Carre, John le
verkauft«,
erwiderte Guillam zögernd.
»Und
weiter?« drängte Smiley. »Und weiter? Was folgt für uns daraus?«
»Wir
fragen uns, wem die Firma Aerosuis gehört«, fauchte Guillam, der jetzt
ausgesprochen reizbar wurde. »Genau. Vielen Dank«, sagte Smiley in gespielter
Erleichterung. »Sie haben mir den Glauben an Ihre Fähigkeiten wiedergegeben,
Peter. Und nun: was glauben Sie, wen wir an der Spitze von Aerosuis erblicken? Den Vertreter in Bangkok, keinen Geringeren.«
Guillam linste auf die Notizen auf Smileys Schreibtisch, aber Smiley
war zu schnell für ihn und klappte die Hände darüber. »Tiu«, sagte Guillam und
errötete prompt. »Hurra! Ja. Tiu. Gut gemacht.«
Aber als Smiley an diesem Abend Sam Collins holen ließ, hatten sich die
Schatten wieder über seine hängenden Züge gesenkt.
Doch die Leinen waren ausgeworfen. Nach seinem Erfolg in der
Luftfahrtindustrie wurde Toby Esterhase auf den Spirituosenhandel angesetzt
und flog in der Maske eines Mehrwertsteuerinspektors zu den westschottischen
Inseln, wo er drei Tage mit Stichproben in den Büchern einer auf den
Terminverkauf von unabgelagerten Fässern spezialisierten Whiskybrennerei zubrachte.
Er kehrte feixend wie ein erfolgreicher Bigamist zurück - um Connie zu
zitieren.
Der Höhepunkt, in den dies alles einmündete, war ein außerordentlich langes
Telegramm an Craw im Anschluß an eine feierliche Sitzung des
Einsatz-Direktoriums - der Golden Oldies, um wiederum Connie zu zitieren, unter
Hinzuziehung von Sam Collins. Diese Sitzung folgte einer ausgedehnten
Lagebesprechung mit den Vettern, bei der Smiley sich jeglicher Erwähnung des
abgängigen Nelson Ko enthielt, dafür jedoch gewisse weitere Überwachungs- und
Kommunikationsmöglichkeiten vor Ort anforderte. Seinen Mitarbeitern erklärte
Smiley seine Pläne folgendermaßen.
Bisher beschränkte sich die Operation auf das Sammeln von Informationen
über Ko und die Verzweigungen der sowjetischen Goldader. Es war alles getan
worden, um zu verhindern, daß Ko vom Interesse des Circus an seiner Person Wind
bekäme. Dann faßte er zusammen, was sie bisher erzielt hatten: Nelson, Ricardo,
Tiu, die Beechcraft, die Daten, die Verbindungslinien, die in der Schweiz
eingetragene Luftfahrtgesellschaft - die, wie sich jetzt herausstellte, weder
Geschäftsräume noch weitere Maschinen besaß. Er würde lieber, sagte er, auf die
positive Identifizierung Nelsons warten, aber jede Operation sei ein
Kompromiß, und die Zeit werde, unter anderem dank den Vettern, schon recht
knapp.
Das Mädchen erwähnte er mit keinem Wort, und nicht ein einziges Mal
während seiner Ausführungen blickte er Sam Collins an.
Dann kam er zu dem, was er schlicht als die nächste Phase bezeichnete.
»Unsere nächste Aufgabe wird sein, aus dem Patt herauszukommen. Es
gibt Unternehmen, bei denen es besser ist, wenn sie nicht zur Lösung gelangen. Und es gibt
solche, die wertlos sind, ehe sie zu einer Lösung gelangen, und »Unternehmen Delphin« gehört
zu diesen letzteren.« Er runzelte nachdenklich die Stirn, zwinkerte, riß dann
die Brille von der Nase und begann, zu jedermanns geheimen Entzücken, sie
tatsächlich mit dem breiten Ende seiner Krawatte zu putzen. »Um dieses Ziel zu
erreichen, schlage ich vor, daß wir unsere Taktik radikal ändern. Mit anderen
Worten, daß wir Ko unser Interesse an seinen Angelegenheiten kund und zu wissen
tun.«
Wie immer war Connie diejenige, die dem verblüfften Schweigen ein Ende
machte. Ihr Lächeln war auch das erste - und das wissendste.
»Er räuchert ihn aus«, flüsterte sie den anderen ekstatisch zu. »Genau
wie er es mit Bill gemacht hat, dieser schlaue Jagdhund! Sie zünden vor seiner
Tür ein Feuer an, wie, darling, und sehen zu, in welche Richtung er rennt. Oh George, Sie lieber, lieber Mann, Sie
allerbester von allen meinen Jungens, Ehrenwort!« Smileys Telegramm an Craw
beschrieb den Plan mittels einer anderen Metapher: einer, die den Außenagenten
geläufig ist. Er sprach davon, man müsse Kos Bäumchen schütteln, und aus dem
restlichen Text ging klar hervor, daß Craw sich zu diesem Zweck, trotz der
damit verbundenen beträchtlichen Risiken, Jerry Westerbys breiten Rückens
bedienen sollte.
Hierzu noch eine Anmerkung: ein paar Tage später verschwand Sam
Collins. Jeder freute sich darüber. Er kam nicht mehr, und Smiley erwähnte ihn
mit keinem Wort. In Sams Büro fand sich, als Guillam heimlich hineinschlüpfte,
um es zu inspizieren, keinerlei persönliche Habe,
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