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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7)
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Smileys
Regenmantel vom Haken genommen. »Was hat Wladimir sonst noch am Telefon zu
Ihnen gesagt, Mostyn?« fragte Smiley ruhig und ließ einen Arm in den Ärmel
fallen.
    »Er
sagte: >Sagen Sie Max, es betrifft den Sandmann. Sagen Sie ihm, ich habe
zwei Beweise und kann sie mitbringen. Dann wird er mich vielleicht treffen
wollen.< Er sagte es zweimal. Es war auf dem Band, aber Strickland hat es
gelöscht.«
    »Wissen
Sie, was Wladimir damit gemeint hat? Sprechen Sie leise.«
    »Nein,
Sir.«
    »Nichts
auf der Karte?«
    »Nein,
Sir.«
    »Wissen
die anderen, was er meinte?« fragte Smiley und ruckte mit dem Kopf rasch
in Richtung Strickland und Lacon.
    »Strickland
vielleicht, ich bin nicht sicher.«
    »Wladimir
hat wirklich nicht nach Esterhase gefragt?«
    »Nein,
Sir.«
    Lacon
war am Telefon fertig. Strickland nahm ihm den Hörer ab und sprach selber
hinein. Als er Smiley an der Tür sah, sprang Lacon quer durchs Zimmer und
schüttelte seine Hand wie einen Pumpenschwengel.
    »George!
Altes Haus! Leben Sie wohl! Hören Sie. Ich möchte mit Ihnen gelegentlich über die
Ehe sprechen. Ein Seminar, bei dem alle Griffe erlaubt sind. Ich erwarte von
Ihnen eine Aufklärung mit allen Schikanen. George!«
    »Ja.
Wir müssen uns wiedersehen«, sagte Smiley.
    Als
er an sich herunterblickte, sah er, daß Lacon ihm die Hand schüttelte.
     
    Ein
bizarres Nachspiel machte den konspirativen Zweck dieser Zusammenkunft
zunichte. Nach den gängigen Zunftregeln des Circus müssen in sicheren Häusern
verborgene Mikrophone angebracht werden. Die Agenten finden sich in ihrer
sonderbaren Art damit ab, auch wenn sie darüber nicht informiert werden, auch
wenn ihre Einsatzleiter so tun, als machten sie sich Notizen. Für seinen Treff
mit Wladimir hatte Mostyn in Erwartung des alten Mannes die Anlage
ordnungsgemäß eingeschaltet, und niemandem war es in der darauffolgenden Panik
eingefallen, sie wieder abzustellen. Der Routineweg brachte die Bänder zur Abteilung
Abhörprotokollierung, die in aller Unschuld einige Exemplare des
ausgeschriebenen Textes in Umlauf gab. Der glücklose Chef des Zwingers bekam
eine Kopie, desgleichen das Sekretariat, desgleichen die Leiter der
Abteilungen Personal, Einsatz und Finanzen. Erst, als eine Kopie in Lauder
Stricklands Einlaufkorb landete, kam es zum Knall, und die unschuldsvollen
Empfänger wurden unter allen möglichen fürchterlichen Drohungen zur
Geheimhaltung vergattert. Das Band ist tadellos. Lacons rastloses Hin- und
Hergehen ist darauf, Stricklands halblaute Bemerkungen, einige davon obszöner
Natur, sind zu hören. Nur Mostyns in der Diele geflüsterte Geständnisse fehlen.
    Was
Mostyn selber betrifft, so spielte er in der Angelegenheit weiter keine Rolle
mehr. Er reichte einige Monate später von sich aus seine Entlassung ein und
erhöhte so die Ausschußrate, über die heutzutage allerseits so bewegte Klage
geführt wird.
     

6
     
     
     
     
    Das
gleiche Ungewisse Licht, das Smiley begrüßte, als er dankbar aus der sicheren
Wohnung in die frische Luft dieses Hampstead-Morgens trat, begrüßte auch die Ostrakowa-obgleich
der Pariser Herbst schon weiter fortgeschritten war und nur noch einige wenige
Blätter an den Platanen hingen. Wie Smiley hatte sie eine ruhelose Nacht
verbracht. Noch vor Tagesanbruch war sie aufgestanden, hatte sich bedachtsam
angezogen und, da es draußen kalt aussah, überlegt, ob dies nicht der Tag sei,
die Winterstiefel hervorzuholen, denn der Durchzug im Lagerhaus konnte
abscheulich sein und setzte ihren Beinen immer mehr zu. Immer noch
unentschlossen hatte sie das warme Schuhwerk aus dem Schrank gefischt,
abgewischt und sogar poliert, ohne sich indes endgültig entscheiden zu können,
ob sie die Stiefel anziehen sollte oder nicht. So ging es ihr immer, wenn sie
sich mit einem großen Problem herumschlug: Die Kleinigkeiten wuchsen ihr über
den Kopf. Sie kannte alle die Zeichen, fühlte sie herankommen, konnte aber
nichts dagegen tun. Sie würde ihre Geldbörse verlegen, bei der Buchführung im
Lagerhaus patzen, sich aus ihrer Wohnung aussperren und diese alte Närrin von
Concierge holen müssen, Madame la Pierre, die schniefte und mit dem Kopf
ruckte, wie eine Ziege im Brennesselschlag. Auch konnte sie in dieser Stimmung,
trotz fünfzehnjähriger Gewohnheit, in den falschen Bus steigen und wütend in
irgendeiner fremden Umgebung wieder auftauchen. Schließlich zog sie die Stiefel
doch an - nannte sich dabei brummend »alte Närrin, Kretin« und dergleichen
mehr -

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