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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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die
unvermeidlichen nackten braunen Kinder vergnügt in einem schlammgefüllten
Krater herum. Die Sonne war durch die Wolken gebrochen, und Jerry hatte trotz
des Gebrülls der Motoren die Illusion, in einen stillen Sommertag
hinauszutreten. In Phnom Penh fand der Krieg, anders als an irgendeinem Ort,
den Jerry kannte, in einer Atmosphäre des Friedens statt. Er erinnerte sich an
seinen letzten Aufenthalt hier, ehe die Bombardierungen eingestellt worden
waren. Eine Gruppe von Air-France-Passagieren auf dem Flug nach Tokio war
neugierig auf einer Piste herumgeschlendert, ohne die geringste Ahnung, daß sie
mitten in einer Schlacht gelandet waren. Niemand sagte ihnen, daß sie Deckung
nehmen sollten, niemand begleitete sie. F -4- und 111 -Maschinen
pfiffen über den Platz, im nahen Umkreis wurde geschossen, Hubschrauber von Air
America luden die Toten in Netzen ab, wie gräßliche Fänge aus einem roten
Meer, und um starten zu können, mußte die Boeing 707 im Schneckentempo über das ganze Flugfeld Spießruten laufen. Fasziniert
beobachtete Jerry, wie sie aus der Feuerlinie watschelte, und die ganze Zeit
über wartete er auf den Plumps, der ihm sagen würde, daß sie in den Schwanz
getroffen sei. Aber sie machte weiter, als seien die Unschuldigen kugelfest,
und entschwand graziös in friedliche Höhen.
    Ironischerweise stellte er nun, da das Ende so nah war, fest, daß die
Fracht vorwiegend dem Überleben diente. Am anderen Ende des Flugplatzes
landeten und starteten riesige silberne amerikanische Charterfrachtflugzeuge, 707 und große viermotorige Turboprop C 130 mit der Aufschrift Transworld Bird
Airways oder auch ohne jede Aufschrift, in
unbeholfenem, gefährlichem Hinundher, brachten den Reis aus Thailand und Saigon
und das Öl und die Munition aus Thailand. Während er zum Flughafengebäude
hastete, sah Jerry zwei Landungen, und jedesmal hielt er den Atem an und
wartete auf das letzte Aufbrüllen der Jets, wenn sie nach langem Manövrieren
innerhalb der Verschalung aus erdegefüllten Munitionskisten am weichen Ende
der Landebahn zitternd zum Stehen kamen. Noch ehe sie stillstanden, waren
bereits Lastträger in Tarnjacken und Helmen wie unbewaffnete Truppen aufgetaucht,
um die kostbaren Säcke aus den Laderäumen zu zerren.
    Doch nicht einmal diese bösen Omina konnten seine Freude, wieder
hierzusein, trüben.
    »Vous resiez combien de temps, monsieur?« fragte ihn der Einwanderungsbeamte.
    » Toujours, altes Haus«,
sagte Jerry. »So lange Sie mich behalten wollen. Länger.« Er dachte daran, sich
gleich hier nach Charlie Marshall zu erkundigen, aber der Flugplatz wimmelte
von Polizisten und Spitzeln jeder Art, und solange er nicht wußte, womit er es
eigentlich zu tun hatte, hielt er es für klüger, sein Interesse nicht
kundzutun. Er sah ein buntes Aufgebot alter Maschinen mit neuen Abzeichen, aber
keine, die Indocharter gehörte, deren eingetragene Kennzeichen, wie Craw ihm
bei der letzten Instruktion, kurz ehe er Hongkong verließ, gesagt hatte, Kos
Rennfarben sein sollten: Grau und Blaßblau. Er nahm ein Taxi und setzte sich
neben den Fahrer, dessen höfliche Angebote von Mädchen, Shows, Clubs und
Jungens er freundlich dankend ablehnte. Die Leuchtspurgeschosse zogen
orangefarbene Lichtbogen über den schief ergrauen Morgenhimmel. Er trat in ein
Kurzwarenlädchen, um au cours
flexible Geld einzutauschen. Er liebte diesen
Ausdruck. Die Geldwechsler waren meist Chinesen, erinnerte er sich. Dieser war
Inder. Die Chinesen rücken beizeiten ab, aber die Inder bleiben, um das Gerippe
vollends abzunagen. Rechts und links der Straße lag das Elendsviertel.
Flüchtlinge kauerten überall, kochten, dösten in schweigenden Gruppen. Ein
Kreis kleiner Kinder ließ eine Zigarette von Mund zu Mund gehen.
    »Noms sommes un village aVec une population des millions«, sagte der Fahrer in seinem Schulfranzösisch. Ein Militärkonvoi kam
ihnen entgegen, hielt sich mit aufgeblendeten Scheinwerfern in der Mitte der
Straße. Der Taxichauffeur fuhr gehorsam in den Dreck. Das Schlußlicht bildete
ein Krankenwagen, dessen beide Türen offenstanden. Die Leiber waren mit den
Füßen nach draußen gestapelt, die Beine glichen Schweinspfoten, voll Striemen
und Quetschungen. Ob tot oder lebendig war ziemlich egal. Sie kamen an einem
von Raketen zerstörten Haufen Pfahlhäuser vorüber und fuhren auf einer Platz,
der aussah wie in einer französischen Provinz: ein Restaurant, eine Epicerie,
ein Charcutier, Werbeplakate für Byrrh und

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