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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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die Blumen«, sagte Mrs. Pelling und lachte. Das
Lachen bestand aus zwei Tönen, wie ein Vogelruf, und war nicht lustig gemeint.
Ein lastendes Schweigen folgte. Mrs. Pelling reichte Smiley eine Tasse Tee. Er
nahm sie und richtete seine Worte an die Rückseite von Mr. Pellings Zeitung. »Sir,
Ihre Tochter Elizabeth wird für einen wichtigen Posten bei einer großen
Überseefirma in Erwägung gezogen. Meine Organisation ist vertraulich damit
beauftragt - heutzutage eine normale, aber höchst notwendige Formalität -, sich
mit Bekannten und Verwandten hierorts in Verbindung zu setzen und Leumundszeugnisse
einzuholen.«
    »Das sind wir, Lieber«, erklärte Mrs. Pelling, falls ihr Mann nicht begriffen hätte.
    Die Zeitung senkte sich klatschend.
    »Wollen Sie andeuten, meine Tochter sei charakterlich nicht in Ordnung?
Sitzen Sie deshalb hier und trinken meinen Tee, um solche Andeutungen zu
machen?«
    »Nein, Sir«, sagte Smiley.
    »Nein, Sir«, assistierte Mrs. Pelling nutzlos.
    Ein langes Schweigen folgte, um dessen Beendigung Smiley sich nicht
besonders bemühte.
    »Mr. Pelling«, sagte er schließlich in festem und geduldigem Ton.
    »Soviel ich weiß, waren Sie viele Jahre im Postdienst beschäftigt und
brachten es zu einem hohen Posten.«
    »Viele, viele Jahre«, pflichtete Mrs. Pelling bei.
    »Ich habe gearbeitet«, sagte Mr. Pelling, jetzt wieder hinter seiner Zeitung
hervor. »Es wird viel zuviel geschwatzt auf der Welt und viel zu wenig
gearbeitet, sage ich immer.«
    »Haben Sie in ihrer Abteilung Kriminelle eingestellt?« Die Zeitung
raschelte, dann war sie wieder still. »Oder Kommunisten?« sagte Smiley unentwegt
freundlich. »Wenn ja, dann wären sie verdammt schnell wieder draußen«, sagte
Mr. Pelling, und diesmal blieb die Zeitung unten. Mrs. Pelling schnalzte mit
den Fingern. »So!« sagte sie. »Mr. Pelling«, fuhr Smiley wie ein gütiger
Hausarzt fort, »der Posten, für den Ihre Tochter in Frage käme, ist bei einer
der bedeutenden Fernost-Firmen. Sie würde vorwiegend mit Luftspedition zu tun
haben, und aufgrund ihrer Tätigkeit im voraus Kenntnis von erheblichen
Goldtransporten in dieses betreffende Land und zurück haben, sowie von
Sondersendungen per Post und diplomatischen Kurieren. Die Bezahlung ist
außerordentlich hoch. Ich halte es nicht für übertrieben - und Sie gewiß auch
nicht -, wenn Ihre Tochter den gleichen Prozeduren unterworfen wird, wie jeder
andere Kandidat für eine so verantwortungsvolle - und erstrebenswerte -
Stellung.«
    »Wer hat Sie angestellt«, bellte Mr. Pelling, »das möchte ich wissen. Wer sagt, das Sie zuverlässig sind?«
    »Nunc«, flehte Mrs. Pelling. »Wer behauptet das von irgendwem?«
    »Halt die Klappe! Gib ihm noch Tee. Du bist die Hausfrau, oder?, dann
tu deine Pflicht. Höchste Zeit, daß Lizzie belohnt wird, und ich bin sehr
verärgert, daß es nicht früher geschehen ist, wenn man bedenkt, was sie ihr schulden.«
    Mr. Pelling nahm die Lektüre von Smileys imponierender grüner Karte
wieder auf: »>Agenturen in Asien, den USA und in Nahost.< Knastbrüder,
würde ich sagen. Hauptbüro South Molton Street. Anfragen unter Telefon
bla-bla-bla. Wen krieg ich dann an die Strippe? Ihren Spießgesellen vermutlich.«
    »Wenn es South Molton Street ist, muß er in Ordnung sein«, sagte Mrs.
Pelling.
    »Autorität ohne Verantwortung«, sagte Mr. Pelling und wählte die
Nummer. Er sprach, als hielte ihm jemand die Nase zu. »Dafür hab' ich leider
gar nichts übrig.«
    »Mit Verantwortung«, verbesserte Smiley.
»Unsere Firma ist gehalten, ihre Klienten für jede Unredlichkeit einer von uns
empfohlenen Kraft zu entschädigen. Wir sind entsprechend versichert.«
    Am anderen Ende klingelte es fünfmal, ehe sich die Vermittlung des Circus meldete, und Smiley hoffte
zu Gott, es möchte klappen. »Geben Sie mir den Geschäftsführer«, befahl Mr.
Pelling. »Mir macht's nichts aus, ob er in einer Sitzung ist! Hat er auch einen
Namen? Und der wäre? Dann sagen Sie Mr. Andrew Forbes-Lisle, daß Mr. Humphrey
Pelling ihn in einer persönlichen Angelegenheit zu sprechen wünscht. Sofort.«
Lange Pause. Gut gemacht, dachte Smiley. Goldrichtig. »Hier Pelling. Bei mir in der Wohnung sitzt ein Mann, der sich Oates
nennt. Kurz, fett und ängstlich. Was soll ich mit ihm anfangen?« Im Hintergrund
hörte Smiley Peter Guillams volltönendes, militärisch klingendes Organ, das Mr.
Pelling geradezu nahelegte, gefälligst strammzustehen, wenn er mit Mr.
Forbes-Lisle spreche. Besänftigt

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