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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
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teuerste Bier bestellt hatte. Es ging auf Rechnung
der Organisation. »Nehmen Sie's einfach mit der Ruhe, Fred«, drängte er
freundschaftlich. »Mehr brauchen Sie nicht zu tun. Sie sind beim letztenmal
großartig gewesen. Wir werden Sie sehr gut hören können. Da brauchen Sie sich
keine Sorgen zu machen. Sie sind nur hundert Kilometer hinter der Grenze. Es
ist ein Kinderspiel, solange Sie sich an die Regeln erinnern. Lassen Sie sich
nur beim Abstimmen Zeit, sonst sind wir alle aufgeschmissen.«
    »Werde
daran denken. Keine Bange.«
    »Sie
können ganz unbesorgt sein. Die Jerries werden Sie nicht hören. Sie geben ja
keine Liebesbriefe durch, sondern nur eine Handvoll Zahlengruppen. Dann ein
neues Rufzeichen und eine andere Frequenz. Die werden's nie herausfinden,
nicht in der kurzen Zeit, die Sie drüben sind.«
    »Vielleicht
können sie es doch, heutzutage«, sagte Leiser. »Womöglich haben sie seit dem Krieg
dazugelernt.«
    »Die
müssen sich mit allen möglichen Arten von Funkverkehr herumschlagen. Seefahrt,
Militär, Luftsicherung, Gott weiß was noch. Die sind auch keine Übermenschen,
Fred. Die sind wie wir. Ein träger Haufen. Keine Bange.«
    »Ich habe
keine Bange. Im Krieg haben sie mich auch nicht gefaßt. Lange nicht.«
    »Passen
Sie auf, Fred. Was halten Sie davon: noch einen Drink und dann schleichen wir
uns hier und machen uns eine gemütliche Stunde mit Frau Hartbeck? Ohne Licht,
hm? Sie ist schüchtern, hat's lieber im Dunkeln. Dann haben wir's ganz sicher,
ehe wir uns langlegen. Und morgen machen wir blau.« Dann setzte er fürsorglich
hinzu: »Schließlich ist morgen Sonntag, nicht wahr?«
    »Ich
möchte schlafen. Kann ich nicht mal etwas schlafen, Jack?«
    »Morgen,
Fred. Morgen können Sie sich hübsch ausruhen.« Er drückte Leisers Ellbogen.
»Jetzt sind Sie verheiratet, Fred. Da kann man nicht immer schlafen, wissen
Sie? Sie haben nun mal den Schwur geleistet. Das pflegten wir früher immer zu
sagen.«
    »Schon recht,
nun lassen Sie das endlich, ja?« Leisers Stimme klang gereizt. »Hören Sie bloß
damit auf.«
    »Tut mir
leid, Fred.«
    »Wann
fahren wir nach London?«
    »Montag,
Fred.«
    »Wird John
dort sein?«
    »Wir
treffen ihn auf dem Flugplatz. Und den Captain. Sie wollten, daß wir noch ein
bißchen üben, die Routinesachen und so.«
    Leiser nickte, während er mit dem
Zeige- und Mittelfinger leicht auf den Tisch klopfte, als würde er morsen.
»Also - weshalb erzählen Sie nicht ein bißchen von den Mädchen, die Sie bei
Ihrem Urlaub in London vernascht haben?« schlug Johnson vor. Leiser schüttelte
den Kopf.
    »Na gut,
dann schmeiß ich jetzt noch 'ne Runde, und Sie laden mich auf eine Partie
Billard ein.«
    Leiser
lächelte schüchtern. Er hatte seinen Ärger vergessen. »Ich habe viel mehr Geld
als Sie, Jack. Der White Lady kostet 'ne Menge. Lassen Sie nur.« Er kreidete
seinen Billardstock und warf eine Münze ein. »Ich spiel doppelt oder nichts
gegen Sie - für gestern abend.«
    »Schauen
Sie, Fred«, bat Johnson ruhig, »setzen Sie nicht dauernd aufs große Geld. Nicht
immer nur mit der Roten auf Hundert - bleiben Sie bei den Zwanzigern und
Fünfzigern, die leppern sich auch ganz schön zusammen. Damit kommen Sie heil
nach Hause.«
    Plötzlich
war Leiser ärgerlich. Er stellte seinen Stock zurück in den Halter und nahm
seinen Kamelhaarmantel vom Haken.
    »Was ist
denn, Fred? Was, zum Teufel, ist jetzt wieder los?«
    »Lassen
Sie mich in Gottes Namen in Frieden! Hören Sie auf, sich wie ein beschissener
Gefängniswärter aufzuspielen. Ich gehe auf einen Job, wie wir's alle im Krieg
getan haben. Ich sitze schließlich nicht in der Exekutionszelle.«
    »Seien Sie
nicht verrückt«, sagte Johnson sanft, nahm ihm den Mantel ab und hängte ihn
wieder an den Haken zurück. »Außerdem sagen wir nicht Exekution, wir sagen
Todeszelle.«
    Carol
stellte den Kaffee vor Leclerc auf den Schreibtisch. Er sah lächelnd auf und
sagte >Danke<, müde, aber gut erzogen, wie ein Kind am Ende einer Geburtstagsparty.
    »Adrian
Haldane ist schon heimgegangen«, bemerkte Carol. Leclerc beugte sich wieder
über die Landkarte.
    »Ich habe
in sein Büro geschaut. >Gute Nacht< hätte er schon sagen können.«
    »Das tut
er nie«, antwortete Leclerc stolz.
    »Kann ich
noch irgendwas tun?«
    »Ich
vergesse immer wieder, wie man Yards in Meter umrechnet.«
    »Das weiß ich leider auch nicht.«
    »Das Rondell sagte, dieser Graben
sei zweihundert Meter lang. Das wären rund zweihundertfünfzig Yards,

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