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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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Ihr
unverbrüchliches Wort ist. Und ich gehe davon aus, daß Ihr Wort noch immer
gilt, und ich betrachte diese Übereinkunft als unwiderruflich.«
    »Sagen
Sie's ihm«, sagte Sol und marschierte hinaus, gefolgt von seinem bläßlichen
Begleit-Mormonen. An der Tür drehte ersieh um und deutete mit einem Finger auf
Smiley. »Sie fahren in unserem Wagen, und
wir sagen Ihnen, wann Sie aussteigen können und wann Sie an Deck bleiben«,
sagte er.
    Der Mormone nickte: »Klarer Fall« und lächelte Guillam wie einladend
an. Auf ein Nicken Martellos hin verließen Murphy und sein stummer Genosse
hinter den beiden anderen den Raum.
    Martello goß Drinks ein. Die Wände seines Büros waren auch aus
Rosenholz - imitiertem Rosenholzfurnier, wie Guillam feststellte -, und als
Martello ah einem Griff zog, legte er einen Eis-Automaten frei, der einen
ständigen Hagel von Kugeln in der Art von Rugby-Bällen ausspie. Er goß drei
Whiskys ein, ohne die beiden zu fragen, was sie wollten. Smiley sah völlig
fertig aus. Die pummeligen Hände umklammerten noch immer die Lehnen des Flugzeugsessels,
aber er saß zurückgelehnt wie ein ausgepumpter Boxer zwischen den Runden und
starrte zum Plafond, der mit blinzelnden Lichtern bestückt war. Martello
stellte die Gläser auf den Tisch.
    »Vielen Dank, Sir«, sagte Guillam. Martello hörte ein »Sir« immer gern.
    »Aber bitte«, sagte Martello.
    »Wem hat Ihr Hauptquartier sonst noch Mitteilung davon gemacht?« sagte
Smiley zu den Sternen. »Der Steuer? Dem Zoll? Dem Bürgermeister von Chicago?
Ihren zwölf besten Freunden? Ist Ihnen klar, daß nicht einmal meine
Vorgesetzten von unserer Zusammenarbeit mit Ihnen wissen? Gott im Himmel!«
    »Ach, nun kommen Sie schon, George. Wir müssen Politik machen, genau
wie Sie. Wir müssen Zusagen einhalten. Stimmen kaufen. Rauschgift lechzt nach
unserem Blut. Diese Drogengeschichte hat im Capitol eine Menge Sendezeit
gekriegt. Senatoren, die Unterausschüsse, der ganze Quatsch. Junge kommt als
toller Fixer aus dem Krieg zurück. Das erste, was sein Papa tut, ist, an den
Abgeordneten schreiben. Unsere Firma reißt sich nicht um alle diese üblen
Gerüchte. Sie' hat ihre Freunde gern auf der eigenen Seite. Das ist
Showbusiness, George.«
    »Dürfte ich bitte nur erfahren, wie der Handel lautet?« fragte Smiley. »Könnte
ich es wenigstens in klaren Worten erfahren?«
    »Aber, aber, es gibt keinen Handel, George. Langley kann nicht mit etwas handeln, was es nicht besitzt, und
dies hier ist Ihr Fall, Ihr Eigentum, Ihr . . . Wir angeln nach ihm -, Sie
ebenfalls, mit einem bißchen Nachhilfe von unserer Seite, mag sein -, wir tun
unser Möglichstes und dann, wenn wir, äh, keine Resultate aufweisen können,
nun, dann wird Rauschgift auch ein bißchen mitmischen und, auf sehr freundschaftliche und zurückhaltende Art, sein Glück
versuchen.«
    »Womit die
Jagd allgemein eröffnet wäre«, sagte Smiley. »Lieber Himmel, was für eine
Methode, einen Fall zu verfolgen.« Im Beschwichtigen war Martello wirklich eine
Kanone: »George, George. Angenommen,
sie nageln Ko fest. Angenommen, sie packen ihn aus heiterem Himmel, wenn er
das nächstemal die Kolonie verläßt. Wenn Ko dann in Sing-Sing schmachtet, mit
zehn bis dreißig Jahren auf dem Buckel, na, dann können wir in aller Ruhe alles
aus ihm rausholen. Ist das mit einemmal so furchtbar schlimm?«
    Ja, das
ist es, verdammt nochmal, dachte Guillam. Bis ihm plötzlich mit recht boshafter
Freude einfiel, daß Martello keine Ahnung von Bruder Nelson hatte und daß
George seine beste Karte im Ärmel behielt.
    Smiley saß
noch immer vorgebeugt da. Das Eis fn seinem Whisky hatte die Außenseite des
Glases beschlagen, und eine Zeitlang starrte er darauf und beobachtete, wie die
Tränen bis auf den Rosenholztisch herabrannen.
    »W' e lange haben wir also für unseren Alleingang Zeit?« fragte Smiley. »Wieviel
Vorgabe haben wir, ehe die Rauschgiftleute hereinplatzen?«
    »Wir sind
nicht unbeweglich, George. Das auf keinen Fall. Es ist eine Frage der
Parameter, wie Cy sagte.«
    »Drei
Monate?«
    »Das ist
reichlich, ein bißchen reichlich.«
    »Weniger
als drei Monate?«
    »Drei
Monate, innerhalb von drei Monaten, zehn bis zwölf Wochen - so in dieser Spanne, George. Bleiben wir elastisch. Eine Sache unter
Freunden. Drei Monate höchstens, würde ich sagen.« Smiley atmete mit einem
langen Seufzer aus. »Gestern hatten wir noch endlos viel Zeit.«
    Martello
ließ den Schleier ein paar Zoll weit fallen. »Sol ist nicht so

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