Carre, John le
aus dem Tritt zu bringen.
»Mellon. Wer ist dieser Mellon?« fragte
er. Aber der sanfte Tonfall machte Charlie schläfrig und er fing an, mit dem
Haus im Dreck zu spielen, zeichnete einen Kamin und Rauch hinzu.
»Los, verdammt nochmal! Mellon.
Mellon!« schrie Jerry ihm 1 direkt ins Gesicht und versuchte, ihm
durch den Schock die Antwort zu entringen. »Mellon, du ausgeflipptes Wrack! Trips
nach Hongkong!« Er zog Charlie auf die Füße und schüttelte ihn wie eine
Lumpenpuppe, aber er mußte sehr lang schütteln, bis die Antwort herauskam, und
inzwischen beschwor Charlie Marshall ihn, doch zu begreifen, wie es sei, wenn
man liebe, wirklich liebe, eine verrückte rundäugige Nummer, und dabei wisse,
daß man sie nie kriegen würde, nicht mal für eine Nacht. Mellon sei ein
schmieriger englischer Kaufmann gewesen, niemand habe gewußt, was er eigentlich
tat. Ein bißchen dies, ein 1 bißchen das, sagte Charlie. Die Leute hatten Angst vor ihm. Mellon
sagte, er könne Lizzie ins große Heroingeschäft bringen. »Mit Ihrem Paß und
Ihrer Figur«, hatte Mellon offenbar zu ihr gesagt, »können Sie in Hongkong ein-
und ausgehen wie eine Prinzessin.«
Erschöpft sank Charlie zu Boden und kauerte sich vor seinem Haus
nieder. Jerry hockte sich neben ihn und packte Charlies Kragen, vorsichtig, um
ihm nicht wehzutun.
»Das hat sie also für ihn getan, wie, Charlie? Lizzie hat für Mellon Stoff
transportiert.« Mit der Handfläche drehte er behutsam Charlies Kopf herum, bis
die blicklosen Augen direkt in die seinen starrten.
»Lizzie tut's nicht für Mellon, Voltaire«, verbesserte Charlie ihn. »Lizzie tut's für Ricardo. Lizzie liebt nicht Mellon. Sie
liebt Ric und mich.«
Charlie starrte düster auf das Haus hinunter und brach unvermittelt in
heiseres schmutziges Lachen aus, das er nach einiger Zeit kommentarlos wieder einstellte.
»Du hast es vermurkst, Lizzie!« rief Charlie tadelnd und stach mit dem
Finger in die Haustür. »Du hast es vermurkst, wie üblich, Herzchen! Du redest
zu viel. Warum sagst du allen, du bist die Königin von England? Warum sagst du
jedem, du bist große Spionierdame? Mellon wird sehr sehr böse auf dich, Lizzie.
Mellon wirft dich raus, glatt raus auf deinen Hintern. Ric wird auch ganz schön
böse, weißt du noch? Ric verdrischt dich, und Charlie muß dich mitten in der
verdammten Nacht zum Doktor bringen, weißt du noch? Du hast eine verteufelt
große Klappe, Lizzie, hörst du? Du bist meine Schwester, aber du hast die
verdammt größte Klappe von der Welt!« Bis Ricardo sie ihr geschlossen hat,
dachte Jerry und sah die tiefen Narben an ihrem Kinn vor sich. Weil sie das
Geschäft mit Mellon verpatzt hatte.
Während er noch immer neben Charlie hockte und ihn am Genick gepackt
hielt, beobachtete Jerry, wie die Welt um ihn versank und an ihrer Stelle sah
er Sam Collins unterhalb von Star Heights im Auto sitzen, mit freiem Ausblick
auf die achte Etage, während er um elf Uhr nachts die Rennseite der Zeitung
studierte. Nicht einmal das Aufplumpsen einer Rakete, die ziemlich nah niederging,
konnte diese gespenstische Vision verscheuchen. Auch hörte er über das Donnern
der Mörser hinweg Craws Stimme, die sich über das Thema von Lizzies
Kriminalität ausließ. Wenn Ebbe in der Kasse war, hatte Craw gesagt, schickte
Ricardo sie mit kleinen Päckchen über die Grenzen.
Und wie hat das die Stadt London erfahren, Ehrwürden - hätte er Old Craw gern gefragt
-, wenn nicht von Sam ColJins, alias Mellon persönlich?
Ein dreißig Sekunden dauernder Wolkenbruch hatte Charlies in den
Schmutz gekratztes Haus weggewaschen, und er war wütend darüber. Er patschte
auf allen vieren herum und suchte es, schluchzte und fluchte wie ein
Besessener. Der Anfall ging vorüber, und er fing wieder an, von seinem Vater zu
sprechen und wie der alte Mann seinem unehelichen Sohn eine Anstellung bei
einer angesehenen Luftfahrtgesellschaft in Vientiane verschafft hatte - obwohl
Charlie damals die Fliegerei überhaupt hatte aufstecken wollen, weil seine
Nerven nicht mehr mitmachten. Eines Tages hatte der General offenbar die Geduld
mit seinem Charlie verloren. Er. trommelte seine Leibgarde zusammen und j stieg von seinem Horst in den
Shangebirgen in eine kleine Opiumstadt namens Fang herab, unweit der Grenze
innerhalb von Thailand. Dort blies der General Charlie den Marsch wegen seines verschwenderischen
Wandels, wie es die Patriarchen auf der ganzen Welt tun.
Charlie bediente sich eines ganz speziellen Quäkens,
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