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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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also zur Laundry nach Acton
gefahren, wo er ihm am Walnuß-Schreibtisch mit der Reihe elfenbeinfarbener
Telefone gegenübersaß. An der Wand Anbetung der Könige, dubioser Italiener,
17. Jahrhundert. Vor dem Fenster ein umfriedeter Hof, vollgestellt mit Autos,
Lieferwagen und Motorrädern, und Ruhebaracken, wo die Aufklärer-Teams ihre
Freizeit totschlugen. Zuerst fragte Smiley nach Tobys Familie: er hatte einen
Sohn in Westminster und eine Tochter an der medizinischen Fakultät, erstes
Semester. Dann hielt er Toby vor, daß die Aufklärer mit ihrem Arbeitsplan zwei
Monate in Verzug waren, und als Toby Ausflüchte gebrauchte, fragte er
geradeheraus, ob die Jungens in letzter Zeit Sonderaufträge erfüllt hätten,
entweder im Lande oder auswärts, die Toby aus verständlichen Sicherheitsgründen
in seinen Meldungen nicht habe erwähnen können. »Für wen sollte ich das tun,
George?« fragte Toby mit ausdruckslosem Blick. »Sie wissen, daß das nach meinem
Kanon völlig illegal wäre.« Und in deinem Kanon, Toby, bist du eine wahre
Kanone. »Nun, ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, daß Sie es für Percy
Alleline tun«, schlug Smiley vor und lieferte ihm damit eine Ausrede.
»Schließlich, wenn Percy Sie anweisen würde, irgend
etwas zu tun und es nicht in die Meldung aufzunehmen, wären Sie in einer
heiklen Lage.«
    »Was für
eine Art von irgend etwas zum Beispiel, George?«
    »Im
Ausland einen Briefkasten leeren, ein >sicheres Haus < trimmen, jemanden
beschatten, in einer Botschaft Meisen kleben. Percy ist schließlich oberster
Einsatzleiter. Sie könnten annehmen, er handle auf Befehl der obersten Etage.
Ich kann mir so etwas ohne weiteres vorstellen.«
    Toby
blickte Smiley aufmerksam an. Er hielt eine Zigarette in der Hand, die er angezündet
hatte, aber nicht rauchte. Es war eine Selbstgedrehte, aus einem silbernen
Etui, sie brannte, aber er führte sie nicht ein einziges Mal an die Lippen. Sie
kreiste, manchmal vor ihm, manchmal zur Seite; zuweilen schien es, als wagte
sie den Sprung, aber es kam nie so weit. Unterdessen hielt Toby seine Rede:
eine von Tobys persönlichen Verlautbarungen, die seinen endgültigen Standpunkt
in dieser Lebensphase ausdrückte. Toby liebte seine Arbeit, sagte er. Er wolle
sie gern behalten. Sie sei sein Leben. Er hänge an ihr. Er habe noch andere
Interessen, die ihn jederzeit ganz in Anspruch nehmen könnten, aber seine
Arbeit sei ihm am liebsten. Sein einziger Kummer, sagte er, sei die
Beförderung. Nicht daß er aus ehrgeizigen Gründen danach strebe. Er würde
sagen, seine Gründe seien sozialer Natur. »Wissen Sie, George, ich habe so
viele Dienstjahre hinter mir, daß es mir richtig peinlich ist, wenn diese
jungen Burschen verlangen, ich solle von ihnen Aufträge entgegennehmen. Sie
verstehen, was ich sagen will? Acton sogar: Allein der Name Acton klingt für
sie lächerlich.«
    »Oh«,
sagte Smiley milde. »Was sind das für junge Burschen?« Aber Esterhases
Interesse war erloschen. Das Gesicht nahm nach dem Abschluß seiner
Verlautbarung wieder den gewohnten leeren Ausdruck an, die Puppenaugen hefteten
sich auf einen Punkt in mittlerer Entfernung.
    »Meinen
Sie Roy Bland?« fragte Smiley. »Oder Percy? Ist Percy jung? Wer, Toby?«
    Es war
sinnlos, bedauerte Toby: »George, wenn man überfällig ist für eine Beförderung
und sich krumm schuftet, dann kommt einem jeder jung vor, der eine Sprosse
höher auf der Leiter steht.«
    »Vielleicht
könnte Control Sie ein Stück nach oben hieven«, meinte Smiley und fand seine
Rolle wenig sympathisch. Esterhases Erwiderung traf den Nerv. »Ach, wissen Sie,
George, ich bin nicht so sicher, daß er im Moment dazu in der Lage ist. Ich
möchte Ihnen etwas für Ann mitgeben« - er zog eine Schublade auf -, »als ich
erfuhr, daß Sie kommen würden, rief ich ein paar Freunde an, etwas Schönes,
sage ich, etwas für eine ideale Frau, wissen Sie, ich kann sie nicht mehr
vergessen, seit wir uns einmal bei Bill Haydons Cocktail begegneten.« Und so
trug Smiley den Trostpreis davon - ein kostbares Parfüm, vermutlich von einem
heimkehrenden Aufklärer eingeschmuggelt - und sagte bei Bland sein Sprüchlein
auf. Damit, das wußte er, kam er einen Schritt näher an Haydon heran.
    Smiley
nahm wieder am Tisch des Majors Platz und suchte unter Lacons Akten, bis er auf
einen schmalen Band mit der Aufschrift Operation Witchcraft, direkte
Zuweisungen stieß, worin die ersten, während der Laufzeit von Quelle
Merlin angefallenen Ausgaben verzeichnet

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