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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7)
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zur
Hoffnung. Sein dicker Körper stemmte sich auch weiterhin gegen jede Bewegung.
»Wer ist dieser Glaser, von dem Sie sprechen?« fragte er heiser, im gleichen
benommenen Ton. »Ich bin nicht Glaser. Ich bin Diplomat. Grigoriew. Das Konto,
von dem Sie sprechen, ist durchaus legal. Als Handelsattache habe ich
Immunität. Ich habe auch das Recht, im Ausland Bankkonten zu unterhalten.«
    Toby feuerte seinen zweiten und
letzten Schuß ab. Das Geld und das Mädchen, hatte Smiley gesagt. Das
Geld und das Mädchen sind Ihre einzigen Trümpfe, mehr haben Sie nicht
auszuspielen. »Es geht auch noch um das delikate Problem Ihrer Ehe, Herr
Botschaftsrat«, begann Toby aufs neue mit gespielter Verlegenheit. »Ich muß
Sie darauf hinweisen, daß Ihre Eskapaden innerhalb der Botschaft unerfreuliche
Auswirkungen auf Ihre Häuslichkeit haben könnten.« Grigoriew setzte sich in
Bewegung, und man hörte ihn murmeln Bankier — ob es ungläubig oder
höhnisch gemeint war, wird man nie erfahren. Seine Augen schlossen sich, und er
wiederholte das Wort, diesmal - laut Skordeno - klang es eindeutig obszön. Aber
er setzte sich wieder in Bewegung. Die rückwärtige Tür des Wagens war geöffnet.
Der zweite Wagen wartete dahinter. Toby plapperte irgendeinen Unsinn über die
Hinterziehung von Steuern auf schweizerische Bankzinsen, aber er wußte, daß
Grigoriew ihm nicht wirklich zuhörte. De Silsky schlüpfte an ihnen vorbei,
sprang in den Fond des Wagens, und Skordeno warf Grigoriew direkt hinterher,
dann setzte er sich neben ihn und schmetterte die Tür zu. Toby nahm den
Beifahrersitz ein; eines der Meinertzhagen-Mädchen chauffierte. Toby ermahnte
sie auf Deutsch, langsam zu fahren und um Gottes willen zu bedenken, was ein
Berner Sonntag sei. Kein Englisch in seiner Hörweite, hatte Smiley gesagt.
    Irgendwo in der Nähe des Bahnhofs
mußte Grigoriew auf dumme Gedanken gekommen sein, denn es entstand ein kurzes
Handgemenge, und als Toby in den Rückspiegel blickte, war Grigoriews Gesicht
schmerzverzerrt, und er hielt beide Hände über die Leistengegend. Sie fuhren
zur Länggass-Straße, einer öden Straße hinter der Universität. Die Tür des
Miethauses öffnete sich im selben Augenblick, als sie davor hielten. Auf der
Schwelle stand eine magere Frau. Es war Millie McCraig, die Haushälterin und
altgediente Circus-Kraft. Beim Anblick ihres Lächelns bäumte Grigoriew sich
auf, und nun ging es nur noch um Tempo, nicht mehr um Tarnung. Skordeno sprang
auf den Gehsteig, packte Grigoriews Arm und riß ihn fast aus dem Gelenk; de
Silsky mußte einen weiteren Schlag gelandet haben, obgleich er später schwor,
es sei ein unglücklicher Zufall gewesen, denn Grigoriew tauchte
zusammengekrümmt aus dem Wagen, und sie trugen ihn zwischen sich über die
Schwelle wie eine Braut und stolperten selbdritt geräuschvoll ins Wohnzimmer.
Smiley saß in einer Ecke und erwartete sie. Im Zimmer herrschten brauner
Chintz und Spitzendeckchen vor. Die Tür fiel zu, die Entführer leisteten sich
eine kurze Siegerpause. Skordeno und de Silsky lachten vor Erleichterung laut
auf. Toby nahm die Mütze ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Ruhe«, sagte er leise. Sie gehorchten ihm sofort.
    Grigoriew massierte sich die
Schulter, der Schmerz schien ihn für alles andere unempfänglich zu machen.
Smiley, der ihn genau beobachtete, schöpfte Trost aus dieser Selbstbezogenheit:
Unbewußt stellte Grigoriew sich mit diesem Schulterreiben in die Reihen der
Verlierer. Smiley erinnerte sich an Kirow, an das Fiasko mit der Ostrakowa und
an seine beflissene Anwerbung Otto Leipzigs. Er blickte Grigoriew an und las
aus allem, was er sah, die gleiche unheilbare Mittelmäßigkeit: aus dem neuen,
aber schlecht gewählten gestreiften Anzug, der die Beleibtheit des Trägers
betonte; den teuren grauen Schuhen, perforiert, um luftdurchlässig, aber zu
schmal, um bequem zu sein; dem geschniegelten gewellten  Haar.  Alle diese
winzigen nutzlosen Werke der Eitelkeit meldeten Smiley einen Drang zur Größe,
der, wie er wußte - und wie auch Grigoriew zu wissen schien -, niemals
Erfüllung finden würde.
    Ehemaliger Universitätsdozent, besagte das Schriftstück, das Enderby ihm bei Ben ausgehändigt
hatte. Vertauschte offenbar die akademische Laufbahn gegen die
Annehmlichkeiten des Diplomatenstatus.
    Ein Kneifer, hätte Ann gesagt, die seine Sexualität mit einem einzigen
Blick erfaßt hätte. Heimschicken.
    Aber Smiley konnte ihn nicht
heimschicken. Grigoriew war ein

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