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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smileys Leute oder Agent in eigener Sache (Smiley Bd 7)
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Toastkrümel und
Eintopfresten, eine alte Petroleumlampe, deren gelbe Lichtkugel die Dunkelheit
ringsum noch vertiefte. Die französischen Fenster an der Stirnseite waren vom
Widerschein blauer Regenwolken und ein paar letzten Sonnenstrahlen erfüllt.
Während Smiley Connies lähmend langsamem Vormarsch folgte, wurde ihm nach und
nach klar, daß das Holzhaus nur aus diesem einzigen Raum bestand. Als Büro
hatten sie den Rollschreibtisch, auf dem sich Rechnungen und Flohpulver
türmten; als Schlafzimmer das Doppelbett aus Messing mit einer Herde ausgestopfter
Spieltiere, die wie tote Soldaten zwischen den Kissen lagen; als Salon Connies
Schaukelstuhl und ein krümelndes Korbsofa; als Küche einen Gaskocher nebst
dazugehöriger Propanflache; und als Innendekoration das undefinierbare
Durcheinander des Alters.
    »Connie kommt nicht zurück, George«,
rief sie, während sie vor ihm herhumpelte. »Und wenn die Wildpferde schnauben
und sich das scheinheilige Herz aus dem Leib wiehern, die alte Närrin hat ihre
Stiefel ein für allemal an die Wand gehängt.« Sie hatte den Schaukelstuhl
erreicht und begann ein schwerfälliges Wendemanöver, bis sie mit dem Rücken
zum Sitz stand. »Sollten Sie also deshalb gekommen sein, dann können Sie Saul
Enderby melden, er soll sich's in die Pfeife stopfen und rauchen.« Sie streckte
ihm die Arme entgegen, und er glaubte, sie wolle einen Kuß. »Nicht doch,
Sie Lustmolch. Nur Händchenhalten!« Das tat er und ließ sie in ihren Sessel
sinken.
    »Ich bin nicht deshalb gekommen,
Con«, sagte Smiley. »Ich will nicht versuchen, Sie von hier fortzulocken,
Ehrenwort.«
    »Und das aus gutem Grund: Mit ihr
geht's dahin«, verkündete sie energisch, ohne seine Versicherung zu beachten.
»Die Alte wird abkratzen, je eher, desto besser. Der Quacksalber will mir
natürlich alles mögliche einreden, der Duckmäuser. Bronchitis. Rheuma. Kommt
vom Wetter. Alles Mist. Meine Krankheit ist der Tod. Das systematische Anrücken
des großen T. Ist das Schnaps, was Sie da in der Tüte mitschleppen?«
    »Ja. Ja, stimmt«, sagte Smiley.
    »Prima. Dann her damit in Mengen.
Wie geht's dem Dämon Ann?«
    Auf dem Ablaufbrett fand er in
einem permanenten Geschirrstapel zwei Gläser und füllte sie zur Hälfte.
    »Blüht und gedeiht, wie ich
annehme«, antwortete er.
    Er erwiderte ihr offensichtliches
Vergnügen über seinen Besuch durch freundliches Lächeln, reichte ihr ein Glas,
und sie umklammerte es mit beiden, aus Pulswärmern ragenden Händen.
»Annehmen!« echote sie. »Wenn Sie's nur endlich tun würden. An die Leine
nehmen, das sollten Sie. Oder ihr gemahlenes Glas in den Kaffee schütten. Also
dann, worauf sind Sie aus?« sagte sie, alles in einem Atemzug. »Ich habe nie
erlebt, daß Sie irgendetwas ohne Grund tun. Auf Ihr Wohl!«
    »Auf das Ihre, Con«, sagte Smiley.
    Zum Trinken mußte sie den ganzen
Oberkörper dem Glas nähern, und als ihr gewaltiger Kopf in den Lampenschein
geriet, sah er - sagte ihm seine allzu lange Erfahrung -, daß sie die Wahrheit
gesprochen und ihre Haut das aussätzige Weiß des Todes hatte.
    »Los. Raus damit«, befahl sie mit
ihrer strengsten Stimme. »Ob ich Ihnen helfen werde, weiß ich allerdings nicht.
Seit unserer Trennung habe ich die Liebe entdeckt. Versaut die Hormone, weicht
die Zähne auf.«
    Er hätte gern mehr Zeit gehabt, um
sie wieder kennenzulernen. Er war ihrer nicht sicher.
    »Nur einer unserer alten Fälle,
Con, nichts weiter«, begann er beschwichtigend. »Er ist wieder akut geworden,
auch nichts Ungewöhnliches.« Er versuchte, seine Stimme um eine Stufe
höherzuschrauben, damit sie beiläufiger klinge. »Wir brauchen noch ein paar
Einzelheiten. Wissen Sie zufällig noch, wie eigen Sie mit Ihren Berichten waren?«
fügte er scherzend hinzu.
    Ihre Augen wichen nicht von seinem
Gesicht.
    »Kirow«, fuhr er fort und sprach
den Namen sehr langsam aus. »Kirow, Vorname Oleg. Sagt Ihnen das etwas?
Sowjetbotschaft, Paris, vor drei bis vier Jahren, Zweiter Botschaftssekretär? Wir
glaubten, er sei ein Mann aus der Moskauer Zentrale.«
    »War er«, sagte sie, und lehnte
sich ein wenig zurück, beobachtete ihn jedoch unablässig.
    Sie wollte eine Zigarette. Auf dem
Tisch lag eine Zehnerpakkung. Er steckte ihr eine zwischen die Lippen und gab
ihr Feuer, aber noch immer wollte ihr Blick nicht von seinem Gesicht ablassen.
    »Saul Enderby hat diesen Fall
abgewürgt«, sagte sie, spitzte die Lippen und blies einen mächtigen Rauchstrahl
senkrecht nach unten, an

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