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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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völlig im
Verständnis, George«, sagte er, diesmal im besten Circus-Jargon, »äh, Sol hat
weiße Flecken«, sagte er, wie als halbes Zugeständnis. »Wir werfen ihm einfach
nicht die ganze Strecke vor, wissen Sie, was ich meine?«
    Martello
schwieg eine Weile und sagte dann:
    »Sol
reicht bis Stufe eins. Nicht weiter. Glauben Sie mir.«
    »Und was
bedeutet Stufe eins?«
    »Er weiß,
daß Ko von Moskau kassiert. Weiß, daß er Opium schiebt. Das ist alles.«
    »Weiß er
von dem Mädchen?«
    »Also, sie
ist ein typisches Beispiel, George. Das Mädchen. Dieses Mädchen flog mit ihm
nach Bangkok. Erinnern Sie sich, wie Murphys Bericht die Reise nach Bangkok
schilderte? Sie wohnte bei ihm in der Hotelsuite. Sie flog mit ihm weiter nach
Manila. Ich sah, wie Sie mich an dieser Stelle anblickten. Fing Ihren Blick
auf. Aber wir hatten Murphy angewiesen, diesen Teil des Berichts zu streichen.
Sols wegen.« Ganz sachte schien Smiley aufzuatmen. »Der Handel steht, George«,
versicherte Martello ihm leutselig. »Nichts hinzugefügt, nichts abgezogen. Sie
drillen den Fisch, wir helfen Ihnen, ihn aufzuessen. Und inzwischen jede Hilfe,
einfach grünes Telefon abheben und ins Horn stoßen.« Er ging so weit, eine
tröstende Hand auf Smileys Schulter zu legen, nahm sie aber schleunigst wieder
weg, da er fühlte, daß diese Geste unwillkommen war. »Aber, falls Sie uns
jemals doch die Ruder
überlassen wollten, dann würden wir die Abmachung ganz einfach umkehren und -«
    »- uns die
Trümpfe aus der Hand nehmen und euch zu allem Überfluß aus der Kolonie-
rauswerfen lassen«, ergänzte Smiley den Satz für ihn. »Ich möchte noch eines
klargestellt wissen. Ich möchte es schriftlich haben. Ich möchte, daß es
Gegenstand einer Korrespondenz zwischen uns beiden ist.«
    »Ihre
Jagdpartie, Sie suchen das Wild aus«, sagte Martello überschwenglich.
    »Meine
Dienststelle wird den Fisch drillen«, beharrte Smiley in gleichbleibend
direktem Ton. »Wir werden ihn auch an Land ziehen, wenn das der korrekte
Anglerausdruck ist. Ich bin leider kein Sportsmann.«
    »An Land
ziehen, auf den Strand setzen, durchhaken, klar.« Für Guillams argwöhnisches
Auge begann Martellos guter Wille an den Kanten leicht abzustoßen.
    »Ich
bestehe darauf, daß es unsere Operation
ist. Unser Mann. Ich bestehe auf weiteren Rechten. Ihn festzuhalten und zu
behalten, bis uns der Zeitpunkt gekommen scheint, ihn weiterzugeben.«
    »Kein
Problem, George, überhaupt kein Problem. Sie nehmen ihn an Bord, er gehört
Ihnen. Sobald Sie ihn teilen wollen, rufen Sie uns an. Alles ganz einfach.«
    »Ich
schicke morgen vormittag eine schriftliche Bestätigung herüber.«
    »Ach,
machen Sie sich damit keine Mühe, George. Wir haben genügend Leute. Wir lassen
sie bei Ihnen abholen.«
    »Ich
schicke sie herüber«, sagte Smiley. Martello stand auf:
    »George,
Sie haben einen guten Vertrag abgeschlossen.«
    »Ich hatte
schon einen«, sagte Smiley. »Langley hat ihn gebrochen.«
    Sie-
schüttelten einander die Hände.
    In der
Geschichte dieses Falles kommt ein solcher Augenblick kein zweitesmal vor. Er
läuft in der Branche unter verschiedenen smarten Bezeichnungen. »Der Tag, an
dem George den Spieß umdrehte«, ist eine davon - obwohl es ihn gut eine Woche
kostete und Martellos Termin entsprechend näherrückte. Für Guillam bedeutete
der Vorgang etwas viel Imposanteres, etwas viel Schöneres als ein rein
technisches Vertauschen der Vorzeichen. Während er allmählich Smileys Absicht
begriff, während er fasziniert zusah, wie Smiley mit peinlichster Genauigkeit
seine Angelschnüre auslegte, diesen oder jenen Mitarbeiter zu sich rief, hier
einen Haken herausnahm, dort eine Klampe einsetzte, hatte Guillam das Gefühl,
einem Ozeanriesen beim Wenden zuzusehen, der gelockt, gestoppt, bugsiert wird,
bis er sich hundertachzig Grad um die eigene Achse gedreht hat.
    Was, wie
gesagt, zur Folge hatte, daß der ganze Fall auf den Kopf gestellt, der Spieß
umgedreht wurde.
    Sie
kehrten zum Circus zurück, ohne ein Wort zu wechseln. Smiley stieg den letzten
Treppenabsatz so langsam hinauf, daß Guillams Sorgen um die Gesundheit seines
Chefs erneut erwachten und er bei nächster Gelegenheit den Arzt des Circus
anrief, um ihm die Symptome zu schildern, wie er sie sah; nur um zu erfahren,
daß Smiley den Arzt vor ein paar Tagen aus anderen Gründen konsultiert hatte
und sich allem Anschein nach als unverwüstlich erwies. Die Tür des Thronsaals
schloß sich, und Fawn, der Babysitter, hatte

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