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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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Außenagenten, und Roy selber wurde in den Circus versetzt, wo
er, im wesentlichen vom Schreibtisch aus, die Netze führte, die er draußen
angeworben hatte. In jüngster Zeit, so schien es Smiley, hatte Bland sich sehr
an Haydon angeschlossen. Wenn Smiley unangemeldet bei Roy auftauchte, um mit
ihm zu plaudern, so fand er mit ziemlicher Sicherheit Bill im Sessel lungern,
umgeben von Papieren, Karten und Zigarettenrauch; kam er in Bills Büro, so
bedeutete es keine Überraschung, wenn er Bland im durchgeschwitzten Hemd gewichtig
auf dem Teppich hin und her stapfen sah. Bill bearbeitete Rußland, Bland die
Satelliten; doch schon in jenen frühen Tagen von Witchcraft war der Unterschied nahezu verschwunden.
    Sie hatten
sich in einem Gartenlokal in St. John's Wood verabredet. Es war immer noch
Mai, halb sechs Uhr an einem trüben Tag, und der Park war leer. Roy brachte ein
Kind mit, einen etwa fünfjährigen Jungen, einen winzigen Bland, blond, stämmig
und rosig. Er sagte nicht, wer der Junge sei, aber manchmal verstummte er
während ihres Gesprächs plötzlich und schaute hinüber zu der entfernten Bank,
auf der er saß und Nüsse knapperte. Nervenzusammenbrüche oder nicht, Bland trug
noch den Stempel der Thatch-Philosophie für Agenten im feindlichen Lager;
Selbstvertrauen, positive Beteiligung, Rattenfänger-Appeal und alle übrigen
unbequemen Parolen, die in der Blütezeit des Kalten Krieges aus der Nursery fast so
etwas wie ein Zentrum für moralische Aufrüstung gemacht hatten. »Also, wie
lautet der Handel?« fragte Bland verbindlich. »Es geht nicht um einen Handel,
Roy. Control findet die gegenwärtige Situation ungesund. Er sieht nicht gern
zu, wie Sie in eine Kabale verwickelt werden. Und ich auch nicht.«
    »Großartig.
Also, wie lautet der Handel?«
    »Was
möchten Sie?«
    Auf dem
Tisch, der noch naß war vom Nachmittagsregen, stand eine Lunch-Garnitur mit
Essig und öl und einem Päckchen Plastikzahnstocher in der Mitte. Bland nahm
einen heraus, spuckte das Papier auf den Rasen und fing an, mit dem breiten
Ende seine Backenzähne zu bearbeiten.
    »Tja, wie
war's mit fünftausend unter der Hand aus dem Reptilienfonds?«
    »Und ein
Haus und einen Wagen?« sagte Smiley und machte einen Scherz daraus.
    »Und der
Junge nach Eton«, fügte Bland hinzu und winkte über das Betonpflaster zu dem
Jungen hinüber, während er weiter in den Zähnen stocherte. »Ich habe bezahlt,
George. Sie wisssen es. Ich weiß nicht, was ich dafür eingekauft habe, aber ich
habe einen gesalzenen Preis bezahlt. Davon will ich etwas zurückhaben. Zehn
Jahre von allem abgeschnitten, nur für die fünfte Etage, das ist ein schöner
Batzen in jedem Alter. Sogar in Ihrem. Es muß einen Grund gehabt haben, warum
ich mich auf dieses Spiel einließ, aber ich weiß nicht mehr recht, was es war.
Muß Ihre magnetische Persönlichkeit gewesen sein.«
    Smileys
Glas war noch nicht leer, also holte Bland sich selber eins an der Theke und
auch etwas für den Jungen. »Sie haben doch die Bildung mit Löffeln gefressen«,
erklärte er leichthin und setzte sich wieder. »Ein Künstler ist ein Kerl, der
zwei fundamental entgegengesetzte Ansichten besitzen und damit leben kann. Wer
hat sich das ausgedacht?«
    »Scott
Fitzgerald«, antwortete Smiley und dachte einen Augenblick lang, Bland wolle
etwas über Bill Haydon sagen. »Ja. Fitzgerald war nicht dumm«, bestätigte
Bland. Als er trank, glitten seine leicht vorstehenden Augen seitwärts zum
Zaun, als suchte er jemanden. »Und ich kann durchaus damit leben, George. Als
guter Sozialist bin ich auf Geld aus. Als guter Kapitalist halte ich es mit der
Revolution, denn wenn man's nicht besiegen kann, soll man's bespitzeln. Schauen
Sie mich nicht so an, George. Es ist heute die Spielregel: Du kitzelst mein
Gewissen, ich fahr dafür deinen Jaguar, stimmt's?« Noch während er das sagte,
hatte er den Arm gehoben. »Bin gleich wieder da!« rief er über den Rasen.
»Tischen Sie noch einen für mich auf!« Zwei Mädchen trieben sich jenseits des
Zauns herum. »Stammt der Witz von Bill?« fragte Smiley und war plötzlich sehr
ärgerlich.
    »Wie
bitte?«
    »Ist das
einer von Bills Witzen über das materialistische England die verhausschweinte
Gesellschaft?«
    »Wäre
möglich«, sagte Bland und trank sein Glas aus. »Gefällt er Ihnen nicht?«
    »Nicht
besonders, nein.«
    »Ich habe
Bill nie als radikalen Reformer gekannt. Was ist denn plötzlich über ihn
gekommen?«
    »Das ist
nicht radikal«, erwiderte

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