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Carre, John le

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Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Art Held (Smiley Bd 6)
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Neubestallung verwickelt sei. Es war
anscheinend vorgekommen - und wiederum lieferte der arme Tufty Thesinger in
Hongkong das nächstliegende Beispiel -, daß Bill Haydon mit voller Absicht die
Überbewertung lahmliegender Residenten betrieben hatte, solcher, die
zuverlässig keine eigene Initiative entwickeln würden. Sollten sie nun nach
ihrem wirklichen Wert entlohnt werden oder nach dem künstlich hochgetriebenen,
den Haydon ihnen zum Schaden der Sache verliehen hatte? In anderen Fällen
wiederum hatte Haydon zu seiner eigenen Sicherheit Entlassungsgründe
gedrechselt. Sollten solche Leute die volle Pension erhalten? Hatten sie
Anspruch auf Wiedereinstellung? Ratlose junge Minister, die seit den Wahlen neu
ins Amt gekommen waren, trafen tapfere und widersprüchliche Entscheidungen.
Die Folge war, daß ein trauriger Zug von getäuschten Circus-Außenleuten,
Männern und Frauen, von Smiley abgefertigt werden mußte und die Housekeepers
angewiesen wurden, aus einschlägigen Gründen - und vielleicht auch um der
Ästhetik willen - auf keinen Fall einen dieser Heimkehrer aus ausländischen
Stützpunkten einen Fuß ins Innere des Hauptgebäudes setzen zu lassen. Auch
duldete Smiley keinerlei Kontakt zwischen den Verdammten und den noch einmal
Davongekommenen. Also eröffneten die Housekeepers, mit widerwilligem
Einverständnis des Walisers Hammer, in einem gemieteten Haus in Bloomsbury eine
Meldestelle, die sie als Sprachenschule tarnten (Besuch nur nach vorheriger
Vereinbarung) und mit einem Quartett aus Beamten der Zahl- und Personalstelle
bemannten. Aus dieser Einrichtung wurde alsbald die Bloomsbury Group, und man
hörte, daß Smiley es sich nicht nehmen ließ, manchmal auf ein abgezwacktes
Stündchen oder so hinüberzuhuschen und, wie bei einem Trauerbesuch,
verschiedenen, ihm häufig unbekannten Gesichtern sein Beileid auszusprechen.
Dann wieder, je nach Stimmung, sprach er kein Wort, sondern thronte nur
geheimnisvoll und buddhagleich in einer Ecke des staubigen Vernehmungsraums.
Was trieb ihn dorthin? Was suchte er? Wenn der Grund Zorn war, dann war es ein
Zorn, der ihnen in jenen Tagen allen gemeinsam war. Sie konnten nach einem
langen Tagewerk in der Rumpelkammer unterm Dach sitzen, scherzend und
schwatzend; aber wenn jemand den Namen Karla oder seines Maulwurfs Haydon
verlauten ließ, senkte sich eisiges Schweigen über den Raum, und nicht einmal
die gerissene alte Connie Sachs, die Moskau-Tante Bann zu brechen. Sogar noch
ergreifender waren in den Augen seiner Untergebenen Smileys Bemühungen,
wenigstens einen Teil der Agentennetze aus dem Schiffbruch zu retten. Innerhalb
eines Tages nach Haydons Festnahme waren alle neun Netze des Circus in Rußland
und Osteuropa tot gewesen. Die Funkverbindung abgerissen, der Kurierverkehr
eingestellt, und man durfte mit gutem Grund annehmen, daß etwaige echte
Circus-Agenten, die. sich dort befunden hatten, über Nacht aufgerollt worden
waren. Aber Smiley widersetzte sich leidenschaftlich dieser billigen Ansicht,
genau wie er es nicht hinnehmen wollte, daß Karla und die Moskauer Zentrale im
Verbund unschlagbar tüchtig seien, oder tadellos, oder logisch. Er entnervte
Lacon, er entnervte die Vettern in ihren weitläufigen Anbauten am Grosvenor
Square, er bestand darauf, daß die Funkfrequenzen der Agenten weiterhin
abgehört würden, und trotz erbitterter Proteste des Foreign Office - Roddy
Martindale wie immer an vorderster Stelle - ließ er durch die Auslandsdienste
von BBC unverschlüsselte Meldungen ausstrahlen, wonach jeder lebende Agent,
der sie zufällig hörte und das Codewort kannte, sich unverzüglich auf die
Socken machen solle. Und, ganz allmählich und zu ihrem großen Erstaunen, trafen
winzigkleine Lebenszeichen ein, wie verstümmelte Botschaften von einem anderen
Stern.
    Zuerst
meldeten die Vettern in der Person ihres verdächtig offenherzigen Londoner
Dienststellenleiters Martello vom Grosvenor Square, daß ein amerikanischer
Fluchtkanal zwei britische Agenten durchschleuse, einen Mann und eine Frau. Sie
würden zu dem alten Badeort Sochi am Schwarzen Meer gebracht, wo ein kleines
Boot für den, wie Martellos schweigsame Leute es hartnäckig nannten,
»Exfiltrationsauftrag« bereitlag. Der Beschreibung nach handelte es sich um
die Tschurajews, Knotenpunkte des Netzes Contemplate, das für Georgien und die Ukraine zuständig war. Ohne die Genehmigung
des Schatzamtes abzuwarten, holte Smiley einen gewissen Roy Bland aus der
Versenkung hervor, einen

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