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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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Sir.«
    »Ko allein?« fragte Sol.
    »Sir, Ko hatte seinen Manager, einen gewissen Tiu bei sich. Tiu begleitet
ihn praktisch überall hin.«
    Als  Guillam hier wiederum riskierte, Smiley anzusehen, fing er einen
fragenden Blick Smileys an Martello auf. Guillam vermutete, daß er an das
Mädchen dachte - war sie auch dabeigewesen? -, aber Martellos mildes Lächeln
zeigte keine Regung, und nach einem Moment schien Smiley sich damit abgefunden
zu haben und nahm seine abwartende Haltung wieder ein. Sol hatte sich
inzwischen seinem Assistenten zugewandt, es kam zu einem kurzen privaten
Wortwechsel:
    »Warum zum Teufel zapft nicht jemand diese verdammte Hotelsuite an, Cy?
Was fürchten sie denn alle?«
    »Wir schlugen das Bangkok bereits vor, Sol, aber sie haben
Schwierigkeiten mit den Trennwänden, fanden keine geeigneten Vertiefungen oder
so.«
    »Diese Clowns in Bangkok sind arschlastige Schlafmützen. Ist das der
gleiche Tan, den wir voriges Jahr wegen Heroin festnageln wollten?«
    »Also das war Tan Ho, Sol. Dieser da ist Tan Lee. Es gibt unheimlich viele Tans dort
drüben. Tan Lee ist nur ein Strohmann. Er besorgt den Kontakt zu Fatty Hong in
Chiang Mai. Hong hinwiederum hat die Verbindungen zu den Anbauern und den
Großhändlern.«
    »Jemand sollte hingehen und das Schwein abknallen«, sagte Sol. Welches
Schwein wurde nicht ganz klar. Martello nickte dem bleichen Murphy zu, er solle
weitermachen. »Sir, die drei Männer fuhren dann hinunter zum Hafen - also Ko
und Tan Lee und Tiu, Sir -, und sie sahen sich zwanzig oder dreißig kleine
Küstenfahrzeuge an, die an der Pier entlang vertäut waren. Dann fuhren sie
zurück zum Flugplatz von Bangkok, und der Observierte flog nach Manila,
Philippinen, zu einer Zementkonferenz im Hotel Eden and Bali.«
    »Tiu flog nicht nach Manila?« fragte Martello in hinhaltender Absicht.
    »Nein, Sir. Flog nach Hause«, antwortete Murphy, und wiederum warf
Smiley einen Blick zu Martello hinüber.
    »Von wegen Zement«, rief Sol. »Waren das die Boote, die den Transport
hinauf nach Hongkong besorgen, Murphy?«
    »Ja, Sir.«
    »Wir kennen diese Boote«, erklärte Sol vorwurfsvoll. »Wir sind seit
Jahren hinter diesen Booten her. Stimmt's, Cy?«
    »Stimmt«,
bestätigte Cy prompt.
    Sol war zu
Martello herumgefahren, als wäre er persönlich daran schuld: »Sie verlassen den
Hafen sauber. Nehmen den Stoff erst an Bord, wenn sie auf See sind. Niemand
weiß, welches Boot die Fracht bekommt, auch nicht der Kapitän des betreffenden
Schiffes, bis die Barkasse längsseits anlegt und ihnen den Stoff gibt. Sobald
sie die Gewässer von Hongkong erreichen, werfen sie den Stoff über Bord, mit
Bojen dran, und die Dschunken gabeln ihn auf.« Er sprach langsam, als tue das
Sprechen ihm weh, jedes Wort quälte sich heiser heraus. »Wir liegen den Briten
seit Jahren in den Ohren, daß sie diese Dschunken hopsgehen lassen, aber diese
Schweine sind alle geschmiert.«
    »Das ist
alles, was wir haben, Sir«, sagte Murphy und legte seinen Bericht wieder auf
den Tisch.
    Wieder
flogen Engel durch den Raum. Dann verschaffte ihnen ein hübsches Mädchen mit
einem Tablett voll Kaffee und Keksen eine kurze Gnadenfrist. Aber als das
Mädchen wieder draußen war, wurde das Schweigen noch peinlicher.
    »Warum
sagen Sie's ihm nicht einfach?« knurrte Sol endlich. »Sonst könnte sein, daß
ich es tue.«
    Womit sie,
wie Martello gesagt haben würde, endlich zum Kern der Sache kamen.
    Martello
gab sich von nun an zugleich ernst und vertraulich: der Familienanwalt, der den
Erben einen Letzten Willen vorliest. »George, äh, auf unsere Bitte hin hat
Rauschgift nochmals einen Blick auf den Background und die Personalakte des
vermißten Piloten Ricardo geworfen, und sie haben, wie wir beinah vermuteten,
eine stattliche Menge Material ausgegraben, das bis dato nicht ans Licht
gekommen war, aber hätte kommen sollen, dies aufgrund verschiedener Faktoren.
Es führt meiner Ansicht nach zu nichts, jetzt auf irgendwen mit dem Finger zu
deuten, und außerdem ist Ed Ristow ein kranker Mann. Sagen wir also, daß die
Sache Ricardo, wie immer es auch passierte, in eine kleine Lücke zwischen
Rauschgift und uns hineinfiel. Diese Lücke wurde inzwischen geschlossen, und
wir möchten gern Ihre Informationen richtigstellen.«
    »Vielen
Dank, Marty«, sagte Smiley geduldig.
    »Scheint,
daß Ricardo doch noch lebt«, erklärte Sol. »Scheint, wir haben da ein erstklassiges Snafu.«
    »Ein was?« fragte Smiley scharf, vielleicht ehe die

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