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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7)
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wissen, daß er uns etwas mitteilen
wollte? Er hatte keinen Auftrag von uns. Er sprach von Dringlichkeit -
sogar vom sowjetischen Geheimdienst -, das tun eine Menge Ex-Agenten, wenn sie
ihre Mütze für einen Zuschuß hinhalten.«
    »Nicht
Wladimir«, sagte Smiley.
    Aber
Sophisterei war Lacons zweite Natur. Er war dafür geboren, er atmete sie, er
konnte darin fliegen und schwimmen, niemand in Whitehall war darin besser als
er.
    »George,
man kann uns nicht für jeden Ex-Agenten verantwortlich machen, der
unklugerweise einen nächtlichen Spaziergang auf einer von Londons immer
gefährlicher werdenden Freiflächen unternimmt!« Er streckte die Hände
beschwörend aus. »George. Was soll es sein? Wählen Sie. Die Wahl liegt bei Ihnen. Entweder, Wladimir bat um ein Plauderstündchen mit Ihnen.
Pensionierte Kumpels - ein Schwatz über alte Zeiten -, warum nicht? Und um der
Sache in bißchen Pepp zu geben, was ja nur menschlich ist, behauptet er, etwas
für Sie zu haben. Ein Goldkörnchen Information. Warum nicht? So machen sie's
alle. Auf dieser Basis wird mein Minister uns decken. Keine Köpfe müssen
rollen, es gibt kein Trara, keine Kabinetts-Hysterie. Er wird uns helfen, den
Fall zu begraben. Natürlich kein Vertuschen. Aber er wird seinen Grips bemühen.
Wenn ich ihn in der richtigen Stimmung erwische, könnte er sogar entscheiden,
daß kein Anlaß bestehe, die Weisen damit zu belästigen.«
    »Amen«,
echote Strickland.
    »Oder
aber«, fuhr Lacon gewichtig fort und bot seine ganze Überredungskunst für den
Fangschuß auf, »sollten irgendwelche Dinge aufgerührt werden, George, und der
Minister zu der Annahme gelangen, daß wir seine guten Dienste mißbrauchten, um
die Spuren eines nicht abgesegneten verunglückten Abenteuers zu verwischen« -
er schritt aufs neue aus, umging einen imaginären Morast -, »und es kommt zu
einem Skandal, George, und der Circus ist nachweislich darin verwickelt - Ihr
altes Amt, George, an dem Sie noch immer hängen, da bin ich ganz sicher, gibt
sich mit einer notorisch revanchistischen Emigrantengruppe ab -
unberechenbaren, schwatzhaften, bis aufs Messer entspannungsfeindlichen
Elementen - mit allen möglichen anachronistischen Komplexen - totales Relikt
aus den schlimmsten Tagen des kalten Krieges - Musterbeispiel für alles, wovor
unsere Herren und Meister uns gewarnt haben« - er war wieder in seiner Ecke
angelangt, ein wenig außerhalb des Lichtkreises -, »und es hat dabei einen
Toten gegeben, George, und einen Vertuschungsversuch, wie sie es zweifellos
nennen würden - mit der ganzen dazugehörigen Publicity -, nun, dann könnte es
gerade ein Skandal zuviel sein. Das Amt ist immer noch ein schwaches
Kind, George, kränklich und in den Händen dieser Leute verzweifelt anfällig.
In diesem Stadium seiner Wiedergeburt könnte es an einem gemeinen Schnupfen
eingehen. Sollte es soweit kommen, dann wäre dafür nicht zuletzt auch Ihre
Generation zu tadeln. George, Ihnen ist eine Pflicht auferlegt, wie uns allen.
Eine Loyalität.«
    Pflicht wozu ? fragte sich jener Teil von Smileys Ich, der manchmal als
Zuschauer den Rest zu beobachten schien. Loyalität wem gegenüber? »Es gibt
keine Loyalität ohne Verrat«, beliebte Ann in ihrer Jugend zu ihm zu sagen,
wenn er es wagte, gegen ihre Seitensprünge zu protestieren.
    Eine
Zeitlang sprach niemand.
    »Und
die Waffe?« fragte Smiley schließlich in einem Ton, als wolle er eine Theorie
testen. »Wo bringen Sie die unter, Oliver?« »Was für eine Waffe? Da war keine
Waffe. Er wurde erschossen, wahrscheinlich von seinen eigenen Genossen, sind ja
dauernd untereinander in Kabalen verstrickt. Ganz zu schweigen von seinem
Appetit auf anderer Leute Frauen.«
    »Ja,
er wurde erschossen«, pflichtete Smiley bei. »Mitten ins Gesicht geschossen.
Aus nächster Nähe. Mit einem Dumdum-Geschoß. Und flüchtig durchsucht.
Brieftasche abgenommen. Soweit die Polizeidiagnose. Aber unsere Diagnose würde
anders lauten, nicht wahr, Lauder?«
    »Keineswegs«, 
sagte Strickland und glotzte ihn durch eine Wolke von Zigarettenrauch finster
an.
    »Nun,
meine schon.«
    »Dann
heraus damit, George«, sagte Lacon großmütig.
    »Die
Waffe, mit der Wladimir getötet wurde, war ein Standard-Mordinstrument aus der
Zentrale Moskau«, sagte Smiley. »Versteckt in einer Kamera, in einer Aktenmappe
oder wie immer. Ein Dumdum-Geschoß wird aus nächster Nähe abgefeuert. Um
auszulöschen, zu bestrafen und andere einzuschüchtern. Wenn ich mich recht
erinnere, war sogar

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