Carre, John le
diesen krummen Arm«, fuhr di Salis auf ihn los. »Sie
sagten, vermutlich habe er ihn noch immer. Und um ein Haar hätten Sie es jetzt nochmals gesagt, ich hörte es
Ihrer Stimme an!«
»Also ich finde, daß wir Mr. Hibbert lang genug belästigt haben«, sagte
Connie strahlend, warf di Salis einen scharfen Blick zu und bückte sich nach
ihrer Handtasche. Aber di Salis ging nicht darauf ein.
»Ich glaube ihm nicht!« rief er mit seiner schrillen Stimme. »Wie und
wann starb Nelson? Geben Sie uns genaue Daten!« Aber der alte Mann zog nur den
Schal enger um die Schultern und wandte die Augen nicht vom Meer.
»Wir waren in Durham«, sagte Doris und blickte noch immer auf ihre
Strickarbeit, obwohl man bei diesem Licht nicht mehr stricken konnte, »Drake
kam in seinem dicken Wagen mit Chauffeur vorgefahren und besuchte uns. Er hatte
seinen Trabanten bei sich, Tiu nennt er ihn. Sie waren in Schanghai Kumpane
gewesen. Wollte eine Schau abziehen. Brachte mir ein Platinfeuerzeug und
tausend Pfund für Dads Kirche und hielt uns seinen O. B. E. im Etui unter die
Nase; zog mich in eine Ecke und sagte, ich solle nach Hongkong kommen und seine
Mätresse werden, direkt vor Dads Augen. Krampf mit Sauce! Er wollte Dads
Unterschrift für irgend etwas. Eine Bürgschaft. Sagte, er wolle in Gray's Inn
Jura studieren. In seinem Alter, nun sagen Sie mal! Zweiundvierzig! Späte
Berufung! Hat es natürlich nie vorgehabt. War alles nur Unverfrorenheit und
Geschwätz, wie üblich. Dad sagte zu ihm: >Was macht Nelson?<, und -«
»Moment bitte«, unterbrach di Salis wiederum höchst unklug. »Das Datum? Wann hat sich das
alles ereignet, bitte. Ich muß Daten haben.«
»Siebenundsechzig. Dad war kurz vor der Pensionierung, nicht wahr,
Dad?«
Der alte Mann bewegte sich nicht.
»Gut, siebenundsechzig. In welchem Monat? Bitte ganz genaue Angaben!«
Es hätte nur noch gefehlt, daß er »Ganz genaue Angaben, Weib«, gesagt hätte. Er machte Connie
ernstlich besorgt. Aber als sie wiederum versuchte, ihn zurückzuhalten,
ignorierte er sie wie zuvor.
»April«, sagte Doris nach einigem Nachdenken. »Wir hatten kurz vorher
Dads Geburtstag gefeiert. Deshalb brachte er die tausend Lappen für die Kirche.
Er wußte, daß Dad sie nicht für sich annehmen würde, denn Dad hatte immer
mißbilligt, auf welche Weise Drake zu seinem Geld kam.«
»In Ordnung. Gut. Sehr schön. April. Nelson starb also vor dem April
siebenundsechzig. Was hat Drake über die näheren Umstände berichtet. Wissen
Sie das noch?«
»Nichts. Keine Einzelheiten. Sagte ich schon. Dad fragte, und er sagte
nur >tot<, als wäre Nelson ein Hund. Soviel für die brüderliche Liebe.
Dad wußte gar nicht, wohin er sehen sollte. Es brach ihm fast das Herz, und
Drake stand da und tat keinen Pieps. >Ich habe keinen Bruder. Nelson ist
tot.< Und Dad betete noch immer für Nelson, das stimmt doch, Dad?« Jetzt
sprach der Alte. Mit der Dunkelheit hatte seine Stimme beträchtlich an Kraft
gewonnen.
»Ich betete für Nelson, und ich bete noch heute für ihn«, sagte er
offen. »Solange er lebte, betete ich, er möge auf die eine oder andere Art
Gottes Werk in der Welt tun. Ich glaubte daran, daß er das Zeug für große Dinge
hatte. Drake würde sich immer durchschlagen. Er ist zäh. Aber das Licht über
der Tür von >Lord's Life Mission« hätte nicht vergebens gebrannt, so dachte
ich immer, wenn es Nelson Ko gelänge, in China die Grundlagen für eine gerechte
Gesellschaft zu schaffen. Nelson mochte es Kommunismus nennen. Konnte es
nennen, wie er wollte. Aber drei lange Jahre hindurch schenkten deine Mutter
und ich ihm unsere christliche Liebe, und ich erlaube niemandem zu sagen,
Doris, dir nicht und auch sonst niemandem, daß man das Licht der göttlichen
Liebe für immer auslöschen kann. Sei es durch die Politik, sei es durch das
Schwert.« Er holte tief Atem. »Und jetzt ist er tot, und ich bete für seine
Seele, so wie ich für die Seele deiner Mutter bete«, sagte er, und es klang
seltsamerweise weit weniger überzeugt. »Wenn das Papismus ist, ist es mir auch
egal.« Connie war jetzt tatsächlich aufgestanden. Sie kannte die Grenzen, sie
hatte das Auge, und sie befürchtete das Schlimmste von di Salis'
Unbeherrschtheit. Aber wenn di Salis Witterung aufgenommen hatte, war er nicht
mehr zu halten. »Es war also ein gewaltsamer Tod, nicht wahr? Politik und Schwert, sagten sie. Welche Politik? Hat Drake Ihnen das
gesagt! Wirkliche Morde waren relativ selten, wie Sie wissen. Ich glaube,
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