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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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nur ein verbeulter Pergamentschirm die Kandelaber ersetzte.
    »Zum
Chef«, verkündete Toby großspurig dem jungen Portier, der sie mit lässigem
Nicken durchwinkte. Im Vorzimmer saßen an vier grauen Schreibmaschinen die vier
grauen Mütter in Twinsets und Perlen. Sie nickten Guillam zu und übersahen
Toby. Ein Schild an Allelines Tür besagte »Bitte nicht stören«. Daneben ein
riesiger Schranksafe, neu. Guillam fragte sich, wie der Fußboden die Belastung
aushalte. Obenauf Flaschen mit afrikanischem Sherry, Gläser, Teller. Mittwoch,
fiel ihm ein: Zwangloses Lunch-Meeting in London Station.
    »Ich
möchte keine Telefonanrufe, sagen Sie's ihnen«, schrie Alleline, als Toby die
Tür öffnete.
    »Der Chef
nimmt keine Anrufe entgegen, bitte, meine Damen«, sagte Toby gewählt und hielt
Guillam die Tür. »Wir haben eine Besprechung.«
    Eine der
Mütter sagte: »Wir haben es gehört.« Es war Kriegsrat.
    Alleline
saß am obersten Ende des Tisches in dem geschnitzten überdimensionalen
Lehnstuhl, er las ein zweiseitiges Dokument und regte sich nicht, als Guillam
eintrat. Er knurrte nur: »Setzen. Neben Paul. Nach dem Salzfaß«, und las mit
gesammelter Aufmerksamkeit weiter.
    Der Stuhl
rechts von Alleline war leer, und Guillam wußte, daß er Haydon gehörte, denn an
die Lehne war eine Rückenstütze gebunden. Links von Alleline saß Roy Bland,
gleichfalls lesend, aber er blickte auf, als Guillam vorbeiging, und sagte
»Guck mal, Peter«, und die vorstehenden blassen Augen folgten ihm dem Tisch
entlang. Neben Roy saß Mo Delaware, das weibliche Paradepferd von London
Station, mit scharf gewelltem Haar und braunem Tweed-Kostüm. Neben ihr Phil
Porteous, der Personalchef, ein reicher serviler Mensch mit einem großen Haus
am Stadtrand. Als er Guillam sah, hörte er auf zu lesen, klappte ostentativ die
Akte zu, legte die schlanken Hände darauf und feixte. »Nach dem Salzfaß heißt
neben Paul Skordeno«, sagte Phil und feixte noch immer. »Danke. Ich seh's.«
    Nach
Porteous kamen Bills Russen, die er zuletzt bei »Herren« im vierten Stock
gesehen hatte, Nick de Silsky und sein Busenfreund Kaspar. Sie konnten nicht
lächeln, und soviel Guillam wußte, konnten sie auch nicht lesen, denn sie
hatten als einzige keine Papiere vor sich liegen. Sie saßen da, hatten die vier
dicken Hände auf dem Tisch liegen, als stünde jemand mit dem Gewehr hinter
ihnen, und beobachteten ihn nur mit ihren vier braunen Augen.
    Noch
weiter bergab saß Paul Skordeno, angeblich Roy Blands Außenagent in den
Satelliten-Netzen, es hieß aber auch, er arbeite zwischendurch für Bill. Paul
war dünn und mies und vierzig, hatte ein narbiges braunes Gesicht und lange
Arme. Guillam hatte ihn einmal bei einem Nahkampfkurs in der Nursery zum Partner
gehabt, und sie hätten einander um ein Haar umgebracht. Guillam rückte seinen
Stuhl ein Stück von ihm ab und setzte sich, Toby war also der nächste in der
Reihe, wie die andere Hälfte eines Bewacherteams. Was zum Teufel glauben sie,
daß ich tun werde? dachte Guillam: Einen wahnwitzigen Ausbruchsversuch
unternehmen? Aller Augen waren auf Alleline gerichtet, der seine Pfeife
stopfte, als Bill Haydon ihm die Schau stahl. Die Tür ging auf, und zunächst
kam niemand herein. Dann hörte man ein langsames Schlurfen, und Bill erschien,
eine Kaffeetasse in beiden Händen, obenauf die Untertasse. Er trug einen
gestreiften Ordner unter den Arm geklemmt, und die Brille hatte er
hochgeschoben, also mußte er vorher gelesen haben. Sie alle haben es gelesen,
nur ich nicht, dachte Guillam, und ich weiß nicht, worum es geht. Er fragte
sich, ob es das gleiche Dokument war, das Esterhase und Roy am Vortag
gemeinsam gelesen hatten, und entschied ohne jeden Anhaltspunkt, daß dem so
sei; daß es gestern gerade eingetroffen sei; daß Toby es zu Roy gebracht und
daß er die beiden in ihrer ersten Begeisterung gestört habe; falls Begeisterung
das rechte Wort war.
    Alleline
hatte noch immer nicht aufgeblickt. Vom unteren Tischende konnte Guillam nur
das volle schwarze Haar und ein Paar breite tweedbedeckte Schultern sehen. Mo
Delaware zupfte beim Lesen an ihrer Stirnlocke. Percy hat zwei Ehefrauen,
erinnerte er sich, als Camilla aufs neue durch das Gewimmel seiner Gedanken
geisterte, und beide waren Alkoholikerinnen, was gar nicht so einfach sein
mußte. Er hatte nur das Londoner Exemplar kennengelernt. Percy baute damals
gerade die Liga seiner Getreuen auf und hatte in seinem weitläufigen
holzgetäfelten Apartment in

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