Carre, John le
als Patriot, als Mann, als
Führer, memorierte Smiley. Aktiv in jeder Beziehung.
»Und welchen Kontakt hatten Sie mit
ihm seitdem?« fragte Smiley, und Mikhel war plötzlich bei gestern angekommen.
»Keinen bis gestern«, sagte Mikhel.
»Gestern nachmittag hat er mich
angerufen. Max, ich schwöre Ihnen, ich hatte ihn seit Jahren nicht mehr so
aufgeregt gehört. Glücklich, ich würde sagen, ekstatisch. >Mikhel!
Mikhel!< Max, der Mann war verzückt. Er würde am Abend zu mir kommen.
Gestern abend. Spät möglicherweise, aber er wird mir die fünfzig Pfund
bringen. >General<, sag ich zu ihm. >Was sind schon fünfzig Pfund?
Sind Sie wohlauf? Sind Sie in Sicherheit? Erzählen Sie mir.< >Mikhel;
ich war auf Fischfang, und ich bin glücklich. Bleiben Sie wach<, sagt er zu
mir. >Ich bin um elf Uhr bei Ihnen, oder kurz danach. Mit dem Geld. Ich muß
Sie auch im Schach schlagen, um meine Nerven zu beruhigen.< Ich bleibe wach,
mache Tee, warte auf ihn. Max, ich bin Soldat, um mich habe ich keine Angst.
Aber um den General, um diesen alten Mann hatte ich Angst. Ich rufe den Circus
an, ein Notfall. Sie haben einfach eingehängt. Warum, Max? Warum haben Sie das
getan, bitte?«
»Ich hatte nicht Dienst«, sagte
Smiley und sah Mikhel jetzt so scharf an, wie er es irgend wagte. »Sagen Sie,
Mikhel«, begann er.
»Max.«
»Was wollte Wladimir Ihrer Ansicht
nach tun, nachdem er bei Ihnen angerufen hatte, um von der guten Nachricht zu
sprechen und bevor er kommen würde, um die fünfzig Pfund zurückzuzahlen?«
Mikhel zögerte nicht. »Ich habe
selbstverständlich angenommen, daß er zu Max gehen würde«, sagte er. »Er hatte
seinen großen Fisch gelandet. Jetzt würde er zu Max gehen, seine Spesen
verlangen, ihn mit der sensationellen Neuigkeit überraschen.
Selbstverständlich«, wiederholte er und schaute Smiley ein bißchen zu fest in
die Augen.
Selbstverständlich, dachte Smiley. Und du hast auf die Minute genau gewußt,
wann er von zu Hause fortgehen würde und auf den Meter genau den Weg gekannt,
den er nehmen würde, um zu der sicheren Wohnung in Hampstead zu gehen.
»Er kam also nicht, Sie riefen den
Circus an, und wir haben Sie abblitzen lassen«, faßte Smiley kurz zusammen.
»Tut mir leid. Was haben Sie als
nächstes getan?«
»Ich rufe Willem an. Ich wollte
mich zunächst vergewissern, daß der Junge wohlauf war und ihn auch fragen: Wo
ist unser Führer? Seine englische Frau hat mich angeschnauzt. Schließlich bin
ich zu seiner Wohnung gegangen. Nicht gern - es war aufdringlich -, sein
Privatleben geht niemand etwas an - aber ich bin hingegangen. Ich habe
geläutet. Keine Antwort. Ich ging wieder nach Hause. Heute vormittag um elf
ruft Jüri an. Ich hatte die Frühausgabe der Abendzeitungen nicht gelesen, ich
bin kein Freund von englischen Zeitungen. Jüri hatte sie gelesen. Wladimir,
unser Führer, war tot«, endete er.
Elvira stand neben ihm. Sie hatte
zwei Gläser mit Wodka auf einem Tablett.
»Bitte«, sagte Mikhel. Smiley nahm
ein Glas, Mikhel das andere. »Auf das Leben!« sagte Mikhel sehr laut und trank,
während ihm die Tränen in die Augen schossen.
»Auf das Leben«, sagte Smiley,
während Elvira sie beide beobachtete.
Sie ist mit ihm hingegangen, dachte
Smiley. Sie hat Mikhel gezwungen, zur Wohnung des alten Mannes zu gehen, sie
hat ihn bis vor seine Türe gezerrt.
»Haben Sie jemand anderem davon
erzählt, Mikhel?« fragte Smiley, als sie wieder einmal wegging.
»Jüri traue ich nicht«, sagte
Mikhel und schneuzte sich.
»Haben Sie Jüri von Willem
erzählt?«
»Wie bitte?«
»Haben Sie ihm gegenüber Willem
erwähnt? Haben Sie Jüri gegenüber durchblicken lassen, daß Willem in
irgendeiner Weise mit Wladimir zu tun gehabt haben könnte?«
Mikhel hatte anscheinend keine
dieser Sünden begangen.
»In dieser Sache sollten Sie
niemandem trauen«, sagte Smiley in förmlicherem Ton, als er sich anschickte zu
gehen. »Nicht einmal der Polizei. So lautet die Order. Die Polizei darf nicht
erfahren, daß Wladimir bei einem Einsatz gestorben ist. Das ist wichtig für
die Sicherheit. Die Ihre und die unsere. Sonst hat er Ihnen keine Botschaft
übermittelt? Eine Nachricht für Max, zum Beispiel?«
Sagen Sie Max, es betrifft den
Sandmann , dachte er.
Mikhel lächelte bedauernd.
»Hat Wladimir kürzlich Hector
erwähnt?«
»Für ihn taugte Hector nichts.«
»Hat Wladimir das gesagt?«
»Bitte, Max. Ich habe nichts
persönlich gegen Hector. Hector ist Hector, er ist kein Gentleman, aber
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