Carre, John le
legte Mr. Pelling den Hörer auf. »Weiß Lizzie,
das Sie mit uns Sprechen?« fragte er. »Sie würde sich krank lachen, wenn sie es wüßte«, sagte
seine Frau.
»Sie weiß vielleicht nicht einmal, daß sie für den Posten in Erwägung
gezogen ist«, sagte Smiley. »Heutzutage geht die Tendenz mehr und mehr dahin,
sich mit dem Betreffenden erst nach Feststellung der Unbedenklichkeit in
Verbindung zu setzen.«
»Es ist doch für Lizzie, Nunc«, erinnerte ihn Mrs. Pelling. »Du liebst
sie doch, auch wenn wir seit einem Jahr nichts von ihr gehört haben.«
»Korrespondieren Sie überhaupt nicht mir ihr?« fragte Smiley
mitfühlend.
»Sie wünscht es nicht«, sagte Mrs. Pelling mit einem raschen Blick zu
ihrem Mann.
Ein kaum hörbarer Grunzlaut entfloh Smileys Lippen. Es hätte Bedauern sein
können, aber in Wirklichkeit war es Erleichterung. »Gib ihm noch Tee«, befahl
ihr Mann. »Er hat seinen Humpen schon wieder leer.«
Aber er glotzte Smiley aufs neue verschlagen an. »Ich bin noch immer
nicht überzeugt, daß er kein Geheimdienstagent ist, auch jetzt noch nicht«, sagte er.
»Ist zwar scheint's keine Leuchte, aber das könnte Absicht sein.«
Smiley hatte Formulare mitgebracht. Der Drucker im Circus hatte sie am
vergangenen Abend auf bräunlichem Papier abgezogen - ein Glück, denn in Mr.
Pellings Welt waren Formulare die Legitimation für alles, und bräunlich war die
vertrauenerweckende Farbe. Und so arbeiteten die beiden Männer mit vereinten
Kräften, wie zwei Freunde, die gemeinsam ein Kreuzworträtsel lösen, Smiley
hockte auf seinem Stuhl, Mr. Pelling verrichtete die Schreibarbeit, während
seine Frau rauchend dasaß, durch die grauen Netzgardinen starrte und
unaufhörlich ihren Ehering am Finger drehte. Sie waren bei Geburtsdatum und
-ort. »Hier in unserer Straße, im Alexandra Nursing Home. Ist jetzt abgerissen
worden, nicht wahr, Cess? Steht jetzt einer von diesen Eiscremeblocks dort.«
Sie kamen zu Schulbildung, und Mr. Pelling äußerte seine Meinung zu diesem
Thema.
»Ich hab' sie nie zu lang in ein und derselben Schule gelassen, wie, Cess?
Hält den Geist wach. Läßt keine Routine aufkommen. Eine Veränderung ist soviel
wie ein Urlaub, habe ich gesagt. Stimmt's Cess?«
»Er liest Bücher über Erziehung«, sagte Mrs. Pelling. »Wir haben spät
geheiratet«, sagte er, als wolle er ihr Vorhandensein erklären.
»Wir wollten, daß sie zur Bühne geht«, sagte sie. »Er wollte ihren
Manager machen, unter anderem.«
Er machte weitere Angaben. Nannte eine Schauspielschule und einen
Sekretärinnenkurs.
»Schliff«, sagte Mr. Pelling. »Lebensklugheit, nicht Fachausbildung,
das halte ich für das Richtige. Ihr von allem ein bißchen zukommen lassen.
Damit sie Weltgewandtheit kriegt. Sicheres Auftreten.«
»Oh, das Auftreten hat sie«, stimmte Mrs. Pelling zu, schnalzte mit der
Zunge und stieß eine Wolke von Zigarettenrauch aus. »Und die Weltgewandtheit dazu.«
»Aber sie hat die Sekretärinnenschule nie beendet?« fragte Smiley und wies auf das
Formblatt, »oder den Schauspielkursus?«
»War nicht nötig«, sagte Mr. Pelling.
Sie kamen zu »frühere Arbeitgeber«. Mr. Pelling führte ein halbes Dutzend
im Einzugsgebiet von London an, jeweils im Abstand von höchstens achtzehn
Monaten.
»Lauter Stumpfsinn«, sagte Mrs. Pelling vergnügt.
»Sie hat sich umgesehen«, sagte ihr Mann leichthin. »Wollte den Puls
fühlen, ehe sie sich festlegte. Hab' ich sie gelehrt, wie, Cess?
Alle hätten sie gern behalten, aber ich war nicht dafür.« Er wies mit
ausgestrecktem Arm auf sie. »Und sag' bloß nicht, es hätte sich schließlich
nicht doch gelohnt!« keifte er. »Auch wenn wir nicht darüber sprechen dürfen!«
»Das Ballett war ihr am liebsten«, sagte Mrs. Pelling. »Der Unterricht
der Kinder. Sie hat Kinder wahnsinnig gern. Wahnsinnig.«
Was Mr. Pelling sehr erzürnte. »Sie baut sich eine Karriere auf, Cess«,
schrie er und klatschte sich mit dem Formular aufs Knie. »Allmächtiger, du
blöde Kuh, möchtest du vielleicht, daß sie zu ihm zurückgeht?«
»Was hat sie nun genau im Nahen Osten gemacht?« fragte Smiley.
»Kurse genommen. Handelsschulen. Arabisch gelernt«, sagte Mr. Pelling
und wurde plötzlich weitherziger in seinen Ansichten. Zu Smileys Überraschung
stand er sogar auf und wanderte herrisch gestikulierend durchs Zimmer. »Was sie
ursprünglich dorthin trieb, war, offengesagt, eine unglückliche Ehe.«
»Mein Gott«, sagte Mrs. Pelling.
Im Stehen zeigte sich seine ganze
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