Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
Vom Netzwerk:
herzlich. »Es wird ganz und gar kein Spaß«, gab Phoebe streng zurück. »Die >Players< sind
auf beißende Gesellschaftssatire spezialisiert.« Craw lächelte im Dunkeln und
goß Phoebe Bier nach. Man lernt nie aus, sagte er sich, Monsignores, man lernt
nie aus. Bis Phoebe, ohne eine Ermunterung, die ihr aufgefallen wäre, über ihre
chinesischen Millionäre zu sprechen begann, genau das, worauf Craw den ganzen
Abend gewartet hatte. In Phoebes Welt waren die Reichen Hongkongs königliche
Hoheiten. Ihre Schwächen und Exzesse waren Allgemeingut, so wie anderswo die
Lebensgeschichten von Schauspielerinnen oder Fußballstars. Phoebe kannte sie
auswendig.
    »Wer ist
also diesmal das Schwein der Woche, Phoebe?« fragte Craw heiter.
    Phoebe war
nicht sicher. »Wen sollen wir erwählen?« sagte sie mit gespielter koketter
Unentschlossenheit. Da war natürlich das Schwein P.K., achtundsechzigster
Geburtstag am Dienstag, eine dritte Ehefrau, halb so alt wie er, und wie feiert
P.K.? Geht in der Stadt aus, mit einer zwanzigjährigen Nutte. Ekelhaft,
pflichtete Craw bei. »P.K.«, wiederholte er. »P.K., das war doch der mit den
Türpfosten, wie?«
    Einhunderttausend
Hongkong-Dollar, sagte Phoebe. Drachen, neun Fuß hoch, aus Glasfaser und
Plexiglas so gegossen, daß man sie von innen beleuchten konnte. Es käme aber
auch das Schwein Y.Y. in Frage, überlegte sie sodann sachverständig. Y.Y. war
zweifellos ein Titelanwärter. Y.Y. hatte vor genau einem Monat geheiratet,
diese reizende Tochter von J.J. Haw, Firma Haw und Chan, die Tankerkönige,
tausend Hummer auf der Hochzeitstafel. Vorgestern abend tauchte er bei einem Empfang
mit einer brandneuen Mätresse auf, gekauft mit dem Geld seiner Frau, einer
Null, abgesehen davon, daß er sie bei Saint-Laurent eingekleidet und mit einer
vierreihigen Kette aus Mikimotot-Perlen herausgeputzt hatte, gemietet
natürlich, nicht geschenkt. Unwillkürlich bebte Phoebes Stimme und wurde weich.
»Bill«, hauchte sie, »die Kleine sah einfach phantastisch aus neben dem alten
Frosch. Sie hätten sie sehen sollen.« Oder vielleicht Harold Tan, grübelte sie
verträumt. Harold war besonders garstig gewesen. Harold hatte seine Kinder für
das Festival aus ihren Schweizer Nobelinternaten heimgeholt, Erster-Klasse-Flug
ab Genf. Um vier Uhr morgens tummelten sie sich alle nackt um den
Swimming-pool, die Kinder und ihre Freunde, gossen Champagner ins Wasser, während
Harold versuchte, die Szene zu filmen.
    Craw
wartete. In Gedanken hielt er die Tür weit für sie auf, aber sie zeigte noch
immer keine Neigung, hindurchzugehen, und Craw war ein viel zu alter Hase, als
daß er sie gedrängt hätte. Die Chiu Chow seien die Besten, sagte er launig.
»Chiu Chow würden sich auf diesen ganzen Unsinn nicht einlassen. Was, Pheeb?
Haben sehr tiefe Taschen, die Chiu Chow, und sehr kurze Arme«, belehrte er sie.
»Ein Schotte müßte sich schämen vor diesen Chiu Chow, was Pheeb?«
    Phoebe
hatte keinen Sinn für Ironie: »Glauben Sie das nicht«, erwiderte sie ernsthaft.
»Viele Chiu Chow sind sowohl großzügig wie edel.«
    Er
suggerierte ihr den Mann, wie ein Zauberkünstler jemandem eine Karte
suggeriert, aber sie schwankte noch immer, wich aus, griff nach Alternativen.
Sie erwähnte diesen und jenen, verlor den Faden, verlangte noch mehr Bier, und
als er schon beinah aufgegeben hatte, bemerkte sie wie im Traum. »Und was Drake
Ko angeht, der ist das reinste Lämmchen. Kein böses Wort
über Drake Ko, wenn ich bitten darf.« Jetzt war Craw mit dem Ausweichen an der
Reihe. Was Phoebe von der Scheidung des alten Andrew Kwok halte, fragte er.
Herrje, das mußte einen Batzen gekostet haben! Es heißt, sie hätte ihm schon
längst den Laufpaß geben aber warten wollen, bis er einen Haufen beisammen
hatte und eine Scheidung sich wirklich lohnen würde. Ist da etwas Wahres dran,
Pheeb? Und so weiter, drei, fünf Namen, ehe er sich gestattete, anzubeißen.
»Haben Sie irgendwas gehört, daß der gute Drake Ko sich irgendwann eine
europäische Mätresse hielt? Im Hong Kong Club wurde davon gesprochen, erst vor
kurzem. Blondes Gift, angeblich ein Leckerbissen.«
    Phoebe
stellte sich Craw gern im Hong Kong Club vor. Es befriedigte alle ihre
kolonialen Sehnsüchte. »Oh, jeder hat das
gehört«, sagte sie müde, als wäre Craw wie üblich wieder einmal Lichtjahre
hinter der Meute zurück. »Es gab mal eine Zeit, als alle die Jungens eine hatten - wußten Sie das nicht? P.K. hatte
natürlich zwei. Harold Tan hatte eine,

Weitere Kostenlose Bücher