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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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bis Eustace Chow sie ihm wegschnappte,
und Charlie Wu versuchte sogar, die Seine zum Dinner beim Gouverneur
mitzunehmen, aber seine tai tai ließ nicht
zu, daß der Chauffeur sie abholte.«
    »Wo
kriegen sie diese Bienen bloß her, Herrgottnochmal?« fragte Craw lachend. »Von
Lane Crawford?«
    »Von den
Fluggesellschaften, was dachten Sie?« erwiderte Phoebe schwerst mißbilligend.
»Flug-Hostessen, die bei ihren Zwischenlandungen anschaffen gehen, fünfhundert
US pro Nacht für eine weiße Hure. Und einschließlich
der englischen Linien. Täuschen Sie sich bloß nicht, die Engländerinnen waren
bei weitem die Schlimmsten. Dann fand Harold Tan an der Seinen so viel
Gefallen, daß er ein festes Abkommen mit ihr traf, und im Handumdrehen zogen
sie alle in Apartments und stolzierten durch die Läden wie Herzoginnen, so oft
sie für vier Tage nach Hongkong kamen, es war zum Erbrechen. Aber Liese, wohlgemerkt, ist
etwas ganz anderes. Liese ist
klasse. Sie ist ausgesprochen aristokratisch, ihre Eltern besitzen sagenhafte
Landsitze in Südfrankreich und sogar eine Randinsel der Bahamas, und sie
weigert sich nur aus Gründen der moralischen Unabhängigkeit, ihren Reichtum zu
teilen. Man muß bloß ihren Knochenbau ansehen.«
    »Liese«,
wiederholte Craw. »Liese? Kraut, wie? Hab's nicht mit den Krauts. Keine
Rassenvorurteile, aber ich mach mir einfach nichts aus Krauts. Und ich frage
mich, wie kommt ein netter Chiu-Chow-Junge wie Drake Ko zu einer hassenswerten
Hunnin als Konkubine? Aber, das wissen Sie bestimmt besser, Pheeb. Sie sind die
Expertin, es ist Ihre Domäne, meine Liebe, wer bin ich, daß ich mir ein Urteil
erlauben dürfte.«
    Sie hatten
sich ins Heck des Sampan zurückgezogen und lagen nebeneinander in den Kissen.
    »Machen Sie
sich doch nicht lächerlich«, fuhr Phoebe ihn an. »Liese ist eine englische
Aristokratin.«
    »Tralala«,
machte Craw und blickte eine Weile zu den Sternen auf. »Sie hat einen sehr
positiven und veredelnden Einfluß auf ihn.«
    »Wer?«
sagte Craw, als hätte er den Faden verloren. Phoebe knirschte durch die Zähne. »Liese hat einen veredelnden Einfluß auf Drake Ko. Hören Sie, Bill. Schlafen Sie? Bill, ich glaube,
Sie bringen mich jetzt besser nach Hause. Bringen Sie mich nach Hause, bitte.«
    Craw stieß
einen langgezogenen Seufzer aus. Diese kleinen Mißverständnisse unter Liebenden
waren mindestens jedes halbe Jahr fällig und übten eine reinigende Wirkung auf
ihre Beziehung aus.
    »Meine
Liebe. Phoebe. Hören Sie mir mal zu, ja? Bloß einen Augenblick, bitte? Keine
junge Engländerin, hochgeboren, feinknochig oder mit Knubbelknien kann den
Namen Liese bekommen haben, wenn da nicht irgendwo ein Kraut dazwischen
steckt. So geht's schon mal an. Wie heißt sie sonst noch?«
    »Worth.«
    »Woolworth?
Schon gut, war nur ein Witz. Schwamm drüber. Elizabeth, so heißt sie nämlich.
Abgekürzt Lizzie. Oder Liza. Liza of Lambeth. Sie haben sich verhört. Das
klingt nach Familie, wenn Sie so wollen: Miss Elizabeth Worth. Da kann ich den Knochenbau sehen.
Aber nicht Liese, mein Herz. Lizzie.« Phoebe wurde unverblümt wütend.
    »Sie
brauchen mich nicht zu lehren, wie man irgend etwas ausspricht!« schleuderte
sie ihm entgegen. »Sie heißt Liese, geschrieben L-i-e-s-e, weil ich sie gefragt
und es mir aufgeschrieben habe, und ich habe diesen Namen gedruckt - Bill.«
Ihre Stirn sank auf seine Schulter. »O Bill. Bringen Sie mich nach Hause.« Sie
fing an zu weinen. Craw zog sie eng an sich und tätschelte sanft ihre Schulter.
    »Na, na,
Kopf hoch, Liebes, es war mein Fehler, nicht der Ihre. Ich hätte wissen müssen,
daß sie mit Ihnen befreundet ist. Eine Dame der Gesellschaft wie Liese, eine
schöne und begüterte Frau, die in Liebesbanden zu einem der neuen Ritter
unserer Insel gefesselt liegt: wie könnte eine fleißige Reporterin wie Phoebe
es da versäumen, mit ihr Freundschaft zu schließen? Ich muß blind gewesen sein.
Verzeihen Sie mir.« Er ließ eine dezente Pause eintreten. »Was ist passiert?«
fragte er nachsichtig. »Sie haben Liese interviewt, nicht wahr?«
    Zum
zweitenmal in dieser Nacht trocknete Phoebe sich die Augen mit Craws
Taschentuch.
    »Sie hat
mich darum gebeten. Sie ist nicht meine Freundin. Sie ist viel zu großartig, um
meine Freundin zu sein. Wie wäre das möglich? Sie bat mich, ihren Namen nicht
zu schreiben. Sie ist inkognito hier. Ihr Leben hängt davon ab. Wenn ihre
Eltern erführen, daß sie hier ist, würden sie sie auf der Stelle holen lassen.
Sie

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