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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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es gar nicht erwarten, bis er auftaucht«, sagte Guillam.
    »Und Tarr
soll freies Geleit haben, bis ich ihn zu fassen kriege.«
    »Ich
will's ihm sagen. Er wird begeistert sein.« Eine dicke Rauchwolke rollte über
den Tisch. »Ich bin sehr enttäuscht von Ihnen, junger Peter, üblen Nachreden
destruktiver und heimtückischer Art das Ohr zu leihen. Ich zahle Ihnen
ehrliches Geld, und Sie fallen mir in den Rücken. Meiner Ansicht nach ein
erbärmlicher Dank dafür, daß ich Sie am Leben erhalte. Gegen die dringenden Vorstellungen
meiner Ratgeber, wie ich Ihnen sagen möchte.«
    Alleline
hatte sich eine neue Manieriertheit angewöhnt, eine, die Guillam oft bei eitlen
Männern mittleren Alters beobachtete: Er packte eine Fleischtasche unter dem
Kinn und massierte sie zwischen Daumen und Finger, in der Hoffnung, sie zu
verkleinern. »Erzählen Sie uns doch noch etwas über Tarrs Lebensumstände«,
sagte Alleline. »Etwas über seine Gemütsverfassung. Er hat eine Tochter, nicht
wahr? Ein Töchterchen namens Danny. Spricht er manchmal von ihr?«
    »Früher
hat er's getan.«
    »Ergötzen
Sie uns mit ein paar Anekdoten über sie.«
    »Ich kenne
keine. Er hat sie sehr gern, mehr weiß ich nicht.«
    »Wahnsinnig
gern?« Die Stimme schwoll plötzlich vor Zorn.
    »Was soll
das Achselzucken bedeuten? Wie kommen sie plötzlich dazu, mich mit einem
Achselzucken abspeisen zu wollen? Ich spreche mit Ihnen über einen Verräter aus
Ihrer eigenen verdammten Abteilung, ich bezichtige Sie, mit ihm hinter meinem
Rücken zu konspirieren, bei einem idiotischen Spielchen mitmischen zu wollen,
wenn Sie nicht einmal wissen, wie hoch der Einsatz ist, und Sie zucken einfach
die Achseln. Es gibt ein Gesetz, Peter Guillam, gegen die Zusammenarbeit mit
Feindagenten. Vielleicht wußten Sie das nicht. Ich habe gute Lust, Sie unter
Anklage zu stellen.«
    »Aber ich
war nicht mit ihm zusammen«, sagte Guillam, und jetzt kam ihm auch der Zorn zu
Hilfe. »Ich bin nicht derjenige, der hier sein Spielchen spielt. Das sind Sie.
Also lassen Sie mich in Frieden.«
    Im
gleichen Augenblick spürte er die Entspannung in der Tischrunde, wie ein fast
unmerkliches Absinken in Langeweile, wie die allgemeine Erkenntnis, daß
Alleline sein Pulver verschossen hatte und das Ziel unberührt geblieben war.
Skordeno fummelte an einem Stückchen Elfenbein herum, einem Talisman, den er
immer bei sich trug. Hand hatte seine Lektüre wieder aufgenommen, Bill Haydon
trank seinen Kaffee und fand ihn abscheulich, denn er schnitt eine Grimasse zu
Mo Delaware und setzte die Tasse ab. Toby Esterhase hatte das Kinn in die Hand
gestützt, die Brauen gehoben, und starrte auf die Glut-Attrappe im
victorianischen Kamin. Nur die Russen wandten auch weiterhin kein Auge von ihm,
wie zwei Terrier, die nicht glauben wollten, daß die Jagd abgeblasen war.
    »Er hat
also mit Ihnen über Danny geplaudert, wie? Und Ihnen gesagt, daß er sie liebe«,
sagte Alleline, der sich wieder den Dokumenten zugewandt hatte. »Wer ist
Dannys Mutter?«
    »Eine
Eurasierin.«
    Jetzt
ergriff Haydon zum erstenmal das Wort. »Unverkennbar Eurasierin, oder könnte
sie auch aus einer näher gelegenen Gegend stammen?«
    »Tarr
findet offenbar, sie sehe völlig europäisch aus. Die Kleine auch, findet er.«
    Alleline
las vor: »Zwölf Jahre alt, langes blondes Haar, braune Augen, schlank. Ist das
Danny?«
    »Ich würde
sagen, sie könnte es sein. Hört sich so an.«
    Lange Zeit
herrschte Schweigen, und nicht einmal Haydon machte Miene, es zu brechen.
    »Wenn ich
Ihnen also sagte«, fuhr Alleline schließlich fort und wählte seine Worte mit
äußerster Vorsicht, »wenn ich Ihnen sagte, daß Danny und ihre Mutter vor drei
Tagen mit dem direkten Flug aus Singapur am Flughafen London hätten landen
sollen, so dürfte ich annehmen, daß Sie ebenso perplex wären wie wir.«
    »Ja, das
wäre ich.«
    »Und Sie
würden darüber schweigen, nachdem Sie dieses Haus verlassen haben. Kein Wort,
nicht einmal zu ihren zwölf allerbesten Freunden?«
    Aus
geringer Entfernung kam Phil Porteous' Schnurren: »Die Quelle ist strengstens
geheim, Peter. Für Sie mag es sich anhören wie eine gewöhnliche Flugauskunft.
Aber es ist ultra-ultra-ge-heim.«
    »Aha, in
diesem Fall will ich versuchen, meine Klappe ultra-ges chlossen
zu halten«, sagte Guillam zu Porteous, und während Porteous rot wurde, grinste
Bill Haydon aufs neue wie ein Schuljunge.
    Alleline
kam wieder zum Thema. »Und wie würden Sie diese Information beurteilen?

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