laufbahn begegnet. Vor ein paar Jahren, als er noch für
den Marine-Geheimdienst arbeitete und unter anderem die Aufgabe hatte, ein Team
von Küstenbewachern für die chinesischen Häfen Wentschou und Amoy
zusammenzustellen, entdeckte Guillam zu seinem Erstaunen, daß es in beiden
Städten noch chinesische Agenten gab, die Bill Haydon während irgendeines
vergessenen Kriegseinsatzes rekrutiert, mit Geheimsendern und allem Zubehör
ausgestattet hatte und mit denen man sich in Verbindung setzen konnte. Und ein
anderes Mal, als er die Berichte über Himmelfahrtskommandos von Circus-Kämpfern
während des Krieges durchging - weniger, weil er für die Gegenwart Wichtiges zu
finden hoffte, als in wehmütigem Rückblick -, stieß Guillam zweimal innerhalb
von zwei Minuten auf Haydons Arbeitsnamen: Im Jahr einundvierzig hatte er
französische Fischkutter aus der Heiford-Bucht gefahren; im gleichen Jahr
richtete er, mit Jim Prideaux als Sozius, Kurierstafetten quer durch Südeuropa
ein, vom Balkan bis Madrid. Für Guillam gehörte Haydon jener einmaligen, aus
sterbenden Circus-Generation an, zu der auch seine Eltern und Smiley gehörten -
exklusiv und in Haydons Fall von blauem Blut. Aus einem einzigen Dasein, das er
in unsteter Hast zubrachte, hatten sie in aller Gelassenheit ein Dutzend Leben
gemacht, und noch heute, nach dreißig Jahren, verdankte der Circus ihnen seinen
ersterbenden Hauch von Abenteuer.
    Als er die
beiden Männer sah, blieb Haydon wie angewurzelt stehen. Seit Guillam zuletzt
mit ihm gesprochen hatte, war ein Monat vergangen; vermutlich war er in
ungenannten Geschäften verreist gewesen. Als er jetzt, das Licht im Rücken, vor
seiner offenen Bürotür stand, sah er seltsam schwarz und groß aus. Er trug
irgend etwas, Guillam konnte nicht feststellen, was es war, eine Zeitschrift,
eine Akte oder ein Bericht; sein Büro, das von seinem Schatten
entzweigeschnitten wurde, war ein Mittelding zwischen Mönchszelle und
unaufgeräumter Studentenbude. Überall lagen Berichte, Manuskripte und Akten
herum; ein filzbespanntes Anschlagebrett an der Wand war mit Postkarten und
Zeitungsausschnitten besteckt; daneben hing, schief und ungerahmt, eines von
Bills frühen Bildern, konsequent abstrakt, in harten, flachen Wüstenfarben.
»Hallo Bill«, sagte Guillam.
    Haydon
ließ seine Tür offenstehen — ein eklatanter Bruch der Hausordnung - und setzte
sich, noch immer wortlos, vor ihnen in Bewegung. Er war wie immer sagenhaft
verschroben gekleidet. Die Lederflecke auf seinem Jackett waren sternenförmig
aufgenäht, nicht viereckig, so daß er von hinten wie ein Harlekin aussah. Die
Brille hatte er über die graue Stirntolle geschoben wie eine Schutzbrille. Eine
Weile trabten sie unsicher hinter ihm her, bis er sich plötzlich unversehens
umdrehte, in ganzer Figur, wie eine Statue, die langsam auf ihrem Sockel
herumschwenkt, und den Blick auf Guillam richtete. Dann grinste er, so daß die
sichelförmigen Augenbrauen sich hoben wie die Brauen eines Clows, und sein
angespanntes Gesicht wurde hübsch und unwahrscheinlich jung.
    »Was, zum
Teufel, haben Sie denn hier zu suchen, Sie Paria?« erkundigte er sich
liebenswürdig.

Lauder,
der die Frage ernst nahm, stürzte sich in Erklärungen über Belgrad und das
nötige Kleingeld.
    »Schließen
Sie besser die Löffel weg«, sagte Bill und redete einfach durch Lauder
hindurch. »Diese Skalpjäger stehlen Ihnen das Gold aus den Zähnen«, und setzte
mit einem weiteren freundschaftlichen Grinsen seinen Weg fort, nachdem er sie
vorbeigelassen hatte. »Und verschließen Sie auch die Mädchen«, rief er ihnen
noch nach, »wenn sie sich's gefallen lassen. Seit wann stauben die Skalpjäger
ihr Geld selber ab? Das ist unsere Arbeit.«
    »Lauder
staubt ab. Wir verpulvern's nur.«
    »Unterlagen
an mich«, sagte Haydon mit plötzlicher Barschheit zu Strickland. »Mit dem
Kuddelmuddel ist jetzt Schluß.«
    »Sind
schon an Sie unterwegs«, sagte Guillam. »Liegen wahrscheinlich bereits in
Ihrem Einlaufkorb.«
    Ein
letztes Nicken forderte sie zum Überholen auf, so daß Guillam auf dem ganzen
Weg bis zur nächsten dunklen Biegung spürte, wie Haydons blaßgrauer Blick sich
in seinen Rücken bohrte.
    »Phantastischer
Kerl«, erklärte Lauder, als hätte

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