Carre, John le
wenn er den Vater
sprechen ließ, und dazu blies er in militärischer Entrüstung die abgezehrten
Backen auf:
»>Jetzt wirst du ausnahmsweise mal anständige Arbeit tun, verstanden
du kweilo-Bastard! Jetzt ist Schluß mit den Pferdewetten und dem Suff und dem
Opium, verstanden! Und nimm gefälligst diese Bolschewikensterne vom Kittel und
schick deinen sauberen Freund Ricardo zum Teufel. Und sein Weibsbild wirst du
ihm auch nicht mehr bezahlen, verstanden? Weil ich dich nämlich nicht einen Tag
länger auf dem Hals haben will, nicht eine Stunde, du Spinnenbastard, und ich hasse
dich so, daß ich dich eines Tags noch umbringe, weil du mich an diese korsische
Hure, deine Mutter, erinnerst !<«
Dann beschrieb er seinen Job, und wiederum hatte Charlies Vater, der
General, das Wort:
»»Gewisse sehr feine Chiu-Chow-Gentlemen, sehr gute Freunde von sehr
guten Freunden von mir, haben zufällig an einer gewissen Fluggesellschaft eine
Mehrheitsbeteiligung. Auch habe ich gewisse Aktien dieser Gesellschaft. Und
diese Gesellschaft trägt zufällig den angesehenen Namen Indocharter Aviation.
Was, du lachst, du kweilo-Aiie ! Das soll dir bald vergehen! Diese guten Freunde also tun mir einen
Gefallen und helfen mir mit meinem schändlichen dreibeinigen
Spinnenbastardsohn, und ich bete aufrichtig, daß du vom Himmel runterfällst und
dir dein Genick brichst.««
Also flog Charlie für Indocharter das väterliche Opium: anfangs ein,
zwei Flüge pro Woche, aber regelmäßige, ehrliche Arbeit, und er tat sie gern.
Sein Mumm kehrte zurück, seine Nerven beruhigten sich, und er empfand echte
Dankbarkeit für seinen alten Herrn. Er versuchte natürlich, die
Chiu-Chow-Jungens zu überreden, daß sie auch Ricardo nähmen, aber sie wollten
nicht. Nach ein paar Monaten ließen sie sich herbei, Lizzie zwanzig Dollar pro
Woche dafür zu zahlen, daß sie im Empfangsbüro saß und den Kunden schöne Augen
machte. Das seien die goldenen Tage gewesen, ließ Charlie durchblicken. Charlie
und Lizzie verdienten das Geld, Ricardo steckte es in immer blödsinnigere
Projekte, alle waren glücklich, alle waren beschäftigt. Bis eines Abends Tiu
erschien, gleich einer Nemesis, und ihnen den ganzen Spaß verdarb. Er kam
herein, als sie gerade Büroschluß machten, einfach so von der Straße herein,
ohne vorherige Anmeldung, fragte nach Charlie Marshall und bezeichnete sich
selber als Angehörigen der Firmenleitung in Bangkok. Die Chiu-Chow-Boys kamen
aus dem rückwärtigen Büro, warfen einen einzigen Blick auf Tiu, erklärten ihn
für glaubwürdig und verkrümelten sich schleunigst.
Charlie unterbrach sich, um an Jerrys Schulter zu schluchzen. »Jetzt
hören Sie mir mal gut zu, altes Haus«, beschwor Jerry ihn. »Hören Sie. Jetzt
kommt das, was ich hören möchte. Sie erzählen es mir ganz genau, und dann
bring' ich Sie nach Hause. Ehrenwort. Bitte.«
Aber Jerry schätzte die Lage falsch ein. Es ging nicht mehr darum,
Charlie zum Sprechen zu bringen. Jerry war jetzt die Droge, von der Charlie
Marshall abhing. Es ging auch nicht mehr darum, ihn festzuhalten. Charlie
Marshall klammerte sich an Jerrys Brust, als wäre sie das letzte Rettungsfloß
auf seinem einsamen Meer, und ihre Unterhaltung war zu einem verzweifelten
Monolog geworden, aus dem Jerry sich seine Fakten herausfischte, während
Charlie Marshall um die Aufmerksamkeit seines Peinigers bettelte und
schmeichelte und heulte, Witze riß und unter Tränen über sie lachte. Flußab
feuerte eines von Lon Nols Maschinengewehren, das noch nicht an die Roten
Khmer verkauft war, beim Schein einer weiteren Leuchtkugel Leuchtspurmunition
in den Dschungel. Lange goldene Pfeile flogen gebündelt über und unter dem
Wasser dahin und brannten eine kleine Höhlung aus, wo sie in den Bäumen
verschwanden.
Charlies schweißnasses Haar kitzelte Jerry am Kinn, und Charlie
schnatterte und sabberte zugleich.
»Mr. Tiu will in keinem Büro nicht sprechen, Voltaire. O nein! Mr. Tiu
ist auch nicht sehr gut angezogen. Mr. Tiu ganz und gar Chiu-Chow, er benutzt
Thai-Paß wie Drake Ko, er benutztverrückten Namen und macht ganz ganz kleinen
Mann, wenn er nach Vientiane kommt. >Captain Marshalh, sagt er zu mir,
>wie gern möchten Sie eine Menge Extrageld verdienen mit eine interessanten
und abwechslungsreichen Arbeit außerhalb Ihrer Tätigkeit bei der Firma? Möchten
Sie für mich einmal außer der Reihe fliegen? Wie ich höre, sind Sie jetzt
wieder ein ganz großartiger Pilot, sehr gute Nerven. Vielleicht möchten
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