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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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Guillams
Geschmack ohnehin viel zu viel herum, aber an diesem Tag hatte er einen
konkreten Grund, ihm zu mißtrauen. Als Guillam zu Lacon ins Cabinet Office
gegangen war, um ihm die monatliche Vorschußaufstellung des Circus zur
Begutachtung vorzulegen, hatte er zu seiner Überraschung Sam Collins aus Lacons
Privatbüro auftauchen und lässig mit Lacon und Saul Enderby vom Foreign Office
schäkern sehen.
     
     Ricardos
Auferstehung
     
    Vor dem Sündenfall hatten bemüht informelle Besprechungen zwischen den
Geheimdienstpartnern im Rahmen der Besonderen Beziehungen allmonatlich
stattgefunden, und anschließend hatte man sich zu einem, wie Smileys Vorgänger
Alleline gern sagte, »Humpen« zusammengesetzt. Wenn die Amerikaner als Gastgeber
an der Reihe waren, dann wurden Alleline und seine Kohorten, unter ihnen der
allseits beliebte Bill Haydon, in eine weitläufige Dachterrassenbar gelotst, im
Circus das Planetarium genannt; und mit trockenen Martinis und einer Aussicht
auf West London gelabt, die sie sich sonst nie hätten leisten können. Waren die
Briten dran, dann wurde in der Rumpelkammer ein Tisch aufgeschlagen, mit einem
geflickten Damasttuch bedeckt und die amerikanische Abordnung durfte der
letzten Bastion der Saint-James-Spione, die übrigens auch die Wiege ihrer
eigenen Dienststelle gewesen war, ihre Aufwartung machen und dazu südafrikanischen
Sherry schlürfen, den man diskret in geschliffenen Karaffen getarnt hatte mit
der Begründung, sie merkten den Unterschied doch nicht. Für die Diskussionen
gab es keine Tagesordnung, und traditionsgemäß wurden keine Notizen gemacht.
Alte Freunde hatten solche Mittel nicht nötig, zumal die versteckten Mikrophone
nüchtern blieben und bessere Arbeit leisteten.
    Seit dem Sündenfall war es mit diesen kleinen Feinheiten für eine Weile
Schluß gewesen. Auf Anweisung von Martellos Hauptquartier in Langley,
Virginia, wurde die »Britische Verbindung«, als die der Circus dort bekannt
war, auf die Liste derer gesetzt, die man auf Armlänge fernhielt, also zusammen
mit Jugoslawien und dem Libanon, und eine Zeitlang benutzte man nicht einmal
mehr die gleiche Straßenseite und hob bei einer Begegnung kaum den Blick. Die
beiden Dienste glichen einem entfremdeten Ehepaar während des anhängigen
Scheidungsverfahrens. Aber schließlich dämmerte jener graue Wintermorgen, an
dem Smiley und  Guillam sich in gelinder Eile am Vordereingang des Legal
Advisor's Annex am Grosvenor Square einstellten, wo bereits deutliches
Tauwetter herrschte, sogar in den starren Mienen der beiden
Marineinfanteristen, die ihnen die Taschen durchsuchten. Es waren übrigens
Doppeltüren, schwarze Gitter über schwarzem Eisen, und auf den Gitterstäben
vergoldete Federn. Was allein sie gekostet hatten, hätte den ganzen Circus
mindestens ein paar Tage lang am Leben erhalten. Drinnen überkam sie das
Gefühl, als wären sie von einem Weiler in die Hauptstadt versetzt. Maitellos
Büro war sehr groß. Es gab keine Fenster, und es hätte ebensogut Mitternacht
sein können. Über einem leeren Schreibtisch entfaltete sich, in halber Länge
der Stirnwand, eine amerikanische Fahne, als wehte sie im Wind. In der Mitte
des Raums war, um einen Rosenholztisch, ein Kreis aus Flugzeugsesseln
arrangiert, und in einem davon saß Martello selber, ein stämmiger, fröhlich
aussehender Yale-Mann im Tweedanzug, der zu keiner Jahreszeit saisongemäß
wirkte. Rechts und links von ihm zwei schweigende Männer, einer so bleich und
bieder wie der andere. »George, das ist freundlich von Ihnen«, sagte Martello
munter mit seiner dunklen, anheimelnden Stimme, während er ihnen rasch entgegenschritt.
»Das muß ich Ihnen nicht erst sagen. Ich weiß, wie beschäftigt Sie sind. Ich
weiß. Sol«, er wandte sich an zwei Unbekannte, die auf der anderen Seite des
Büros saßen, der eine ebenso jung wie Martellos schweigende Männer, wenn auch
weniger glatt; der andere vierschrötig und hart und sehr viel älter, mit Narben
im Gesicht und Bürstenhaarschnitt, ehemaliger Teilnehmer irgendeines Krieges.
»Sol«, wiederholte Martello, »ich möchte Sie mit einer der wahren Legenden
unseres Metiers bekanntmachen, Sol: Mr. George Smiley. George, das ist Sol
Eckland, ein großer Mann in unserem Drogenbekämpfungsdezernat, früher
>Bureau of Narcotics and Dangerous Drugs< genannt und jetzt umgetauft,
stimmt's, Sol? Sol, und das hier ist Pete Guillam.«
    Der ältere der beiden Männer streckte eine Hand aus, Smiley und Guillam
schüttelten

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