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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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tue es für eine Gute Sache, auf die
Du stolz wärst. Gleich nach meiner Ankunft habe ich mich beim britischen
Handelsattache Mister Mackervoor, einem Engländer gemeldet, und er hat mich
wegen eines Postens zu Mellon geschickt. Ich darf Dir nichts sagen, Du mußt
also Vertrauen zu mir haben, aber er heißt Mellon und er ist ein wohlhabender
englischer Kaufmann in dieser Stadt, aber das ist nur die halbe Geschichte.
Mellon beordert mich jetzt nach Hongkong und ich> soll Barrengold und Drogen
ermitteln, aber nach außen hin etwas anderes, und er hat überall seine Leute,
die auf mich aufpassen, und er heißt in Wirklichkeit nicht Mellon. Mackervoor
gehört nur heimlich dazu. Wenn mir etwas passiert, dann war es das wert, denn
Du und ich wir wissen, daß es um das Vaterland geht und was ist ein
Menschenleben unter sovielen in Asien, wo das Leben ohnehin nichts gilt? Es ist
eine Gute Tat, Dad, etwas wovon Du und ich immer geträumt haben und besonders
Du, wo Du im Krieg für Deine Familie und Deine Lieben gekämpft hast. Bete für
mich und sei gut zu Mam. Ich werde Dich immer lieben, auch im Gefängnis.«
    Smiley gab den Brief zurück. »Er ist nicht datiert«, bemerkte er
beiläufig. »Können Sie mir das Datum angeben, Mr. Pelling? Wenigstens
annähernd?«
    Pelling gab es nicht annähernd an, sondern genau. Nicht umsonst hatte
er sein ganzes berufliches Leben bei der Königlichen Post gearbeitet.
    »Seitdem hat sie mir nie mehr geschrieben«, sagte Mr. Pelling stolz,
faltete den Brief wieder und steckte ihn in die Brieftasche. »Kein Wort, keinen
Pieps hab' ich seit damals bis auf den heutigen Tag von ihr gehört. Völlig
überflüssig. Wir sind eins. Es war ausgesprochen, ich machte nie eine Bemerkung
darüber, sie auch nicht. Sie hat mir den Wink gegeben. Ich wußte. Sie wußte,
daß ich wußte. Ein besseres Verstehen zwischen Tochter und Vater als das
unsrige gibt es nicht. Alles, was danach kam: Ricardo oder wie er hieß,
lebendig, tot, was tut's? Irgendein Chinese, mit dem sie was hat, egal.
Freunde, Freundinnen, Geschäfte, kümmern Sie sich um nichts, was Sie hören. Das
Ganze gehört zu ihrer Legende. Lizzie ist ihr Eigentum, sie haben sie völlig in
der Hand. Sie arbeitet für Mellon, und sie liebt ihren Vater. Ende.«
    »Sie waren sehr freundlich«, sagte Smiley und packte seine Papiere
zusammen. »Bitte bemühen Sie sich nicht, ich finde den Weg schon.«
    »Meinetwegen können Sie ihn auch verlieren«, sagte Mr. Pelling mit
einem Anflug seiner früheren Laune. Als Smiley die Tür schloß, hatte er wieder
seinen Platz im Lehnstuhl eingenommen und suchte verbissen die Stelle im Daily Telegraph, wo er
stehengeblieben war.
    Im dunklen Korridor war der Schnapsgeruch stärker. Smiley hatte neun
Schritte gezählt, ehe die Tür zugeknallt war, also mußte es die letzte Tür
links sein, die am weitesten von Mr. Pelling entfernte. Es hätte die Klotür
sein können, aber das Klo war durch ein Schild mit der Aufschrift »Buckingham
Palace, Hintereingang« bezeichnet, also klopfte er sehr leise an und hörte sie
plärren »Raus da«. Er trat ein und fand sich in ihrem Schlafzimmer und Mrs.
Pelling auf dem Bett liegen, ein Glas in der Hand und einen Haufen
Ansichtspostkarten vor sich, in dem sie herumsuchte. Das ganze Zimmer war,
genau wie das ihres Mannes, für ein unabhängiges Leben eingerichtet, mit Kocher
und Waschbecken und einem Stapel schmutzigen Geschirrs. An allen Wänden hingen
Schnappschüsse eines sehr schönen Mädchens, manchmal mit einem Freund, manchmal
allein, meist vor einem exotischen Hintergrund. Es roch nach Gin und Katze. »Er
läßt sie nicht in Ruh«, sagte Mrs. Pelling. »Nunc, meine ich. Hat er nie
gekonnt. Hat's versucht, aber nicht gekonnt. Sie ist sehr schön, wissen Sie«,
erklärte sie zum zweitenmal und rollte sich auf den Rücken, hielt eine
Postkarte über ihren Kopf und las sie. »Wird er hier hereinkommen?«
    »Nicht für viel Geld, darling.«
    Smiley schloß die Tür, setzte sich auf einen Stuhl und zückte wiederum
sein Notizbuch.
    »Sie hat einen lieben süßen Chinesen«, sagte sie und starrte weiter auf
die verkehrt herum gehaltene Postkarte. »Sie ist zu ihm gegangen, um Ricardo zu
retten, und dann hat sie sich in ihn verliebt. Er ist ein wirklicher Vater für
sie, der erste, den sie hat. Alles ist am Ende doch noch gut geworden. Alle die
schlimmen Dinge. Sie sind jetzt vorbei. Er nennt sie Liese«, sagte sie. »Er
findet es hübscher für sie. Wirklich komisch. Wir mögen die

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