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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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vor, um sein Glas abzusetzen, aber das
Straffen seiner Schultern und das Zusammenziehen seiner Bauchmuskeln konnte er
nicht verbergen. Er wandte' sich betont träge zu Jerry, um ihm ein höchst
freundschaftliches Lächeln zu schenken, aber in seinen Augen war ein Schimmer,
der einem Angriffsignal glich; so daß Jerry, als Ricardo die Hand ausstreckte und
ihm mit der Rechten einen liebevollen Klaps auf die Wange gab, auf dem Sprung
war, sich nach hinten zu werfen, die Hand zu packen und Ricardo wenn möglich
quer durchs Zimmer zu schleudern.
    »Fünf Millionen Taler, Voltaire!« rief Ricardo in flammender Erregung,
»fünf Millionen! Hören Sie, wir müssen was für den armen Charlie Marshall tun,
okay? Aus Liebe. Charlie ist immer pleite. Vielleicht könnten wir ihn einmal
den Fußballfond verwalten lassen. Moment. Ich hole uns noch eine Flasche
Whisky, wir feiern.« Er stand auf, neigte den Kopf zur Seite und streckte die
nackten Arme aus. »Voltaire«, sagte er sanft. » Voltaire !« Liebevoll kniff er Jerry in
beide Backen und küßte ihn.
    »Hören Sie, Ihr Jungens habt da allerhand ausgegraben! Der Verleger,
für den Sie arbeiten, ist ein cleverer Bursche. Sie sollen mein
Geschäftspartner sein. Sie haben das Sagen. Okay? Ich brauche einen Engländer
in meinem Leben. Ich muß noch wie Lizzie werden, einen Schulmeister heiraten.
Tun Sie das für Ricardo, Voltaire? Halten Sie mich ein bißchen im Zaum?«
    »Kein Problem«, sagte Jerry und erwiderte das Lächeln. »Spielen Sie
einen Moment mit den Ballermännern, okay?«
    »Klar.«
    »Muß den Mädchen eine Kleinigkeit sagen.«
    »Klar.«
    »Familienangelegenheit.«
    »Ich bleibe hier.«
    Jerry sah ihm durch die Falltür gespannt nach. Mickey, der Chauffeur,
wiegte das Baby auf den Armen und kitzelte es hinterm Ohr. In einer irren Welt
muß man die Fiktion aufrechterhalten, dachte er. Bis zum bitteren Ende dabei
bleiben, und ihm den ersten Biß überlassen. Jerry ging zum Schreibtisch zurück,
nahm Ricardos Stift, seinen Schreibblock und schrieb eine nichtexistente
Adresse in Hongkong darauf, wo er jederzeit erreichbar wäre. Ricardo war noch
immer nicht zurück, aber als Jerry aufstand, konnte er ihn aus den Bäumen
hinter dem Wagen hervorkommen sehen. Er hat eine Schwäche für Verträge, dachte
er. Geben wir ihm was zu unterschreiben. Er nahm ein neues Blatt Papier: Ich, Jerry Westerby, versichere hiermit an Eides statt, daß ich mit
meinem Freund Captain Tiny Ricardo den gesamten Ertrag aus unserer gemeinsamen
Auswertung seiner Lebensgeschichte teilen werde, schrieb er, und setzte seinen Namen darunter. Ricardo kam jetzt die
Treppe herauf. Jerry war versucht, sich aus dem privaten Armeemuseum zu bedienen,
aber er mutmaßte, daß Ricardo genau das von ihm erwartete. Während Ricardo
nochmals die Gläser vollgoß, überreichte Jerry ihm die beiden Papiere.
    »Ich werde einen amtlich beglaubigten Vertrag aufsetzen«, sagte er und
blickte Ricardo direkt in die Augen. »Ich kenne einen englischen Anwalt in
Bangkok, dem ich absolut vertraue. Er soll den Vertrag prüfen und Ihnen zur
Unterschrift bringen. Danach wollen wir die Marschroute festlegen, und ich
werde mit Lizzie sprechen. Okay?«
    »Klar. Hören Sie, draußen ist es schon dunkel. In den Wäldern stecken
eine Menge Banditen. Bleiben Sie über Nacht. Ich spreche mit den Mädchen. Die
mögen Sie. Sagen, Sie sind ein sehr starker Mann. Nicht so stark wie ich, aber
stark.« Jerry sagte etwas, daß er keine Zeit verlieren dürfe. Er wolle morgen
in Bangkok sein, sagte er. Für seine eigenen Ohren klang es so lahm wie ein
dreibeiniges Muli, vielleicht gut genug, um irgendwo reinzukommen, aber nie
wieder raus. Aber Ricardo schien zufrieden, ja erfreut. Vielleicht ein
Hinterhalt, dachte Jerry, irgendwas, das der Colonel arrangiert. »Gott
befohlen, Pferdeschreiber. Gott befohlen, mein Freund.« Ricardo legte beide
Hände um Jerrys Nacken und ließ die Daumenspitzen auf Jerrys Kiefer ruhen, dann
zog er Jerrys Kopf nach vorn und zu sich heran und küßte ihn. Jerry ließ es zu.
Obwohl sein Herz hämmerte und sein nasses Rückgrat bei der Berührung mit dem
Hemd wie eine Wunde schmerzte, ließ Jerry es zu. Draußen war es fast dunkel.
Ricardo begleitete sie nicht zum Wagen, sondern sah ihnen milde von dem Platz
unter den Pfählen aus nach, und die Mädchen saßen zu seinen Füßen, während er
mit beiden nackten Armen winkte. Vor dem Wagen blieb Jerry stehen, drehte sich
um und winkte zurück. Die letzten

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